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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Militaristen.
    »He, Mann!« rief der Simpel Yosh zu. »Ist das hier nicht ein klasse Laden? Und wie die Gespenster Ihnen Platz gemacht haben! Mannomann!« Er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Ist das Schwert auf Ihrem Rücken - he - ist das Eisen?«
    »Ja«, antwortete Yosh.
    Der Militarist sah ihn über den Rand seines Bierkrugs finster an. »Bist du so 'ne Art Mongole, Schlitzauge?«
    »Japanischer Abstammung«, erklärte Yosh gleichmütig, »in Nordamerika geboren.«
    »Mann, sind wir froh, hier mit Ihnen zusammengetroffen zu sein!« freute sich der Junge. »Alles, was wir an Waffen haben, sind ein bronzener Schweinekitzler und ein Häutemesser aus Vitredur. Ich war sicher, wir würden heute nacht in unseren Betten massakriert werden! Mannomann! Aber mit Ihrem Eisen verschaffen wir uns Respekt! He - ich bin Sunny Jim Quigley, und das da ist Vilkas. Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Watanabe.« Yoshs Antwort wurde von dem wiederholten musikalischen Geheul des großen Firvulag fast übertönt.
    »Vaaaaf- na! «
    »Vafna! Vafna! Vafna! Vafna!« sangen die anderen Gäste. Sie schlugen mit Bechern, Messergriffen und Fäusten auf die Tische. Unsichtbare Trommeln nahmen den Rhythmus auf. Plötzlich gab es ein Zischen und einen Blitz. Jubelgeschrei erschütterte die Kneipe.
    Ein klavierähnliches Instrument spielte ein paar kräftige Baßtakte, und fünf kleine Firvulag-Frauen sprangen ausgelassen in das feurige Leuchten. Sie sangen neckische Herausforderungen in der fremden Sprache, und die Männer antworteten in schmelzenden Harmonien. Die Mädchen trugen weite Röcke, die an das bukolische Mitteleuropa erinnerten. Kopfschmuck, Leibchen und die Stulpen ihrer roten Stiefelchen waren im Überfluß mit Edelsteinen geschmückt, die hypnotisch glitzerten und den Raum mit wirbelnden winzigen Lichtern füllten, während die Tänzerinnen sich immer schneller drehten.
    Yosh strengte die Augen an, um in der rötlichen Finsternis deutlicher zu sehen. Diese Frauen! Waren sie wirklich ...?
    Der Gesang wurde wilder. Die Herausforderungen der Mädchen und die Erwiderungen der Firvulag-Männer gingen ineinander über und erzeugten eine dichte erotische Atmosphäre. Eine kurze musikalische Phrase, von den Zuschauern fast gebrüllt, ließ die Frauen eine nach der anderen in die. Luft springen. Beim Aufsteigen verschwanden ihre Kostüme wie Rauch; glatthäutige Nymphen mit flammenden Haaren wanden sich in einem Inferno aus Feuerfarben. Schlaginstrumente klirrten und schmetterten, und die vereinigten Stimmen erreichten ein hämmerndes Crescendo. Und dann wurden die weißglühenden Körper verzehrt. Die Musik wandelte sich zu müder Melancholie. Glühende Asche fiel nieder.
    Das Licht nahm eine kühle Farbe an. Eine ganz andere weibliche Gestalt materialisierte sich, überschlank, einsam, Brüste und Schenkel in wehenden Dampf gehüllt. Sie sang ein kurzes lyrisches Lied von herzzerreißender Reinheit und Traurigkeit. Mit der letzten Note erstarb auch die nordlichthafte Beleuchtung.
    Es herrschte Stille. Dann sprangen alle anwesenden Firvulag zu einem letzten ohrenbetäubenden » Vafna!« auf.
    »Mein Gott«, sagte Yosh.
    Dem Jungen rieselten Schweißtropfen von der Stirn. »Mannomann!«
    Der grob zugehauene Bloßhalsige namens Vilkas leerte seinen Krug, knallte ihn auf den Tisch und lästerte die Tanu-Göttin. »Das hat euch richtig aufgegeilt, was? Nun, genießt es, ihr Blödmänner, und schwitzt es euch durch die Rippen. Das ist nämlich alles, was ihr kriegen werdet. Alles, was jeder von dieser lüsternen Meute kriegen wird.« Seine weitausholende Armbewegung schloß alle die dumm glotzenden, grinsenden Habitues ein, die allmählich aus der Verzauberung erwachten. »Verdammte Firvulag-Huren! Sie tun es nur durch Fernsteuerung, bis ihr Mannsvolk sie heiratet. Und wir Menschen sind auf der falschen Frequenz, deshalb gehen wir ganz leer aus - und sie wissen, wegen der gottverdammten Zähne können wir sie nicht zwingen. Deshalb lachen die Gespensterfotzen uns aus! Sie wissen, daß wir außerdem so gut wie nie eine Geringe bekommen.«
    »Zähne?« fragte Yosh verständnislos. »Ich bin nie nahe genug an eine Firvulag-Frau herangekommen, um ihr in den Mund zu sehen. Was hat es mit ihren Zähnen Besonderes auf sich?«
    Sunny Jim blickte verlegen zur Seite.
    Vilkas gab ein unfrohes, bellendes Lachen von sich. »Keine normalen Zähne, Schlitzauge.« Er funkelte Yosh einen Augenblick bedeutungsvoll an und flüsterte:

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