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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Kellner das Geld genommen und die Krümel weggewischt hat, sehe ich Sam über den Tisch hinweg an.
    »Okay.« Langsam schiebe ich ihm das Handy hin. »Hier ist es. Vielen Dank. Es war nett, Sie kennenzulernen und so.«
    Sam beachtet es überhaupt nicht. Er betrachtet mich mit so einer gütigen, sorgenvollen Miene, bei der es mir eiskalt über den Rücken läuft. Am liebsten möchte ich irgendwas nach ihm werfen. Wenn er noch ein Wort über meine Eltern sagt, werde ich gehen. Ich gehe einfach.
    »Ich habe nur überlegt«, sagt er schließlich. »Nur so aus Interesse: Haben Sie jemals Konfrontationsstrategien gelernt?«
    »Bitte?« Überrascht lache ich laut auf. »Natürlich nicht. Wieso sollte ich mich mit jemandem bewusst anlegen?«
    Sam breitet die Hände aus. »Da haben Sie es. Das ist Ihr Problem.«
    »Ich habe kein Problem! Sie haben ein Problem! Ich bin wenigstens nett «, kann ich mir nicht verkneifen. »Sie sind … ein Miesepeter.«
    Sam lacht laut und herzlich, und ich werde rot. Okay, vielleicht war »Miesepeter« das falsche Wort.
    »Es geht mir gut.« Ich greife nach meiner Tasche. »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Kommen Sie. Seien Sie kein Feigling!«
    »Ich bin kein Feigling!«, erwidere ich empört.
    »Wenn Sie austeilen können, dann können Sie auch mal was einstecken«, sagt er gut gelaunt. »Wenn Sie meine Nachrichten lesen, sehen Sie einen barschen, miesepetrigen Blödmann. Das haben Sie mir gesagt. Und vielleicht haben Sie recht.« Er macht eine Pause. »Aber wissen Sie, was ich sehe, wenn ich Ihre Nachrichten lese?«
    »Nein.« Finster starre ich ihn an. »Und ich will es auch nicht wissen.«
    »Ich sehe ein Mädchen, das anderen zu Hilfe eilt, sich aber nicht selbst hilft. Und im Moment müssen Sie sich mal selbst helfen. Niemand sollte vor den Altar treten und sich dabei minderwertig fühlen oder einer anderen Liga zugehörig. Und man sollte auch nicht versuchen, etwas zu sein, was man nicht ist. Ich weiß nicht genau, mit wem Sie da eigentlich Probleme haben, aber …«
    Er nimmt das Handy, drückt eine Taste und hält mir das Display hin.
    Mist.
    Es ist meine Liste. Die Liste, die ich in der Kirche geschrieben habe.
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    Ich könnte sterben, so peinlich ist mir das Ganze. Deshalb sollte man sein Handy nicht mit jemandem teilen.
    »Das geht Sie nichts an«, murmle ich und starre auf die Tischplatte.
    »Ich weiß«, sagt er freundlich. »Und ich weiß auch, dass es bisweilen schwer ist, über seinen eigenen Schatten zu springen. Aber Sie müssen es tun. Es muss raus. Vor der Hochzeit.«
    Ein, zwei Minuten bleibe ich still. Ich kann es nicht ertragen, dass er recht hat. Doch tief in mir spüre ich, dass alles, was er sagt, so stimmen könnte. Wie Tetris-Steine, die einer nach dem anderen ihren Platz finden.
    Ich stelle meine Tasche auf den Tisch und kratze mich an der Nase. Sam wartet geduldig, während ich meine Gedanken ordne.
    »Es ist ja schön und gut, dass Sie mir das alles erzählen«, sage ich schließlich. »Es ist leicht gesagt, dass ›es rausmuss‹. Was soll ich denen denn sagen?«
    »Mit ›denen‹ meinen Sie …«
    »Ich weiß nicht. Seine Eltern, denke ich.«
    Plötzlich komme ich mir illoyal vor, weil ich hinter Magnus’ Rücken über seine Familie spreche. Doch dafür ist es längst zu spät.
    Sam zögert keinen Moment.
    »Sagen Sie: ›Mr. und Mrs. Tavish, Sie geben mir das Gefühl, minderwertig zu sein. Finden Sie mich wirklich minderwertig, oder bilde ich mir das nur ein?‹«
    »Auf welchem Planeten leben Sie eigentlich?« Ich starre ihn an. »Das kann ich nicht sagen! So was sagt man nicht!«
    Sam lacht. »Wissen Sie, was ich heute Nachmittag tun werde? Ich werde einem einflussreichen Geschäftsmann erklären, dass er nicht hart genug arbeitet, dass seine Vorstandskollegen sich immer mehr von ihm distanzieren und dass seine Körperhygiene langsam zu einem Problem wird.«
    »O mein Gott.« Bei dem bloßen Gedanken zucke ich förmlich zusammen. »Ist nicht wahr!«
    »Wird schon halb so schlimm werden«, sagt Sam ruhig. »Ich gehe es mit ihm durch, Punkt für Punkt, und am Ende wird er mir recht geben. Es ist nur eine Frage der Technik und des Selbstvertrauens. Unangenehme Gespräche sind in gewisser Weise meine Spezialität. Ich habe viel von Nick

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