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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Elizabeth als Begleitung diente.
    Die Fernsprecherin fuhr fort: »Ich entdeckte nur eine einzige undeutliche Spur im menschlichen Modus, weit drüben auf der anderen Seite der Erde. Natürlich war ich zu keiner guten Leistung fähig, weil meine Ultrasinne sich noch nicht wieder ganz erholt hatten, und so tat ich den schwachen Hinweis als Echo ab. Aber es war wirklich.«
    »Du konntest die Position nicht genau bestimmen?«
    »Das Fernspüren über große Entfernungen ist eine spezielle Arbeit, die großes Stehvermögen erfordert. Ein gesunder Großmeister kann kurze Stichproben machen - so etwa in der Art, wie menschliche Schwimmer ohne Ausrüstung tief tauchen. Doch niemand kann es ohne stützende Ausrüstung oder Hilfe von einer Anzahl anderer Geister lange aushalten.« Müde legte sie die Hand auf die Stirn. »Mit deiner Hilfe sollte ich jetzt fähig sein, über diese sogenannten Teufel einige Informationen zu erlangen. Aber ich weiß, wer sie sind. Gott, ich weiß es nur zu gut.«
    Sie teilten das Wissen. Creyn sagte: »Die Tanu haben lange Zeit nicht mehr an sie gedacht. Siebenundzwanzig Jahre lang. Als die Gruppe operanter Menschen durch das Zeitportal kam und gegen unsere Kampfgesellschaft focht, erlitten wir eine schreckliche Niederlage. Das Ereignis wurde aus den offiziellen Aufzeichnungen gelöscht, nachdem die Invasoren Europa verlassen hatten. Nur ein paar von uns - vor allem der verstorbene Gomnol - stellten Spekulationen darüber an, was aus ihnen geworden sein mochte. Man kann sich denken, warum gerade er daran so interessiert war! Allerdings besaß Gomnol nur bescheidene Fähigkeiten im Fernwahrnehmen. Er hat sie nie aufgespürt.«
    »Die Rebellen sind auf der westlichen Erdhalbkugel. In einem Gebiet, das auf der Alten Erde Florida genannt wurde.« Elizabeth schloß die Augen und trieb in schmerzlicher Versunkenheit dahin. »Ich war zur Zeit der Metapsychischen Rebellion erst siebzehn. Auf einem kleinen verschneiten Planeten in der Ausbildung zur Lehrerin. Aber ich war bereits Teil der Einheit - und ich werde die Reaktion dieser dreihundert Milliarden fremder Geister auf den versuchten Umsturz nie vergessen. Das Milieu war mit uns ein solches Risiko eingegangen, Creyn - es hatte die Menschheit in seine wundervolle Zivilisation aufgenommen, obwohl wir psychosozial noch unreif waren. Und wir enttäuschten dies Vertrauen.«
    »Ich habe gehört, die Rebellion sei kurz gewesen, die aktive Phase habe nur ein paar Monate gedauert.«
    »Das ist richtig. Trotzdem vergingen Jahre, bis die Wunden verheilt waren. Es war die schwerste Demütigung der Menschheit ... Der Menschliche Sektor griff so streng durch, wie er es tun mußte, um die Verschwörung niederzuschlagen. Unschuldige traf großes Leid. Doch am Ende war das Milieu stärker als zuvor.«
    »Noch eine felix culpa?«
    Elizabeth öffnete die Augen und bedachte den Tanu mit einem seltsamen Blick. »Die Geschichte der Menschheit scheint voll davon zu sein.«
    Eine Innentür öffnete sich. Mary-Dedra, ein Tablett mit Frühstück in den Händen, trat mit einem ängstlichen mentalen Gruß ein. Creyn stand auf, um zu gehen.
    »Wirst du stark genug sein, heute nacht wieder zu suchen?« fragte er.
    »O ja.« Elizabeth hatte sich schon damit abgefunden. »Wir müssen die Heimat von Felices Teufeln finden. Sie zählen, sie identifizieren, wenn wir können, und dann entscheiden, wie wir der Bedrohung durch sie am besten begegnen. Du ruhst dich aus und kommst um sieben zu mir.« Sie lächelte bitter. »Dann werden wir unsern ersten kleinen Vorstoß in die Hölle wagen.«

13
    In einem Bayou des Suwanee an der Westküste der Insel Ocala war es zwei Uhr morgens. Der riesige Silberfisch verhielt sich im Augenblick ruhig, lag tief in dem vom Mondschein gesprenkelten schwarzen Wasser und ruhte sich von seinem Kampf mit Marc Remillard aus.
    Sechzehn Stunden lang hatte der Bulldog-Tarpun sich bemüht, die feste Schnur zu zerreißen, die ihn mit dem Mann verband. Der Tarpun war 430 Zentimeter lang und wog 295 Kilogramm. In einer Ecke seines Kiefers saß ein 5/0-Haken mit stark bewehrter Spitze fest (denn die Tarpune der Pliozän-Epoche hatten scharfe Zähne). Das Vorfach, jener Abschnitt der Schnur, der den Fisch letzten Endes hielt, war so schwach, daß es von einem 7-Kilo-Gewicht zerrissen werden konnte. Trotzdem war der Tarpun nicht fähig gewesen, sich zu befreien, so groß war das Geschick des Anglers. Jetzt waren beide, Mann und Fisch, an der Grenze ihrer Ausdauer

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