Kein Land für alte Männer
zog es wieder an, knöpfte es zu, schlüpfte in die Stiefel, stand auf und schnallte sich den Gürtel zu. Er hob die Pistole auf, nahm das Magazin heraus, ließ die Patrone aus der Kammer schnellen, schüttelte die Waffe, pustete durch den Lauf und führte das Magazin wieder ein. Er wusste nicht, ob sie schießen würde, hielt es aber für wahrscheinlich.
Als er auf der anderen Seite aus dem Röhricht herauskam, blieb er stehen und blickte zurück, aber die Halme waren fast zehn Meter hoch, und er konnte nichts sehen. Flussabwärts befand sich ein breites, terassenförmiges Stück Ufer mit einem Pappelgehölz. Als er dort ankam, begannen seine bloßen Füße in den nassen Stiefeln bereits Blasen zu bekommen. Sein Arm war geschwollen und pochte, aber die Blutung schien aufgehört zu haben, und er ging auf einer Kiesbank in die Sonne hinaus, setzte sich hin, zog die Stiefel aus und betrachtete die wunden Stellen an seinen Fersen. Sobald er saß, begann sein Bein wieder zu schmerzen.
Er ließ das kleine Lederfutteral an seinem Gürtel aufschnappen, nahm sein Messer heraus, stand auf und zog abermals sein Hemd aus. Er schnitt die Ärmel an den Ellbogen ab, setzte sich hin, umwickelte sich damit die Füße und zog die Stiefel an. Er verstaute das Messer wieder im Futteral, schloss es, hob die Pistole auf und verharrte lauschend. Ein Sumpfhordenvogel. Nichts.
Als er sich in Marsch setzte, hörte er am anderen Flussufer ganz leise den Pick-up. Er hielt danach Ausschau, sah ihn aber nicht. Er glaubte, dass die beiden Männer mittlerweile wohl den Fluss überquert hatten und irgendwo hinter ihm waren.
Er ging weiter zwischen den Bäumen hindurch. Die Stämme vom Hochwasser verschlammt und versandet, die Wurzeln ein Gewirr zwischen den Felsen. Er zog die Stiefel wieder aus, um den Kies zu überqueren, ohne Spuren zu hinterlassen, dann stieg er, die Stiefel, die Fußlappen und die Pistole in den Händen, einen langen, felsigen Rincon zum Südrand des Fluss-Canyons hinauf, wobei er das unten liegende Terrain im Auge behielt. Die Sonne schien in den Canyon, sodass die Felsen, die er überquerte, in Minutenschnelle getrocknet sein würden. An einer terrassenförmigen Stelle nahe dem oberen Rand blieb er stehen und legte sich, die Stiefel neben sich im Gras, auf den Bauch. Bis nach oben waren es noch zehn Minuten, aber er glaubte nicht, dass er zehn Minuten hatte. Auf der anderen Seite des Flusses flog mit dünnem Schrei ein Falke von den Felsen auf. Moss wartete. Nach einer Weile trat aus dem Röhricht flussaufwärts ein Mann und blieb stehen. Er trug eine Maschinenpistole. Hinter ihm tauchte ein zweiter Mann auf. Sie wechselten einen Blick und setzten sich wieder in Marsch.
Sie gingen unterhalb von ihm vorbei, und er sah ihnen nach, bis sie flussabwärts außer Sicht waren. Er dachte eigentlich gar nicht an sie. Er dachte an seinen Wagen. Wenn Montagmorgen um neun Uhr die Stadtverwaltung aufmachte, würde irgendwer sich nach der Autonummer erkundigen und seinen Namen und seine Adresse erfahren. Bis dahin waren es noch vierundzwanzig Stunden. Dann würden sie wissen, wer er war, und würden niemals aufhören, nach ihm zu suchen. Niemals.
Er hatte einen Bruder in Kalifornien, was sollte er dem erzählen? Arthur, da sind ein paar Jungs unterwegs zu dir, die haben vor, dir die Eier zwischen die Backen eines Schraubstocks zu klemmen und den Spanngriff dann jedes Mal eine Vierteldrehung weiterzudrehen, ob du nun weißt, wo ich bin, oder nicht. Du solltest vielleicht überlegen, nach China zu ziehen.
Er setzte sich auf, umwickelte sich die Füße, zog die Stiefel an, stand auf und nahm das letzte Stück Canyon bis zum oberen Rand in Angriff. Von dort aus erstreckte sich das Land topfeben nach Süden und Osten. Rote Erde und Kreosot. In weiter und mittlerer Entfernung Berge. Dort draußen war nichts. Hitzeflimmern. Er steckte sich die Pistole in den Hosenbund, blickte ein letztes Mal zum Fluss hinunter und marschierte dann Richtung Osten los. Langtry, Texas, lag in Luftlinie knapp fünfzig Kilometer entfernt. Vielleicht weniger. Zehn Stunden. Zwölf. Die Füße taten ihm jetzt schon weh. Das Bein tat ihm weh. Die Brust. Der Arm. Der Fluss blieb hinter ihm zurück. Er hatte noch nicht einmal etwas getrunken.
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II
Ich weiß nicht, ob die Polizeiarbeit heute gefährlicher ist, als sie früher war. Ich weiß noch, als ich mein Amt angetreten hab, da gab’s zum Beispiel irgendwo eine Schlägerei, da ist man dann hin, um die Kampfhähne
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