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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Hagen hatte ihn ausgesandt, und von ihm kam auch die jubilierende und in ihrem eigenen Triumph rücksichtslose Gedankenprojektion. Das große Boot mit den jungen Leuten raste das Bayou hinunter und stoppte dann abrupt, als sei es gegen eine Glaswand gestoßen. Schaukelnd und bebend hielt es in einer Masse von Kabbelwellen etwa 150 Meter zu dem Angler.
    Von dem Bug des Skiffs schoß der riesige Tarpun weg, schluckte Luft, genoß die Freiheit. Marc überprüfte ihn genau und vergewisserte sich, daß er während des langen Kampfes keine ernsthafte Verletzung davongetragen hatte. Dann löste er den Haken mit seiner PK. Der Fisch versank langsam in dem schwarzen Wasser. Marcs Fernsicht sah ihn in Richtung des Golfs davonschwimmen.
    Papa ...
    Cloud wußte, selbst wenn ihr Bruder es nicht gewußt haben sollte, was ihr Eindringen gekostet hatte. Doch ihr Bedauern und ihre Entschuldigung stießen gegen eine zweite Barriere. Die metapsychische Wand, die das große Boot zurückgehalten hatte, löste sich jetzt auf, und die Strömung trug es auf das Skiff zu.
    Marc wickelte die schlaffe Angelschnur auf und sah den jungen Leuten entgegen. Wie er erwartet hatte, waren die drei anderen die Erzverschwörer unter der jüngeren Generation: Elaby Gathen, Jillian Morgenthaler und Vaughn Jarrow. Sie versuchten, ihren Fehler mit Keckheit zu bemänteln. Ganz offensichtlich hatte keiner von ihnen etwas anderes als Freude über ihre Nachricht erwartet, als sie vom Lake Serene abfuhren, um Marc damit zu »überraschen«.
    Die beiden Fahrzeuge trafen sich. Jillian hielt das große Boot mit ihrer PK an, ließ den Anker fallen und rannte zum Heck, um das Skiff in Schlepp zu nehmen. Hagen ließ die Leiter hinab. Sein Geist lächelte immer noch; er war hartnäckig entschlossen, den faux pas nicht zuzugeben.
    »Felice ist in Spanien, Papa, genau wie wir vermutet hatten. Sie versteckt sich in einer Höhle auf dem Mulhacen in der Sierra Nevada.« Bild. Orientierung. »Und nun paß auf! Sie hat uns von selbst eingeladen, zu ihr zu kommen!«
    Marc hielt seine Barriere weiter geschlossen. Er faßte die Leiter und schwang sich ins Boot ohne zu levitieren.
    Die jungen Leute traten zurück. Ihre Gedanken vereinten sich jetzt unbeholfen zu einer Entschuldigung. Nur Cloud zeigte Obertöne eines echten Bedauerns über den Verlust des großen Fisches.
    Die Kinder der Rebellion, alle Mitte Zwanzig, trugen formelle Kleidung. Heute abend hatte am Lake Serene eine Party stattgefunden, deren Höhepunkt der erfolgreiche Kontaktversuch mit Felice gewesen war. Hagen und Elaby waren elegant in Tropen-Dinnerjacketts; Vaughn hatte sich zwar ebenso ausstaffiert, brachte es aber fertig, unordentlich und tölpelhaft wie immer auszusehen. Die dunkle Jillian hatte sich einen Wickelrock aus weichem Rindentuch umgeschlungen. Clouds Gewand war so licht wie ihr Geist und schimmerte schwach im Mondschein.
    Der frühere Herausforderer der Galaxis, nackt bis zum Gürtel, barfuß und so naß, daß Wasser auf das polierte Deck tropfte, musterte die fünf streng.
    »Ich habe euch gesagt, ihr solltet nicht kommen. Ihr sollt niemals kommen, wenn der Tarpun springt.«
    Hagen rief aus: »Zum Teufel mit den Fischen, Papa! Wir haben sie! Felice ...«
    Er brach ab. Schreiend preßte er die Hände an die Schläfen. Der scharfe Geruch nach Erbrochenem stieg in der warmen Nachtluft auf, und der Äther füllte sich mit dem Gestank des Entsetzens, als Hagen zum ersten Mal das wahre Gesicht Abaddons sah. Aber dann überfiel Cloud ihren schrecklichen Vater mit geballter zärtlicher Koerzierung und setzte ihre ganze redigierende Kraft ein, um das Schlimmste der Wirklichkeit zu verschleiern und die Erinnerung daran zu schwächen.
    Hagen taumelte zurück und fiel in die Arme von Elaby und Vaughn. Der Angler schloß seinen Geist wieder und wartete. Mit Clouds Hilfe bezwang Hagen sein Erbrechen und Schluchzen. Er richtete sich auf, löste sich von den anderen und stand schwankend da, mit Erbrochenem besudelt.
    »Papa - du - mußt - zuhören!« keuchte er.
    Marc konnte nicht umhin, über diese Hartnäckigkeit zu lächeln. Die kleine Kerbe in seinem Kinn wurde von dem trügerischen Mondschein betont, und die Schatten machten Schwingen aus seinen schweren Brauen. Das dichte, lockige Haar, das in letzter Zeit trotz seiner Fähigkeit zur Selbstverjüngung einen Anflug von Reif bekommen hatte, war immer noch klatschnaß. Falsche Tränen aus Salzwasser glitzerten auf seinen vorstehenden Wangenknochen und der

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