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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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hervortretenden Knochen und Sehnen, und der Puls flatterte im Netz der Blutgefäße.
    Sterben ...
       Nein.
         wir sterben zusammen ...
            Nein.
               wir sterben an der Kälte? ...
                  NEIN!
                     sokaltblutlangsamherzlangsam ...
                         NEIN ICH/ICH WÄRME UNS!!

    Der vereinigte Geist kämpfte. Die eine Hälfte drängte es, sich loszureißen und Monaten des Leidens ein Ende zu setzen. Die andere, gnadenlos in ihrer Liebe, befahl Leben.
    (psychoki   A     netische
    gefäßer     A weiternde)
    Stimu     A    lierung
    A
    A
    H
    !
    Der Schmerz rührte hauptsächlich von den infizierten Gesichtsnerven her. Und von der feuchten Kälte. Kuhal, der kaum genug PK hatte mobilisieren können, um den stockenden Blutkreislauf seines Bruders in Gang zu bringen, bereitete sich jetzt darauf vor, den Schmerz von neuem mit seiner redigierenden Fähigkeit zu dämpfen. Dazu reichte seine Kraft fast nicht mehr aus. Es war die zehnte Nacht hintereinander, in der er nicht geschlafen hatte, die äußerste Grenze. Morgen mußten sie hier aufbrechen. Schlafen, warm und trocken werden, nahrhaftes Essen finden. Fians Lebenswille war fast auf Null herabgesunken.
    Schlaf, Fian.
      ja
    Schlaf, lieberBruder.
      ja
    Schlaf, Seelenspiegel.
      ja
    Schlaf, sanfter Einflüsterer,
      ja
    Schlaf, geliebtesverwundetesSelbst.
      ja
    Schlaf, FianGeistvonmeinemGeist, schlaf.
       (Theta-Wellen in langsamem Rhythmus)
    Schlaf.
    Den größten Teil des Tages hatte Fian deliriert, und die mentalen Stürme der rechten Gehirnhälfte ergriffen die von Erschöpfung betäubten Verteidigungen der linken an, bis Kuhal selbst eine Halluzination hatte.
    Er war den ewigen Strand entlanggewandert und hatte Fian in dem gefundenen Firvulag-Lederboot durch das seichte Wasser gezogen. Plötzlich sah er eine Stadt in dem Nebel weit draußen auf dem Meer. Sie leuchtete wie eine erdgebundene Sonne - Muriah, in voller Pracht wiedergeboren! Kuhal hörte die Tanu-Frauen das Lied singen, Zuschauer in der Arena beim Frühlingssportfest jubeln, Glastrompeten schmettern und juwelenbesetzte Schwerter auf Glasschilden dröhnen.
    Hingerissen ließ er den Strick des Bootes fahren. Zu Hause! Sie waren beinahe zu Hause! Nach Monaten, in denen sie an der afrikanischen Küste westwärts gekrochen waren - elend, halb wahnsinnig, verhungernd, mit metapsychischer Impotenz geschlagen - war doch noch ein Wunder geschehen.
    Mit ausgestreckten Armen watete Kuhal ins tiefe Wasser auf die Vision zu.
    Der schwerer verwundete Bruder, dessen Anteil am Gehirn die größere intuitive Begabung hatte, erkannte das Phantom als das, was es war. Einen Fetzen an koerzibler Kraft zusammenraffend, hatte er Kuhal gezwungen, umzukehren und den Strick wieder in die Hand zu nehmen.
    »Jetzt werden wir zusammen zu der Gesegneten Insel reisen«, hatte Fian gesagt.
    Aber Kuhais geistige Verwirrung war vorüber. Entschlossen wählte er das Leben für sie beide. Sie kamen ans Ufer.
    »Ich sterbe langsam«, hatte Fian gesagt. »Warum kein Ende machen?«
    »Du wirst nicht sterben. Ich lasse dich nicht sterben. Wir werden es schaffen, das europäische Festland zu erreichen. Sobald der Regen aufhört, wird der Wind sich auf Süden drehen. Ich werde ein Segel für das Boot herstellen.«
    »Es würde uns nichts nützen, ans jenseitige Ufer überzusetzen. Die anderen sind alle in der Flut ertrunken.«
    »Das wissen wir nicht! Unsere Fernwahrnehmung ist so geschwächt, daß wir nur noch bis auf Hörweite hinausgelangen - höchstens.«
    »Kuhal! Geist von meinem Geist. Nichts gibt es mehr für uns als Tod ... wenn wir vereinigt bleiben wollen.«
    Schreiend hatte Kuhal es abgestritten. Der Tod war unvorstellbar. Eine Trennung war unvorstellbar. »Vertraue mir! Du hast mir immer vertraut, bist mir immer gefolgt. Wir sind eins.«
    Und der Schmerz und die Hoffnungslosigkeit wuchsen, und Fian sagte: »Wenn du mir nicht folgen willst, muß ich vielleicht allein gehen.«
    »Nein!« Auf Kuhais niedrigster bewußter Ebene kroch die Wahrheit heraus: Ich fürchte mich ...
    In dem vom Regen gepeitschten Unterschlupf sitzend, hielt Kuhal Erderschütterer, der Zweiter psychokinetischer Lord unter dem großen Nodonn gewesen war, seinen Zwillingsbruder fest. Das Feuer zischte; bald würde der Regen es auslöschen. Fians Gehirnwellen waren langsam und friedlich. Er spürte keinen Schmerz. Aber für den

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