Kein Land für alte Männer
Fahrerkabine, in der anderen mit nach oben zeigendem Lauf ein Gewehr.
Er erreichte den Fluss an einer Stelle, an der er in weitem Bogen aus einem Canyon kam und an ausgedehnten Schilfdickichten vorbeiführte. Weiter flussabwärts schlug er gegen ein Steilufer und vollführte einen Schwenk Richtung Süden. Tief im Canyon Dunkelheit. Das Wasser dunkel. Moss sprang in die Senke, stürzte, überkugelte sich, stand auf und begann auf einem langen sandigen Grat zum Flussufer abzusteigen. Er war noch keine zehn Meter weit gegangen, als ihm aufging, dass er dazu keine Zeit hatte. Er warf einen Blick zurück zur Kante, dann ging er in die Hocke und stieß sich, die .45er mit beiden Händen festhaltend, an der Seite des Hanges nach unten ab.
Er kugelte sich und rutschte ein ganzes Stück, die Augen zum Schutz gegen den Staub und den Sand, den er aufwirbelte, fast ganz geschlossen, die Pistole an die Brust gedrückt. Dann hörte das alles auf, und er fiel einfach. Er öffnete die Augen. Über ihm in langsamer Drehung die frische Welt des Morgens.
Er knallte in ein Kiesbett und gab ein Stöhnen von sich. Dann kugelte er durch eine Art grobes Gras. Er kam zum Stillstand und blieb nach Luft schnappend auf dem Bauch liegen.
Die Pistole war weg. Er kroch durch das plattgedrückte Gras zurück, bis er sie fand, hob sie auf, drehte sich um und suchte den oberen Rand des Flusstals ab, während er sich mit dem Pistolenlauf den Staub aus dem Ärmel klopfte. Sein Mund war voller Sand. Seine Augen. Er sah die Silhouetten zweier Männer vor dem Himmel auftauchen, spannte die Pistole und schoss auf sie, worauf sie wieder verschwanden.
Er wusste, er hatte keine Zeit, zum Fluss zu robben, deshalb stand er einfach auf und rannte darauf zu, platschte über die ineinanderverschlungenen Kiesbetten und eine lange Sandbank entlang, bis er zum Hauptwasserlauf kam. Er holte seine Schlüssel und seine Brieftasche hervor, steckte beides in seine Hemdtasche und knöpfte sie zu. Der kalte Wind, der vom Wasser her wehte, roch nach Eisen. Er konnte ihn schmecken. Er warf die Taschenlampe weg, entspannte den Hahn der .45er und steckte sie sich vorn in die Hose. Dann streifte er seine Stiefel ab, schob sie sich zu beiden Seiten verkehrt herum unter den Gürtel, zog diesen so stramm, wie er konnte, und sprang kopfüber in den Fluss.
Die Kälte verschlug ihm den Atem. Er drehte sich um und blickte zur Kante auf, während er prustete und das schiefergraue Wasser trat. Da war nichts. Er drehte sich um und schwamm los.
Die Strömung trug ihn in die Biegung des Flusses und bis an die Felsen heran. Er stieß sich davon ab. Über ihm ragte dunkel und tief gehöhlt das Steilufer auf, und das Wasser in den Schatten war schwarz und kabbelig. Als er schließlich vom Schusswasser erfasst wurde und zurückblickte, sah er den Pick-up oben auf dem Steilufer stehen, aber keine Menschen. Er überzeugte sich davon, dass er seine Stiefel und die Pistole noch hatte, dann drehte er sich um und begann auf das andere Ufer zuzuschwimmen.
Als er sich zitternd aus dem Fluss hievte, war er ungefähr anderthalb Kilometer von der Stelle entfernt, wo er hineingesprungen war. Seine Socken waren weg, und er lief barfuß auf das Röhricht zu. Im schräg abfallenden Felsen runde Vertiefungen, wo die Alten gemahlen hatten. Als er erneut zurückblickte, war der Pick-up verschwunden. Zwei Männer, die sich deutlich vor dem Himmel abzeichneten, trabten oben auf dem Steilufer dahin. Er hatte das Röhricht fast erreicht, als es plötzlich überall um ihn herum raschelte und ein dumpfer Knall zu hören war, dem das Echo vom anderen Ufer folgte.
Er wurde von einer Schrotkugel am Oberarm getroffen, und sie brannte wie ein Hornissenstich. Er legte die Hand über die halb in die Rückseite seines Arms eingedrungene Bleikugel und tauchte in das Röhricht ein.
Sein linkes Bein drohte immer wieder unter ihm nachzugeben, und er hatte Mühe mit dem Atmen.
Tief im Gestrüpp fiel er auf die Knie und rang nach Luft. Er löste seinen Gürtel, ließ die Stiefel in den Sand fallen, zog die .45er, legte sie neben sich und tastete die Rückseite seines Arms ab. Die Schrotkugel war verschwunden. Er knöpfte sich das Hemd auf, legte es ab und zog seinen Arm nach vorn herum, um die Wunde zu untersuchen. Man sah lediglich ein leicht blutendes Einschussloch, von Hemdfaserstückchen verklebt. Die ganze Rückseite seines Arms verfärbte sich bereits zu einem hässlichen blauroten Fleck. Er wrang das Wasser aus seinem Hemd,
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