Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
Vom Netzwerk:
klopfte er erneut. Er drehte sich um und musterte mit dem Rücken zum Wohnwagen die kleine Anlage. Nichts rührte sich. Kein Hund. Er wandte sich wieder dem Wohnwagen zu, führte die Hand ans Türschloss, schoss mit dem Kobaltstahlbolzen des Schussgeräts den Schlosszylinder heraus, öffnete die Tür, ging hinein und machte sie hinter sich zu.
Den Revolver des Deputys in der Hand, blieb er stehen. Dann warf er einen Blick in die Küche. Er ging nach hinten ins Schlafzimmer. Er durchquerte es, stieß die Badezimmertür auf und ging ins zweite Schlafzimmer. Kleider auf dem Boden. Die Schranktür offen. Er zog die oberste Kommodenschublade heraus und schloss sie wieder. Er steckte den Revolver in den Hosenbund, zog das Hemd darüber und ging zurück in die Küche.
Er öffnete den Kühlschrank, nahm einen Karton Milch heraus, schraubte ihn auf, roch daran und trank. Den Karton in einer Hand, schaute er zum Fenster hinaus. Er trank erneut, stellte den Karton in den Kühlschrank zurück und schloss die Tür.
Er ging ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Auf dem Tisch stand ein recht gutes, mittelgroßes Fernsehgerät. Er betrachtete sich in dem toten grauen Bildschirm.
Er rappelte sich hoch, hob die Post vom Boden auf, setzte sich wieder und ging sie durch. Drei der Umschläge faltete er, steckte sie in seine Hemdtasche, stand dann auf und ging hinaus.
Er fuhr bis zum Büro, hielt an und ging hinein. Ja, Sir?, sagte die Frau.
Ich suche Llewelyn Moss.
Sie musterte ihn. Haben Sie’s bei seinem Wohnwagen versucht?
Ja, hab ich.
Tja, dann würde ich sagen, er ist bei der Arbeit. Wollen Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?
Wo arbeitet er?
Sir, es ist mir nicht gestattet, Informationen über unsere Bewohner zu geben.
Chigurh ließ den Blick durch das kleine Sperrholzkabuff wandern. Er sah die Frau an.
Wo arbeitet er?
Sir?
Wo er arbeitet, hab ich gefragt.
Haben Sie mich nicht verstanden? Wir dürfen keine Informationen geben.
Irgendwo war eine Toilettenspülung zu hören. Ein Türriegel klickte. Erneut sah Chigurh die Frau an. Dann ging er hinaus, stieg in den Ramcharger und fuhr weg.
Er machte beim Café halt, zog die Umschläge aus der Hemdtasche, faltete sie auseinander, riss sie auf und las die Briefe. Er riss den Umschlag der Telefonrechung auf und sah sie sich an. Es standen Anrufe nach Del Rio und Odessa darauf.
Er ging ins Café, ließ sich Kleingeld geben, ging zum Münztelefon und wählte die Nummer in Del Rio, aber es nahm niemand ab. Er rief die Nummer in Odessa an, eine Frau nahm ab, und er fragte nach Llewelyn. Die Frau sagte, er sei nicht da.
Ich hab versucht, ihn in Sanderson zu erreichen, aber ich glaube, da ist er nicht mehr.
Ein kurzes Schweigen trat ein. Dann sagte die Frau: Ich weiß nicht, wo er ist. Wer spricht denn da?
Chigurh legte auf, ging zum Tresen hinüber, setzte sich und bestellte eine Tasse Kaffee. War Llewelyn heute schon da?, fragte er.
Als er vor der Werkstatt anhielt, saßen dort zwei Männer mit dem Rücken zur Gebäudewand und aßen ihren Lunch. Er ging hinein. Am Schreibtisch saß ein Mann, der Kaffee trank und Radio hörte. Ja, Sir?, sagte er. Ich bin auf der Suche nach Llewelyn.
Der ist nicht da.
Wann erwarten Sie ihn denn?
Ich weiß nicht. Er hat nicht angerufen oder so, deswegen kann ich auch nur raten. Er legte leicht den Kopf zur Seite. Als wollte er Chigurh genauer ins Auge fassen. Kann ich irgendwas für Sie tun?
Ich glaube nicht.
Draußen stand er auf dem rissigen, ölfleckigen Pflaster. Er sah die beiden Männer an, die am Ende des Gebäudes saßen.
Wissen Sie, wo Llewelyn ist?
Sie schüttelten den Kopf. Chigurh stieg in den Ramcharger und fuhr zurück in Richtung Stadt.

Der Bus kam am frühen Nachmittag in Del Rio an, und Moss nahm seine Taschen und stieg aus. Er ging die Straße entlang zum Taxistand, öffnete die hintere Tür des dort stehenden Taxis und stieg ein. Fahren Sie mich zu einem Motel, sagte er.
Der Fahrer sah ihn im Rückspiegel an. Haben Sie an ein bestimmtes gedacht?
Nein. Einfach was Billiges.
Sie fuhren zu einem Etablissement namens Trail Motel, Moss stieg mit seiner Reisetasche und dem Aktenkoffer aus, bezahlte den Fahrer und ging ins Büro. Dort saß eine Frau und sah fern. Sie stand auf und trat hinter den Empfang.
Haben Sie ein Zimmer?
Ich hab mehr als eins. Wie viele Nächte?
Ich weiß nicht.
Ich frag deshalb, weil wir einen Wochenpreis haben. Fünfunddreißig Dollar plus ein Dollar fünfundsiebzig Steuer. Sechsunddreißig

Weitere Kostenlose Bücher