Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
ich Worte, irgendwie bringe ich ein Lächeln zustande. Mir ist, als liefe ich über eine Brücke, die ich mir selbst erst noch bauen muss, aus Spielkarten. »Ich habe mir tatsächlich … eine Replik anfertigen lassen!« Ich versuche, beiläufig zu klingen. »Weil ich das Original Lucinda geliehen hatte.«
Verzweifelt sehe ich sie an, hoffe, dass sie mitspielt. Dankenswerterweise scheint sie gemerkt zu haben, was für ein Fauxpas ihr unterlaufen ist.
»Ja!«, flötet sie eilig. »Das stimmt. Ich habe mir den Ring ausgeliehen wegen … wegen …«
»Wegen seines Designs.«
»Ja! Wir dachten, der Ring könnte vielleicht eine Inspiration sein für …«
»Die Serviettenringe«, sage ich aus heiterem Himmel. »Serviettenringe mit Smaragden! Was wir dann am Ende doch verworfen haben«, füge ich vorsichtig hinzu.
Alle schweigen. Ich bringe den Mut auf, mich umzusehen.
Wandas Miene ist tief durchfurcht von einer Frage. Magnus wirkt perplex. Paul hat sich einen Schritt von der Gruppe entfernt, als wollte er sagen: »Damit habe ich nichts zu tun.«
»Nun, also … vielen Dank.« Mit zitternden Händen nehme ich den Ring von Lucinda entgegen. »Ich werde ihn gleich … wieder anstecken.«
Mit letzter Kraft habe ich das andere Ufer erreicht und klammere mich ans Gras. Geschafft. Gott sei Dank.
Doch während ich den falschen Ring abnehme, ihn in meine Handtasche werfe und mir den echten anstecke, rasen meine Gedanken. Wie kommt es, dass Lucinda den Ring hatte? Was ist mit Mrs. Fairfax? Was zum Teufel ist hier eigentlich los?
» Warum genau hast du eine Replik anfertigen lassen, Liebes?« Magnus sieht immer noch total baff aus.
Ich starre ihn an, versuche verzweifelt nachzudenken. Wieso sollte ich die ganze Mühe und die Kosten auf mich genommen haben, um einen Ring nachmachen zu lassen?
»Weil ich dachte, es wäre schön, zwei davon zu haben«, sage ich nach kurzer Pause.
O Gott. Nein. Ganz schlecht. Ich hätte sagen sollen: »Für die Reise.«
»Du wolltest zwei Ringe?« Wanda scheinen die Worte zu fehlen.
»Nun, ich hoffe, dieses Bedürfnis betrifft nicht irgendwann auch deinen Ehemann!«, sagt Antony, schwerfällig um Humor bemüht. »Hm, Magnus?«
»Ha, ha, ha!« Ich belle ein heiseres Lachen hervor. »Ha, ha, ha! Sehr gut! Wie dem auch sei …« Ich wende mich Reverend Fox zu und versuche, meine Verzweiflung zu verbergen. »Wollen wir loslegen?«
Eine halbe Stunde später zittern meine Knie immer noch. Nie im Leben bin ich einer Katastrophe so knapp entkommen. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob Wanda mir glaubt. Immer wieder wirft sie mir argwöhnische Blicke zu, außerdem hat sie mich gefragt, was die Replik gekostet hat und wo ich sie habe anfertigen lassen und alles Mögliche, worauf ich eigentlich gar nicht antworten wollte.
Was glaubt sie denn? Dass ich das Original verkaufen wollte oder so?
Wir haben geprobt, wie ich den Gang entlangschreite und wir dann gemeinsam den umgekehrten Weg nehmen, und wir haben beschlossen, wo wir uns hinknien und wo wir uns ins Hochzeitsregister der Gemeinde eintragen wollen. Und jetzt hat der Pfarrer einen Durchlauf der Hochzeitszeremonie vorgeschlagen.
Aber ich kann nicht. Ich kann diese magischen Worte nicht sagen, während Antony oberschlaue Sprüche reißt und sich über jeden Satz lustig macht. Bei der Hochzeit wird es sicher anders sein. Da muss er den Mund halten.
»Magnus.« Flüsternd nehme ich ihn beiseite. »Lass uns die eigentliche Zeremonie heute lieber nicht üben. Nicht wenn dein Vater dabei ist. Es bedeutet mir so viel, und ich möchte es nicht kaputtmachen.«
»Okay.« Er wirkt überrascht. »Soll mir recht sein.«
»Lass es uns nur einmal sagen. Am Tag unserer Hochzeit.« Ich drücke seine Hand. »Feierlich.«
Ich merke, dass ich – Antony ungeachtet – den großen Moment nicht vorwegnehmen möchte. Ich will nicht üben. Es nimmt dem Ereignis das Besondere.
»Ja, finde ich auch.« Magnus nickt. »Also … sind wir hier fertig?«
»Nein, wir sind nicht fertig!«, ruft Lucinda empört. »Ganz im Gegenteil! Ich möchte, dass Poppy noch einmal den Mittelgang entlangläuft. Du warst viel zu schnell für die Musik.«
»Okay.« Ich zucke mit den Schultern und mache mich auf den Weg in den hinteren Teil der Kirche.
»Orgel, bitte!«, kreischt Lucinda. »Or-gel! Ganz von vorn! Sanft gleiten , Poppy«, kommandiert sie, als ich an ihr vorbeikomme. »Du eierst! Clemency, wo bist du mit dem Tee hin?«
Clemency ist gerade von Costa Coffee wieder da,
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