Kein Land für alte Männer
um.
Na gut. Das können wir machen.
Das Erste, was sie sahen, war der Transponder, der auf einer Fensterbank im Flur lag. Bell nahm ihn in die Hand, drehte ihn hin und her und betrachtete die Skala und die Knöpfe.
Das ist doch wohl keine gottverdammte Bombe, oder?
Nein.
Das hätt uns gerade noch gefehlt.
Das ist ein Peilsender.
Also haben sie gefunden, was auch immer sie angepeilt haben.
Wahrscheinlich. Was meinst du, wie lange das Ding schon daliegt?
Ich weiß nicht. Allerdings könnt ich mir denken, was die angepeilt haben.
Vielleicht, sagte Bell. Aber irgendwas an der ganzen Geschichte passt nicht richtig zusammen.
Das muss es ja auch nicht.
Wir haben hier einen Ex-Colonel der Army, dem der größte Teil des Kopfes fehlt und den ihr nur anhand seiner Fingerabdrücke habt identifizieren können. So weit ihm die Finger nicht weggeschossen waren.
Berufssoldat. Vierundzwanzig Jahre Dienstzeit. Keinerlei Papiere.
Er ist ausgeraubt worden.
Was weißt du über die Sache, was du mir nicht sagst?
Du hast dieselben Fakten wie ich.
Ich rede hier nicht von Fakten. Glaubst du, diese ganze Schweinerei hat sich Richtung Süden verlagert?
Bell schüttelte den Kopf. Ich weiß nicht.
Hast du irgendein persönliches Interesse an der Sache?
Nicht direkt. Zwei junge Leute aus meinem County, die vielleicht irgendwie drin verwickelt sind und es besser nicht wären.
Irgendwie drin verwickelt.
Reden wir von Verwandtschaft?
Nein. Einfach Leute aus meinem County. Leute, auf die ich ein Auge haben soll.
Er reichte dem Sheriff den Peilsender.
Was soll ich damit machen?
Das ist Eigentum des Maverick County. Beweismaterial.
Der Sheriff schüttelte den Kopf. Drogen, sagte er.
Drogen.
Die verkaufen diesen Scheiß an Schulkinder.
Es ist schlimmer.
Wieso?
Schulkinder kaufen das Zeug.
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VII
Vom Krieg will ich auch nicht reden. Angeblich war ich ein Kriegsheld, dabei hab ich einen ganzen Zug Leute verloren. Bin dafür dekoriert worden. Sie sind gestorben, und ich hab einen Orden dafür gekriegt. Ich will gar nicht wissen, was Sie davon halten. Es vergeht kein Tag, ohne dass ich mich daran erinnere. Manche Jungs, die ich kenne, haben nach dem Krieg dank der GI Bill in Austin studiert und sich ganz schön abfällig über ihre Leute geäußert. Jedenfalls einige davon. Sie als Hinterwäldler bezeichnet und lauter solche Sachen. Ihre politischen Ansichten abgelehnt. Zwei Generationen sind eine lange Zeit in diesem Land. Nehmen wir mal die ersten Siedler. Ich hab immer gesagt, wenn einem Frau und Kinder umgebracht, skalpiert und wie Fische ausgenommen werden, dann kann einen das ziemlich wütend machen, aber die Leute haben anscheinend gar nicht gewusst, wovon ich rede. Ich glaub, die Sechziger haben in diesem Land doch einige ernüchtert. Jedenfalls hoff ich das. Vor einer Weile hab ich in der Zeitung gelesen, ein paar Lehrer wären auf eine Umfrage gestoßen, die damals in den Dreißigern an einer Reihe von Schulen im ganzen Land durchgeführt worden ist. Da gab’s einen Fragebogen darüber, was die Probleme beim Schulunterricht sind. Und die haben die Fragebogen gefunden, die überall im Land ausgefüllt und zurückgeschickt worden waren. Und die größten Probleme, die da genannt worden sind, waren so Sachen wie Reden im Unterricht und Rennen auf den Fluren. Kaugummikauen. Abschreiben. Solche Sachen. Dann haben sie einen von diesen Fragebogen genommen, der nicht ausgefüllt war, haben ihn ein paarmal kopiert und an dieselben Schulen geschickt.
Vierzig Jahre später.
Tja, und dann sind die Antworten zurückgekommen. Vergewaltigung, Brandstiftung, Mord. Drogen. Selbstmord. Da macht man sich schon seine Gedanken. Weil ich nämlich oft, wenn ich davon rede, dass die Welt zum Teufel geht, einfach nur angelächelt werd und zu hören krieg, dass ich alt werde. Dass das eins von den Anzeichen dafür war. Aber meiner Meinung nach hat jeder, der den Unterschied zwischen Vergewaltigung und Mord und Kaugummikauen nicht kennt, ein sehr viel größeres Problem als ich. Vierzig Jahre sind auch keine lange Zeit. Vielleicht wachen einige von denen in den nächsten vierzig Jahren auf. Wenn’s dann nicht schon zu spät ist.
Vor ein, zwei Jahren sind Loretta und ich bei einer Veranstaltung in Corpus Christi gewesen, da hab ich neben dieser Frau gesessen, das war die Frau von irgendwem. Und die hat unentwegt vom rechten Dies und vom rechten Das geredet. Ich hab gar nicht genau gewusst, was sie damit meint. Die Leute, die ich kenne, sind größtenteils ganz normale
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