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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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sich vorher noch nie gesehen. So viele von der Sorte kann es nicht geben. Glaub ich jedenfalls. Aber wissen tun wir’s nicht. Hier gab’s neulich mal eine Frau, die hat ihr Baby in eine Müllpresse geworfen. Wie kriegt man so was bloß fertig? Meine Frau liest keine Zeitung mehr. Wahrscheinlich hat sie recht. Das hat sie fast immer.

Bell stieg die Treppe zum Hintereingang des Gerichtsgebäudes hinauf und ging den Flur entlang zu seinem Büro. Er drehte seinen Stuhl herum, setzte sich und sah das Telefon an. Nun mach schon, sagte er. Ich bin da.
Das Telefon klingelte. Er nahm ab. Sheriff Bell, sagte er.
Er lauschte. Er nickte.
Mrs. Downie, der kommt bestimmt gleich wieder runter. Rufen Sie mich einfach etwas später hier an. Ja, Ma’am.
Er nahm seinen Hut ab, legte ihn auf den Schreibtisch, schloss die Augen und knetete sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Ja, Ma’am, sagte er. Ja, Ma’am.
Mrs. Downie, so viele tote Kater auf Bäumen hab ich noch nicht gesehen. Ich glaub, er wird gleich runterkommen, wenn Sie ihn einfach in Ruhe lassen. Rufen Sie mich später zurück, ja?
Er legte auf und betrachtete das Telefon. Es liegt am Geld, sagte er. Wenn man genug davon hat, muss man sich nicht mit Leuten über Kater auf Bäumen unterhalten.
Na ja. Vielleicht doch.
Quäkend meldete sich das Funkgerät. Er nahm den Hörer ab, drückte auf den Knopf und legte die Füße auf den Schreibtisch. Bell, sagte er.
Er hörte zu. Er stellte die Füße auf den Boden und setzte sich auf. Nimm den Schlüssel und schau in den Kofferraum. Ja, genau. Ich warte.
Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch.
In Ordnung. Lass deine Lichter an. Ich bin in fünfzig Minuten da. Und Torbert? Mach den Kofferraum zu.
Er und Wendell fuhren vor dem Streifenwagen auf die Standspur, hielten an und stiegen aus. Torbert stieg ebenfalls aus und blieb an der Tür seines Wagens stehen. Der Sheriff nickte. Er ging am Straßenrand entlang und studierte die Reifenspuren. Das hier hast du gesehen, nehm ich mal an, sagte er.
Ja, Sir.
Na, dann schauen wir mal.
Torbert öffnete den Kofferraum, und sie betrachteten den Toten. Die Vorderseite seines Hemdes war mit teils getrocknetem Blut getränkt. Sein ganzes Gesicht war blutig. Bell beugte sich vor, griff in den Kofferraum, zog etwas aus der Hemdtasche des Toten und faltete es auseinander. Es war eine blutbefleckte Quittung für Benzin von einer Tankstelle in Junction, Texas. Tja, sagte er. Hier war die Straße für Bill Wyrick zu Ende.
Ich hab nicht nachgesehen, ob er eine Brieftasche bei sich hat.
Ist schon gut. Er hat keine. Das hier war einfach nur verdammter Zufall.
Er musterte das Loch in der Stirn des Mannes. Sieht aus wie Kaliber .45. Sauber. Fast wie bei einem Flachkopf.
Was ist ein Flachkopf?
Ein Geschoss fürs Scheibenschießen. Hast du die Schlüssel?
Ja, Sir.
Bell klappte den Kofferraumdeckel zu. Er blickte sich um. Die auf der Interstate vorbeikommenden Lastwagen schalteten im Näherkommen herunter.
Ich hab schon mit Lamar geredet. Ihm gesagt, dass er seinen Streifenwagen in ungefähr drei Tagen wiederkriegt. Ich hab in Austin angerufen, die erwarten dich gleich morgen früh. Ich lad ihn nicht in einen von unseren Wagen um, und einen Hubschrauber braucht er ganz bestimmt nicht mehr. Du fährst Lamars Wagen nach Sonora zurück, wenn du fertig bist, dann rufst du an, und Wendell oder ich kommen dich holen. Hast du Geld dabei?
Ja, Sir.
Den Bericht füllst du so aus wie sonst auch.
Ja, Sir.
Männlich, weiß, Ende dreißig, mittelgroß.
Wie schreibt man Wyrick?
Gar nicht. Wir wissen noch nicht sicher, wie er heißt.
Ja, Sir.
Vielleicht hat er irgendwo Familie.
Ja, Sir. Sheriff? Was wissen wir vom Täter?
Gar nichts. Gib Wendell deine Schlüssel, bevor du’s vergisst.
Die sind im Wagen.
Wir lassen keine Schlüssel in den Fahrzeugen, wenn’s recht ist.
Ja, Sir.
Ich seh dich dann in zwei Tagen.
Ja, Sir.
Ich hoffe, der Scheißkerl ist in Kalifornien.
Ja, Sir. Ich weiß, was Sie meinen.
Ich hab so ein Gefühl, dass er’s nicht ist.
Ja, Sir. Ich auch.
Wendell, bist du so weit?
Wendell beugte sich vor und spuckte aus. Ja, Sir, sagte er. Ich bin so weit. Er sah Torbert an.
Wenn du mit dem Knaben im Kofferraum angehalten wirst, dann sag einfach, du weißt von nichts. Sag ihnen, dass ihn dir jemand da reingelegt haben muss, während du Kaffee getrunken hast.
Torbert nickte. Rückst du dann mit dem Sheriff an, und ihr holt mich aus dem Todestrakt?
Wenn wir’s nicht schaffen, dich

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