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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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wutschnaubend vor den Altar tritt und zwar mit all den unbequemen Wahrheiten auf der Zunge, die man dem anderen um die Ohren hauen will, sobald die Trauung über die Bühne ist.
    Ich wollte ihn im Wohnzimmer übernachten lassen, aber da lagen schon Toby und Tom in ihren Schlafsäcken. 104 Zumindest habe ich ihm das Versprechen abgerungen, das Haus zu verlassen, bevor ich in mein Hochzeitskleid steige. Ich meine, das geht doch wohl zu weit.
    Als ich mir einen Becher Kaffee einschenke, höre ich ihn im Badezimmer und bin gleich schon wieder genervt. Er übt seine Rede. Hier. In der Wohnung. Sollte seine Rede nicht eine Überraschung sein? Versteht er denn überhaupt nichts vom Heiraten? Ich trete an die Badezimmertür, um ihm zu sagen, wie ich das finde – dann stutze ich. Vielleicht sollte ich kurz mal lauschen, was er zu sagen hat.
    Die Tür steht etwas offen, und ich spähe durch den Spalt und sehe, dass er im Morgenmantel dasteht und mit seinem Spiegelbild spricht. Zu meiner Überraschung sieht er ziemlich aufgewühlt aus. Seine Wangen sind rot, und er atmet schwer. Vielleicht macht er sich bereit. Vielleicht will er eine leidenschaftliche Rede halten, dass jemand wie ich in seinem Leben immer gefehlt hat, und alle fangen an zu weinen.
    »Alle haben gesagt, ich werde nie heiraten. Alle haben gesagt, das wird nie im Leben was.« Magnus legt eine derart lange Pause ein, dass ich mich schon frage, ob er nicht mehr weiterweiß. »Na gut, seht her: Hier bin ich. Okay? Hier bin ich.«
    Er nimmt einen Schluck von etwas, das wie Gin Tonic aussieht, und starrt sich angriffslustig an.
    »Da bin ich. Ich heirate, okay? Ich heirate .«
    Verunsichert betrachte ich ihn. Ich kann nicht sagen, was mit dieser Rede nicht stimmt, aber irgendwas ist damit. Irgendwas stimmt da nicht … irgendwas fehlt …
    Ich hab’s. Er sieht gar nicht glücklich aus.
    Wieso sieht er nicht glücklich aus? Heute ist sein Hochzeitstag.
    »Ich werde es tun.« Finsteren Blickes erhebt er sein Glas vor dem Spiegel. »Und alle, die gesagt haben, ich schaffe es nicht, können mich mal am Arsch lecken.«
    »Magnus!«, rufe ich unwillkürlich aus. »Du kannst in deiner Hochzeitsrede nicht ›Arsch lecken‹ sagen!« Magnus’ Miene erstarrt, und seine Angriffslust verfliegt, als er zu mir herumfährt. »Poppy! Süße! Ich wusste nicht, dass du mich hören kannst.«
    »Wird das deine Rede?«, will ich wissen.
    »Nein! Nicht ganz.« Er nimmt einen großen Schluck von seinem Drink. »Ich arbeite noch daran.«
    »Hast du sie denn nicht aufgeschrieben?« Ich betrachte sein Glas. »Ist das da Gin Tonic?«
    »Ich darf doch wohl an meinem Hochzeitstag einen Gin Tonic trinken, oder?«
    Langsam kehrt seine Angriffslust zurück. Was ist los mit ihm?
    Wäre ich in einer dieser amerikanischen Glamour-Fernsehserien voller Luxusküchen, würde ich jetzt zu ihm gehen, seinen Arm nehmen und leise sagen: »Es wird ein wunderschöner Tag, Schatz.« Und seine Miene würde sich erweichen, und er würde sagen: »Ich weiß«, und wir würden uns küssen, und ich hätte die Anspannung mit Charme und liebevollem Taktgefühl zerstreut.
    Aber ich bin nicht in der Stimmung. Wenn er aggressiv sein kann, kann ich es auch.
    »Klar.« Ich mache ein düsteres Gesicht. »Besauf dich. Super Idee.«
    »Ich will mich nicht besaufen. Meine Güte. Ich brauche nur irgendwas, um …« Sein Satz endet abrupt, und erschrocken starre ich ihn an. Worauf genau wollte er hinaus?
    Um den Kummer zu vertreiben? Um den Schmerz zu lindern?
    Ich glaube, seine Gedanken gehen in dieselbe Richtung, denn eilig beendet er seinen Satz: »… um der Aufregung Herr zu werden. Ich muss irgendwie meiner Aufregung Herr werden, sonst bin ich nachher viel zu wirr, um mich zu konzentrieren. Süße, du siehst einfach toll aus. Die Haare so hübsch. Einfach atemberaubend.«
    Seine alte Liebenswürdigkeit ist wieder da mit voller Kraft, wie die Sonne, die hinter einer Wolke hervorkommt.
    »Meine Haare sind heute noch nicht mal gemacht«, sage ich mit widerwilligem Lächeln. »Der Friseur ist unterwegs.«
    »Na, dann pass auf, dass er die Frisur nicht ruiniert.« Er nimmt die Haarspitzen zusammen und küsst sie. »Ich will euch nicht im Weg sein. Wir sehen uns in der Kirche!«
    »Okay.« Ich starre ihm hinterher, bin etwas beunruhigt.
    Und auch für den Rest des Morgens bleibe ich beunruhigt. Es ist nicht so, als würde ich mir direkt Sorgen machen. Ich weiß einfach nicht recht, ob ich mir Sorgen machen sollte. Ich meine,

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