Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
auch für die Vorwarnung.
Vicks
Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen. Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass Sam vielleicht Schwierigkeiten mit seinen Kollegen kriegen könnte. Aber bestimmt werden doch alle die Vorteile sehen, sobald die Ideen eintrudeln?
Lieber Sam,
es heißt, Sie wollen einen neuen »Ideenzar« ernennen. Wie Sie sich erinnern werden, war das meine Idee, die ich in einer Abteilungsleiterkonferenz vor drei Jahren eingebracht habe. Ich finde es etwas dreist, dass man sich meiner Initiative bemächtigt, und hoffe sehr, dass ich in die engere Auswahl komme, wenn die Ernennung bevorsteht.
Ich fürchte, anderenfalls werde ich bei höherer Stelle Beschwerde einlegen müssen.
Gruß,
Martin
Was? Versuchen wir noch einen:
Lieber Sam,
wird es eine Präsentation aller unserer Ideen geben? Könnten Sie mir bitte sagen, ob es ein Zeitlimit für PowerPoint-Präsentationen gibt? Dürfen wir in Teams arbeiten?
Mit besten Grüßen,
Mandy
Na also. Seht ihr? Eine gute, positive Reaktion. Teamarbeit! Präsentationen! Das ist doch fantastisch!
Lieber Sam,
entschuldigen Sie, wenn ich noch mal störe.
Wenn wir nicht im Team arbeiten wollen, werden wir dafür abgemahnt? Ich habe mich nämlich mit meinem Team überworfen, aber jetzt kennen alle meine Ideen, was total unfair ist.
Nur damit Sie Bescheid wissen: Ich hatte die Idee mit der Restrukturierung der Marketingabteilung zuerst. Nicht Carol.
Gruß,
Mandy
Okay. Na, offenbar muss man mit ein paar Pannen rechnen. Macht nichts. Insgesamt ist das Ergebnis immer noch ganz positiv …
Lieber Sam,
ich tue es nicht gern, aber ich muss Beschwerde gegen das Verhalten von Carol Hanratty einlegen.
Sie hat sich im Rahmen des Projektes »Neue Ideen« total unprofessionell verhalten, und ich sehe mich gezwungen, mir den Rest des Tages freizunehmen, weil ich viel zu aufgewühlt bin. Judy ist auch zu aufgewühlt, um heute noch zu arbeiten, und wir überlegen, ob wir uns an unsere Gewerkschaft wenden sollen.
Gruß,
Mandy
Was? Was?
Lieber Sam,
verzeihen Sie mir meine lange E-Mail. Sie haben um Ideen gebeten.
Wo soll ich anfangen?
Ich arbeite seit fünfzehn Jahren für diese Firma, und während dieser Zeit hat ein langer Prozess der Desillusionierung meine Adern verkalken lassen. Meine geistige Beweglichkeit …
Die Mail von diesem Mann ist etwa fünfzehn Seiten lang. Ich lasse mein Handy auf den Schoß sinken, mit offenem Mund.
Ich kann diese Antworten nicht fassen. Nie im Leben wollte ich so einen Affentanz entfesseln. Wieso sind die Leute so blöd ? Wieso müssen sie streiten? Was, um alles in der Welt, habe ich da losgetreten?
Und dabei habe ich nur die ersten paar Mails gelesen. Da sind noch ungefähr dreißig weitere. Wenn ich die alle an Sam weiterleite und er steigt in Deutschland aus dem Flieger und kriegt sie alle in einem Schwung … plötzlich höre ich seine Stimme wieder: Rundmails sind ein Werk des Teufels .
Und ich habe eine in seinem Namen verschickt. An die ganze Firma. Ohne mit ihm vorher darüber zu sprechen.
O Gott. Ich wünschte ehrlich, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Es schien mir so eine gute Idee zu sein. Was habe ich mir dabei gedacht? Ich weiß nur, dass ich ihm diese Sache nicht einfach so um die Ohren schlagen darf. Ich muss ihm vorher alles erklären. Ihm sagen, was ich damit erreichen wollte.
Meine Gedanken tuckern im Leerlauf. Ich meine, er sitzt im Flugzeug. Er ist nicht zu erreichen. Und schließlich haben wir Freitagabend. Es gibt keinen Grund, ihm irgendetwas weiterzuleiten. Vielleicht haben sich bis Montag alle wieder beruhigt. Ja. Ganz sicher.
Plötzlich piept das Handy mit einer Nachricht, und ich zucke erschrocken zusammen.
Flieg bald los. Muss ich irgendwas wissen? Sam
Ich starre das Telefon an, mein Herz rast vor stummer Paranoia. Muss er es in genau diesem Augenblick wissen? Muss er?
Nein. Muss er nicht.
Alles im grünen Bereich. Gute Reise! Poppy
61 Wahrscheinlich halten sie gerade ein Glas dagegen.
62 Allein die Anzugweste unter dem Frack ist fast so teuer wie mein Kleid.
63 Ich finde, »Zimbeln im Werk von Coldplay« würde mehr Sinn ergeben, aber was verstehe ich schon davon?
64 Wanda hat für uns Bœuf Stroganoff gemacht, als ich zum ersten Mal bei ihr zu Besuch war. Wie könnte ich ihr die Wahrheit sagen, dass es mich zum Würgen bringt?
65 Er war in Newsnight und überall. Nach Magnus’ Aussage genoss Antony die Aufmerksamkeit sehr, obwohl er das Gegenteil behauptete. Seither hat er
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