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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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herumzufummeln. Eine Gruppe junger Männer steht in meiner Nähe. Sie sind alle jünger als Sam und sehr gut gekleidet. Das müssen seine Kollegen sein.
    Ich überlege, ob ich die Gesichter den E-Mails zuordnen kann. Ich wette, der mit der olivfarbenen Haut ist Justin Cole, der diese Rundmail geschickt hatte, dass Freizeitkleidung an Freitagen zwar angesagt sei, man dem jedoch mit einem gewissen Stil nachkommen solle. Er sieht aus, als wäre er von der Fashion Police in seinem schwarzen Anzug mit der schmalen Krawatte.
    »Ist er hier?«, sagt ein blonder Mann.
    »Hab ihn noch nicht gesehen«, antwortet der Schönling und kippt einen Schnaps. 66 »Den Querpisser.«
    Vor Überraschung reiße ich den Kopf herum. Na, das war ja nicht besonders nett.
    Mein Handy piept eine SMS , und ich klicke sie an: Ruby schickt mir ein Foto von braunen Haaren mit der Nachricht:
    Ist das ein Toupet???
    Ich kann mir das Lachen kaum verkneifen. Irgendwie hat sie es zustande gebracht, den Hinterkopf ihres Verehrers zu knipsen. Wie hat sie denn das geschafft? Hat er nichts gemerkt?
    Ich sehe mir das Foto genauer an. Die Haare scheinen mir echt zu sein. Ich weiß gar nicht, wieso Ruby so besessen von Toupets ist. Nur wegen dieses einen katastrophalen Blind Dates letztes Jahr, bei dem sich herausstellte, dass der Typ neunundfünfzig war, nicht neununddreißig. 67
    Glaub ich nicht. Sieht gut aus! Xxxx
    Als ich aufblicke, sind die Männer, die sich eben unterhalten haben, in der Menge untergetaucht. Verdammt. Ich fand dieses Gespräch eigentlich ganz interessant.
    Ich nehme mir noch einen Cosmo und ein paar köstliche Häppchen Sushi (dieser Abend hätte mich schon fast fünfzig Pfund gekostet, wenn ich selbst bezahlen müsste) und will gerade mal rüber zur Jazzband schlendern, als ich höre, wie kreischend ein Mikrofon angestellt wird. Ich fahre herum – und stehe kaum zwei Meter vor einem kleinen Podium, das ich gar nicht bemerkt hatte. Ein blondes Mädchen im schwarzen Hosenanzug tippt ans Mikro und sagt: »Ladies and Gentlemen! Darf ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten?« Gleich darauf sagt sie lauter: »Leute! Es wird Zeit für die Reden! Je eher wir damit anfangen, desto eher ist es vorbei, okay?«
    Allgemeines Gelächter macht sich breit, und die Menge bewegt sich langsam zu diesem Ende des Raumes. Ich werde direkt vor das Podium geschoben, wo ich absolut überhaupt gar nicht sein möchte – aber ich habe keine Wahl.
    »Okay, da wären wir!« Die blonde Frau breitet ihre Arme aus. »Willkommen zur Feier der Fusion von uns – Johnson Ellison – mit Greene Retail. Es ist ebenso eine Verbindung des Herzens wie des Verstandes, und wir haben vielen, vielen Leuten zu danken. Unser Geschäftsführer Patrick Gowan hatte die anfängliche Vision, die dazu führte, dass wir jetzt hier stehen. Patrick, komm hier rauf!«
    Ein bärtiger Mann im hellen Anzug betritt das Podium, lächelt bescheiden und schüttelt den Kopf, und alle fangen an zu klatschen, ich eingeschlossen.
    »Keith Burnley … was soll ich sagen? Er ist uns allen eine Inspiration.«
    Das Schlimmste daran, ganz vorn vor einer Menschenmenge zu stehen, ist wohl, dass man sich so beobachtet fühlt. Ich versuche, aufmerksam zuzuhören und interessiert auszusehen, doch keiner dieser Namen sagt mir was. Vielleicht hätte ich meine Hausaufgaben machen sollen. Heimlich hole ich mein Handy hervor und überlege, ob ich diskret die E-Mail über die Fusion finde.
    »Und ich weiß, dass er hier irgendwo ist …« Sie blickt in die Runde, hält schützend eine Hand über die Augen. »Er wollte heute Abend eigentlich gar nicht kommen, aber wir mussten den entscheidenden Mann heute hier haben: Mr. White Globe Consulting, Mr. Sam Roxton!«
    Schockiert blicke ich auf. Nein. Das kann nicht stimmen, er kann gar nicht …
    Mist.
    Neuerlicher Applaus brandet auf, als Sam mit großen Schritten das Podium betritt im dunklen Anzug und mit gerunzelter Stirn. Ich bin dermaßen sprachlos, dass ich mich gar nicht rühren kann. Er war in Deutschland. Er wollte heute nicht herkommen. Was macht er hier?
    Als er mich entdeckt, steht ihm die Überraschung förmlich ins Gesicht geschrieben. Kein Zweifel, dass er sich ebenso wundert, was ich hier zu suchen habe.
    Ich bin geliefert. Wieso dachte ich, ich könnte mich bei einer derart mondänen Party einfach so reinschleichen?
    Meine Wangen brennen vor Scham. Eilig versuche ich, mich zu verdrücken, aber die Leute hinter mir schieben zu sehr, und da ich feststecke,

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