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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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nehmen wir die Fakten: Eben kann Magnus noch kaum die Finger von mir lassen und fleht mich an, ihn zu heiraten, dann wird er bissig, als würde ich ihn mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen. Hat er nur Schiss? Sind Männer an ihrem Hochzeitstag immer so? Sollte ich es als normales männliches Verhalten hinnehmen, wie wenn er sich erkältet hat und anfängt, Nase, Krebs, Symptome, Ausfluss, Nasenlöcher zu googeln? 105
    Wenn Dad noch leben würde, könnte ich ihn fragen.
    Aber das ist ein Pfad, auf den ich mich keinesfalls begeben darf, nicht heute, sonst gehe ich in die Knie. Ich blinzle heftig und reibe mit einem Tuch an meiner Nase herum. Komm schon, Poppy. Kopf hoch. Hör auf, Probleme zu erfinden, die es gar nicht gibt. Du wirst heiraten!
    Toby und Tom entsteigen gerade ihre Kokons, als der Friseur kommt, und machen sich Tee in Monsterbechern, die sie extra mitgebracht haben. 106 Sofort fangen sie an, den Friseur zu veräppeln, und drehen sich Lockenwickler in die Haare, dass ich mich gleich wieder vor Lachen kringeln muss und mir zum hunderttausendsten Mal wünsche, ich würde sie viel öfter sehen. Dann verschwinden sie, um irgendwo frühstücken zu gehen, und Ruby und Annalise kommen zwei Stunden zu früh, weil sie nicht warten konnten, und der Friseur erklärt, dass er bereit wäre anzufangen, und meine Tante Trudy ruft von ihrem Handy an und sagt, dass sie fast da sind und ihre Strumpfhose eine Laufmasche hat, und fragt, wo sie vielleicht eine neue herbekommen könnte. 107
    Und dann pusten Föhne, Nägel werden bemalt, Make-up wird aufgelegt. Haare werden hochgesteckt. Blumen treffen ein. Kleider werden angezogen, Kleider werden wieder ausgezogen, um aufs Klo zu gehen, Sandwiches werden angeliefert, es gibt fast eine Katastrophe mit dem Bräunungsspray (es war doch nur ein Kaffeefleck auf Annalises Knie), und bevor ich es merke, ist es plötzlich zwei Uhr, und die Autos sind da, und ich stehe in Kleid und Schleier vor dem Spiegel. Tom und Toby stehen links und rechts von mir und sehen in ihren Cutaways so gut aus, dass ich schon wieder Tränen wegblinzeln muss. Annalise und Ruby sind längst auf dem Weg zur Kirche. Das war’s. Das sind meine letzten Momente als Single.
    »Mum und Dad wären so stolz auf dich«, sagt Toby mit rauer Stimme. »Hammermäßiges Kleid.«
    »Danke.« Ich versuche, lässig zu klingen.
    Ich schätze, ich sehe ganz okay aus. Mein Kleid ist richtig lang und schmal mit tief ausgeschnittenem Rücken und spitzenbesetzten Ärmeln. Meine Haare sind zu einem Chignon hochgesteckt. 108 Mein Schleier ist hauchdünn, und ich trage ein perlenbesetztes Haarband und halte einen hübschen Strauß Maiglöckchen in der Hand. Irgendwie jedoch – genau wie bei Magnus heute Morgen – scheint etwas zu fehlen …
    Plötzlich wird mir bewusst, dass es an meinem Gesichtsausdruck liegt. Damit stimmt was nicht. Meine Augen sind verkniffen, meine Mundwinkel streben abwärts, und ich strahle nicht. Ich versuche, die Zähne zu blecken, um mich anzulächeln – aber jetzt sehe ich nur irgendwie schräg aus wie eine unheimliche Clownsbraut.
    »Alles okay?« Tom betrachtet mich neugierig.
    »Prima!« Ich zupfe an meinem Schleier, versuche, mein Gesicht besser damit zu verdecken. Dabei ist mein Gesichtsausdruck eigentlich egal. Man wird ohnehin nur meine Schleppe beachten.
    »Hey, Schwesterchen.« Toby wirft Tom einen Blick zu, als suche er dessen Zustimmung. »Nur damit du es weißt, falls du es dir doch anders überlegen solltest, wäre das für uns völlig okay. Wir würden dir zur Flucht verhelfen. Wir haben schon alles besprochen, stimmt’s nicht, Tom?«
    »Um halb fünf fährt ein Zug von St. Pancras.« Tom nickt. »Dann bist du zum Abendessen in Paris.«
    »Ich soll flüchten?« Bestürzt starre ich ihn an. »Was meinst du damit? Wieso plant ihr meine Flucht? Mögt ihr Magnus nicht?«
    »Nein! Wow! Das hab ich nie gesagt.« Toby hebt abwehrend beide Hände. »Ich wollte es nur … gesagt haben. Um dir die Möglichkeit zu geben. Wir betrachten das als unsere Aufgabe.«
    »Betrachtet es lieber nicht als eure Aufgabe«, sage ich schärfer, als ich wollte. »Wir müssen jetzt zur Kirche.«
    »Übrigens habe ich ein paar Zeitungen gekauft, als wir draußen waren«, fügt Tom hinzu und hält mir einen ganzen Stapel hin. »Möchtest du sie im Auto lesen?«
    »Nein!« Entsetzt weiche ich zurück. »Selbstverständlich nicht! Ich sau mir noch mein Kleid mit Druckerschwärze ein!«
    Nur mein kleiner Bruder kommt auf

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