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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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kreischte das Bürschchen entsetzt.
    Yosh machte von dem Schwert den unschuldigen Gebrauch, einen Sack Wurzeln aufzuschlitzen, als der zwergenhafte fremde Kneipenwirt hereinstürmte.
    »Aber, aber! Was soll dieser Aufruhr, Nuckalarn, mein Junge? Ein neuer Gast? Willkommen, menschlicher Freund!« Malachees Gesicht war rund und rosig. Seine Spitzohren lugten aus einer Krone silberweißen Haars hervor. Er hatte die Ärmel bis zum Ellbogen aufgekrempelt, sehr saubere Hände und eine lederne Latzschürze an. Das Schwert mit einem kurzen Blick streifend zwinkerte er Yosh zu. »Natürlich können Sie Ihre Waffen bei sich behalten, Sir. Aber bitte, die ganze Zeit in der Scheide. In Malachees Schenke sind keine Demonstrationen kriegerischer Künste erlaubt.«
    Der Junge Nuckalarn, auf dessen Gesicht in Ergänzung der ursprünglichen Pickel häßliche weiße Angstflecken entstanden waren, schob mit forcierter Frechheit die Unterlippe vor.
    »Er sagt, er schneidet mich mit Blutmetall in Stücke! Hurensohn, Geringer!«
    Malachee hob, Yosh ansehend, vorwurfsvoll eine Augenbraue.
    »Ein Mißverständnis.« Der Krieger strahlte Malachee an und ignorierte die Schmeicheleien, die der Firvulag-Jüngling in seiner eigenen Sprache murmelte. Nachdem er sein Schwert wieder in die Rückenscheide gesteckt hatte, holte er zwei Silbermünzen aus seinem Uchi-bukuro und hielt sie dem Wirt hin. »Erlauben Sie mir, als Zeichen meines guten Willens im voraus zu bezahlen. Ihr braver Schwager hat mir Ihr Wirtshaus warm empfohlen.«
    Malachee zwinkerte, nahm das Geld und ging in den Schankraum voraus. Die Holztür schwang auf, und Yosh hatte einen Eindruck von pulsierendem rötlichen Licht, tumultuarischem Lärm, dem Geruch nach bratendem Fleisch und verschüttetem Bier und einer Menge fröhlicher Fremder, deren Größe von apfelwangigen Zwergen, die auf dem Fußboden zechten, bis zu kronleuchterstreifenden Ogern reichte. Nicht einer der Firvulag trug einen illusorischen Aspekt. Das war fast unverbrüchlicher Brauch bei dieser Rasse, wenn sie mit Menschen zusammenkamen. Interessant fand Yosh es, daß trotz der Unterschiede in der Größe keiner dieser Firvulag körperliche Deformierungen aufwies, wie er sie bei den mutierten Heulern gesehen hatte. Auch waren sie nicht ärmlich gekleidet. Die mittelgroßen Individuen hätten, in die Tracht des 22. Jahrhunderts gesteckt, in einer typischen Wirtshausmenge auf der Alten Erde keinerlei Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
    Malachee mußte den Krach überbrüllen. »Gleich hier entlang zu einem schönen Tisch! Sie können mit zwei von Ihren Landsleuten zusammensitzen!«
    Zur Dekoration des Schankraums dienten polierte knorrige Wurzeln und Schnitte ornamentaler Mineralien. Holzschnitzereien in Wasserspeierform verschönten massige Stützbalken, und man hatte genialen Gebrauch von Pilzmotiven gemacht. Als Yosh dem Wirt durch die Menge folgte, zogen sich die Firvulag-Kunden mit argwöhnischem Ausdruck zurück. Einige murrten oder zogen finstere Gesichter. Trotz aller königlichen Dekrete war die Allianz offensichtlich immer noch ein zerbrechliches Ding.
    In dem Dunst am anderen Ende des Raums schwenkte ein gigantischer Betrunkener seine Arme durch die Luft wie eine wahnsinnig gewordene Windmühle. Er sang in einem überraschend wohllautenden Bariton ein einziges beschwörendes Wort:
    »Vaaf-na!«
    Die Schar der Gäste antwortete im Chor: »Vafna! Vafna!«
    Yosh wurde auf einen der pilzförmigen Holzschemel an einem Wandtisch niedergedrückt. Malachee gellte ihm ins Ohr: »Amüsieren Sie sich! Ich lasse Ihnen Ihr Abendessen sofort bringen. Mit den beiden Silbermünzen ist alles bezahlt, was Sie essen und trinken möchten! Sie werden das Schlafzimmer mit diesen Reisenden hier teilen! Danke für Ihr Kommen!«
    Das tiefrote Licht am anderen Ende des Raums hellte sich zu Orange auf. Yosh warf einen forschenden Blick auf die beiden Menschen, die mit ihm am Tisch saßen. Der eine war ein stämmiger junger Mann mit einem pfirsichfarbenen Flaumbart in schäbigem gefransten Wildleder. Das scheue Lächeln, mit dem er Yosh begrüßte, ließ auf einen Simpel schließen. Der andere Mann war beträchtlich älter. Seine fadenkahle Bluse und sein zerrissener Umhang waren von der Art, wie sie die Unteroffiziere der Graureif-Soldaten trugen. Er hatte ein stoppelbärtiges, vorspringendes Kinn, fettiges Haar, das ihm über feindselig zusammengekniffene Augen fiel, und die sprungbereite Haltung des unverbesserlichen

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