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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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wachenden Bruder war es anders:
    (Langsame Theta-Wellen)
    (Langsame Theta-Wellen) FURCHT (Langsame Theta-Wellen)
    (Langsame Theta-Wellen)

9
    Es goß und war schon ziemlich dunkel, als der Ronin Yoshimitsu Watanabe an das zwölfte Troll-Tor auf der Redon-Straße kam.
    »Dreckige Firvulag-Erpresser«, brummelte er.
    Yosh zog die Zügel an und erwog die Angelegenheit mit müdem Abscheu. Er hatte schon soviel Zeit verloren beim Durchschwimmen überfluteter Furten und bei Umwegen um Ausspülungen und Erdrutsche. Wenn er Goriah heute nacht überhaupt noch erreichte, würde es in den frühen Morgenstunden sein, wo ein Reisender, selbst wenn er Geld hatte, schwer Unterkunft fand. Und wenn er pleite war ...
    Yoshs ausgehungerte Chaliko-Stute nutzte den Halt, um sich ein paar Chufas aus der schlammigen Erde zu wühlen. Er drängte sie mit einem leisen »Hup, Kiku« zum Weitergehen. Kiku kam an den Rand eines Abgrunds, blickte auf den schäumenden Strom unten und wieherte ängstlich. Die Schlucht war schmal, aber außerordentlich steil und von angeschwemmtem Holz verstopft. Überspannt war sie von einer einfachen
    Brücke aus Stämmen, mit dem Breitbeil behauen. An beiden Enden befand sich ein »Tor«, ein mannshohes Steinmal mit einer Stange an der Spitze, von der eine Laterne aus gefärbtem Pergament in der Form eines phantastisch gehörnten Schädels baumelte. Im Gehäuse eingesperrte große Feuerfliegen sorgten für eine unstete Beleuchtung.
    Wenn ein Reisender die Brücke benutzen wollte, mußte er die übliche Opfergabe in Löcher am Fuß des Steinmals legen. Tat er es nicht, lief er Gefahr, von dem Troll gefressen zu werden.
    Yosh öffnete seinen capeartigen Mino und ließ ihn von den Schultern gleiten, so daß die unheilverkündende Pracht seines rotverschnürten Uma-Yoroi für jeden nächtlichen Räuber deutlich zu erkennen war. Mit zwei schnellen Bewegungen ersetzte er seinen StrohRegenhut durch den gepanzerten Kabuto. Als seine Hände von seinem Kopf niedersanken, griffen sie den imitierten (aber tödlichen) Nodachi, der in der Scheide hinter seiner rechten Schulter steckte.
    Yosh hielt das Langschwert vor sich hin. Er und Kiku standen so bewegungslos wie eine Reiterstatue. Die geisterhaften Laternen hüpften und flackerten. Lauwarmer Regen prasselte auf die Dschungelgewächse nieder, und ein paar Baumfrösche quarrten ein Frühlingsmadrigal.
    »Nun hör mal zu, du!« rief Yosh mit hallender Stimme. »Ich bin ein Mann von Ehre. Ich halte zu der Mensch en-Firvulag-Allianz. Ich habe eure verdammten Zölle auf dem ganzen Weg vom Pariser Becken ohne Murren bezahlt. Aber jetzt habe ich nur noch drei Silbermünzen übrig. Gebe ich sie dir, bin ich völlig abgebrannt, wenn ich heute nacht in Goriah einziehe. Kein Geld, um ein Bett, Essen, Futter für mein Reittier oder sonst etwas zu kaufen. Deshalb bezahle ich nicht! Du wirst dir dein Geld holen müssen!«
    Die Frösche verstummten, und nichts war mehr zu hören als der Regen und das gedämpfte Dröhnen des Wasserfalls. Etwas Großes und Nasses und Scheußliches sprang auf den Pfad, den japanischen Krieger und sein pferdeartiges Reittier bedrohend. Die Erscheinung war reptilisch, mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern und einem schuppigen Körper. Der Kopf ähnelte den gehörnten Gehäusen der Laternen. Er war überzogen mit einer körnigen Haut. Riesige, hervortretende Augen leuchteten wie grüne Suchscheinwerfer.
    Bevor das Ding angreifen konnte, öffnete Yosh den Mund. Er stieß den Kiai aus, den Geisterschrei der alten Bujutsu-Meister. Es war ein Laut von so umwerfendem Volumen und so grausigem Klang, daß er den Troll wie ein körperlicher Hieb traf. Das Wesen taumelte, sank auf ein Knie nieder und drückte die Klauenhände an die Schläfen.
    Von Yosh angespornt, sprang die Chaliko-Stute. Sie war ein großes Tier, höher als neunzehn Handspannen. Ihre Vorderfüße, bewaffnet mit halb einziehbaren Klauen, größer als die Handfläche eines Mannes, landeten nur Zentimeter vor dem gelähmten Körper des Trolls. Die Spitze von Yoshs großem Nodachi schwebte über dem Bauch des Firvulag.
    »Das Schwert ist Eisen - keine Bronze, kein Glas«, sagte Yosh. »Du sprichst Standard-Englisch? Dies ist eine Blutmetall-Waffe! Nopar o beyn! Ein Kratzer, und du bist warmes Fleisch. Ich habe zweiundzwanzig Heuler und zwei Tanu mit diesem Nodachi getötet, und ich bin bereit für meinen ersten Firvulag, wenn du auch nur häßlich blinzelst .«
    Der Troll stieß den Atem in flatternden

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