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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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weiße Tabletten, die er sich aufgehoben hatte, und er nahm eine und schluckte sie trocken herunter. Er meinte, sich übergeben zu müssen. Er blieb längere Zeit dort stehen. Wo er stand, war eine Fensterbank, auf die er sich gesetzt hätte, aber sie war mit Eisenspitzen gespickt, um Herumtreiber abzuhalten. Ein Taxi kam vorbei, und er hob eine Hand, aber es fuhr weiter. Er würde auf die Straße hinausgehen müssen, und nach einer Weile tat er das auch. Er stand einige Zeit schwankend da, ehe ein weiteres Taxi kam, das anhielt, als er die Hand hob.
Der Fahrer musterte ihn. Moss lehnte sich zum Fenster hinein. Können Sie mich über die Brücke fahren?, fragte er.
Auf die andere Seite?
Ja. Auf die andere Seite.
Geld haben Sie?
Ja. Ich hab Geld.
Der Fahrer machte ein skeptisches Gesicht. Zwanzig Dollar, sagte er.
Okay.
An der Schranke beugte sich der Grenzer herunter und betrachtete ihn, wie er da im düsteren Fond des Wagens saß. In welchem Land sind Sie geboren?, fragte er.
In den Vereinigten Staaten.
Was führen Sie ein?
Nichts.
Der Grenzer musterte ihn. Steigen Sie bitte aus, sagte er.
Moss drückte den Türgriff nach unten und stützte sich auf der Lehne des Vordersitzes ab, um sich aus dem Taxi zu schieben. Er blieb daneben stehen.
Was ist mit Ihren Schuhen passiert?
Ich weiß nicht.
Sie haben nichts an, wie?
Ich hab was an.
Der zweite Grenzer winkte die Autos durch. Er deutete auf den Taxifahrer. Würden Sie Ihren Wagen bitte auf den zweiten Parkplatz dort stellen.
Der Fahrer legte den Gang ein.
Würden Sie bitte vom Wagen wegtreten?
Moss trat vom Wagen weg. Das Taxi fuhr in den Parkbereich, der Fahrer stellte den Motor ab. Moss sah den Grenzer an. Dieser schien darauf zu warten, dass er etwas sagte, doch er blieb stumm.
Sie nahmen ihn mit hinein und setzten ihn in einem kleinen, weißgestrichenen Büro auf einen Metallstuhl. Ein weiterer Mann kam herein und lehnte sich an einen Metallschreibtisch. Er musterte ihn von Kopf bis Fuß. Wie viel haben Sie getrunken?
Ich hab überhaupt nichts getrunken.
Was ist mit Ihnen passiert?
Wie meinen Sie das?
Was ist mit Ihren Kleidern passiert?
Ich weiß nicht.
Haben Sie irgendetwas, womit Sie sich ausweisen können?
Nein.
Gar nichts?
Nein.
Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte sich der Mann zurück. Er sagte: Was meinen Sie, wer durch diese Schranke in die Vereinigten Staaten von Amerika darf?
Ich weiß nicht. Amerikanische Bürger.
Einige amerikanische Bürger. Wer, meinen Sie, entscheidet das?
Sie vermutlich.
Das ist richtig. Und wie entscheide ich das?
Ich weiß nicht.
Ich stelle Fragen. Wenn ich vernünftige Antworten bekomme, darf der Betreffende nach Amerika. Wenn ich keine vernünftigen Antworten bekomme, darf er nicht. Gibt es daran irgendetwas, was Sie nicht verstehen?
Nein, Sir.
Dann würden Sie vielleicht gern nochmal von vorn anfangen.
Na gut.
Wir müssen mehr darüber wissen, warum sie hier sind, ohne etwas anzuhaben.
Ich hab doch einen Mantel an.
Wollen Sie mich verscheißern?
Nein, Sir.
Verscheißern Sie mich nicht. Sind Sie beim Militär?
Nein, Sir. Ich bin Veteran.
Welche Teilstreitkraft?
United States Army.
Waren Sie in Nam?
Ja, Sir. Drei Stationierungen.
Welche Einheit?
Zwölftes Infanteriebataillon.
Von wann bis wann waren Sie dort?
Siebzehnter August neunzehnhundertsechsundsechzig bis zweiter Mai neunzehnhundertachtundsechzig.
Der Mann betrachtete ihn eine Zeitlang. Moss sah ihn an, wandte dann den Blick ab und richtete ihn auf die Tür, den leeren Flur. Im Mantel, vornübergebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt.
Fehlt Ihnen was?
Nein, Sir. Mir fehlt nichts. Meine Frau kommt und holt mich, wenn Sie mich weiterfahren lassen.
Haben Sie Geld bei sich? Kleingeld für einen Anruf?
Ja, Sir.
Er hörte Krallen über die Fliesen klicken. Im Aufblicken sah er einen Grenzer mit einem Schäferhund an der Leine. Der Verhörbeamte ruckte das Kinn in Richtung Grenzer. Sehen Sie zu, dass dem Mann hier jemand hilft. Er muss in die Stadt. Ist das Taxi schon weg?
Ja, Sir. Es war sauber.
Ich weiß. Sehen Sie zu, dass ihm jemand hilft.
Er sah Moss an. Wo kommen Sie her?
Aus San Saba, Texas.
Weiß Ihre Frau, wo Sie sind?
Ja. Ich hab erst vor kurzem mit ihr gesprochen.
Haben Sie sich gestritten?
Hat sich wer gestritten?
Sie und Ihre Frau.
Na ja. Wohl schon, denk ich. Ja, Sir.
Sie müssen ihr sagen, dass es Ihnen leidtut.
Sir?
Ich hab gesagt, Sie müssen ihr sagen, dass es Ihnen leidtut.
Ja, Sir. Mach ich.
Auch wenn Sie glauben, dass es ihre Schuld war.
Ja,

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