Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
ich mich etwas entspannen.
»Also … äh … Jungs.« Ich sehe mich um. »Was ist denn jetzt mit der Küche?«
Magnus und Felix haben gesagt, sie wollten heute Nachmittag klar Schiff machen, aber hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Auf dem Tisch stehen Fast-Food-Kartons, und auf der Kochplatte stapeln sich Bücher, sogar in einem Kochtopf. »Morgen kommen eure Eltern wieder. Sollten wir nicht was unternehmen?«
Magnus scheint unbeeindruckt. »Das ist denen egal.«
Er hat leicht reden. Aber ich bin die Schwiegertochter (fast), die hier vorübergehend eingezogen ist und der die Schuld in die Schuhe geschoben wird.
Magnus und Felix diskutieren eine Fußnote 20 , also gehe ich rüber zum Herd und räume kurz auf. Ich wage nicht, meine Handschuhe auszuziehen, doch zum Glück würdigen mich die Jungs keines Blickes. Wenigstens weiß ich, dass der Rest des Hauses in Ordnung ist. Ich habe mich gestern um alles gekümmert, hab die schmuddeligen, alten Schaumbadflaschen weggeworfen und eine neue Jalousie fürs Badezimmer besorgt. Vor allem aber habe ich ein paar Buschwindröschen für Wandas Arbeitszimmer beschafft. Alle Welt weiß, dass sie Buschwindröschen liebt. Sie hat einen Artikel über »Buschwindröschen in der Literatur« geschrieben. (Was typisch für die Familie ist – man kann sich nicht einfach über irgendwas freuen, man muss gleich ein akademischer Topexperte zu dem Thema werden.)
Als ich fertig bin, sind Magnus und Felix noch voll beschäftigt. Das Haus ist gut in Schuss. Keiner hat mich nach dem Ring gefragt. Ich verkrümle mich, solange es gut läuft.
»Okay, ich mach mich auf den Weg«, sage ich und gebe Magnus einen Kuss. »Bleib du hier und leiste Felix Gesellschaft. Sag deinen Eltern, ich freue mich, dass sie wieder da sind.«
»Bleib doch über Nacht!« Magnus schlingt seinen Arm um meine Taille und hält mich zurück. »Sie werden dich sehen wollen!«
»Nein, nimm du sie in Empfang. Ich komme morgen dazu.« Ich lächle ihn an, um von dem Umstand abzulenken, dass ich rückwärts die Tür ansteuere, mit den Händen hinterm Rücken. »Dann ist noch Zeit genug.«
»Ich kann es dir nicht verübeln«, sagt Felix und blickt zum ersten Mal auf, seit er mich hereingelassen hat.
»Bitte?«, sage ich leicht verdutzt. »Mir was verübeln?«
»Dass du nicht bleibst.« Er zuckt mit den Schultern. »Ich finde, du bleibst bemerkenswert charmant angesichts ihrer Reaktion. Das wollte ich die ganzen Wochen schon mal sagen. Du musst ein wirklich guter Mensch sein, Poppy.«
Wovon redet er?
»Ich weiß nicht … was meinst du?« Hilfesuchend wende ich mich Magnus zu.
»Ach, nichts weiter«, sagt er etwas zu schnell. Felix starrt seinen großen Bruder an, und ihm scheint ein Licht aufzugehen.
»O Gott! Hast du es ihr gar nicht erzählt?«
»Halt die Klappe, Felix.«
»Hast du nicht, oder? Das ist nicht gerade fair, Mag.«
» Was erzählt?« Ich blicke von einem zum anderen. » Was denn?«
»Nichts weiter.« Magnus wirkt konfus. »Nur …« Endlich sieht er mir in die Augen. »Okay. Meine Eltern waren nicht gerade begeistert, als sie gehört haben, dass wir verlobt sind. Das ist alles.«
Einen Moment lang weiß ich nicht, wie ich reagieren soll. Sprachlos starre ich ihn an, versuche zu verarbeiten, was ich da eben gehört habe.
»Aber du hast doch gesagt …« Ich traue meiner Stimme nicht so ganz. »Du hast doch gesagt, sie wären begeistert. Du hast gesagt, sie wären ganz aufgeregt!«
»Sie werden schon noch begeistert sein«, sagt er barsch. »Wenn sie zur Vernunft kommen.«
Sie werden es sein?
Meine ganze Welt gerät ins Wanken. Es war schon schlimm genug, als ich Magnus’ Eltern nur für furchterregende Genies gehalten habe. Aber die ganze Zeit über waren sie dagegen, dass wir heiraten ?
»Du hast mir erzählt, sie hätten gesagt, sie könnten sich keine liebenswertere, nettere Schwiegertochter vorstellen.« Inzwischen zittere ich am ganzen Leib. »Du hast gesagt, sie hätten mir extraliebe Grüße aus Chicago bestellen lassen! War das alles gelogen?«
»Ich wollte nicht, dass du dich aufregst!« Magnus wirft Felix einen finsteren Blick zu. »Das Ganze ist keine große Sache. Die werden sich schon beruhigen. Sie finden nur, dass alles etwas zu schnell geht … Sie kennen dich noch nicht richtig … Sie sind Dummköpfe«, endet er mürrisch. »Das habe ich ihnen auch gesagt.«
»Du hast dich mit deinen Eltern gestritten?« Bestürzt starre ich ihn an. »Wieso hast du
Weitere Kostenlose Bücher