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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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noch gesagt, Carla Jean?
Dass du auf dem besten Weg bist, dich umbringen zu lassen.
Na, was soll er auch sonst sagen.
Sie blieb längere Zeit stumm.
Carla Jean?
Llewelyn, ich will das Geld gar nicht. Ich will bloß, dass mit uns alles wieder so wird, wie es war.
Das wird es auch.
Nein, wird es nicht. Ich hab darüber nachgedacht. Es ist ein falscher Gott.
Ja. Aber es ist echtes Geld.
Wieder sagte sie seinen Namen, dann begann sie zu weinen. Er versuchte, mit ihr zu reden, aber sie gab keine Antwort. Er stand da und hörte zu, wie sie in Odessa still vor sich hinschluchzte. Was soll ich machen?, sagte er.
Sie gab keine Antwort.
Carla Jean?
Ich will, dass alles wieder so wird, wie es war.
Wenn ich dir sage, dass ich versuche, alles in Ordnung zu bringen, tust du dann, worum ich dich gebeten hab?
Ich hab hier eine Nummer, die ich anrufen kann. Jemand, der uns helfen kann.
Kannst du ihm vertrauen?
Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich niemand anderem vertrauen kann. Ich ruf dich morgen an. Ich hab nicht gedacht, dass sie dich da oben finden würden, sonst hätt ich dich da nie hingeschickt. Ich ruf dich morgen an.
Er legte auf und wählte die Nummer, die Wells ihm gegeben hatte. Schon beim zweiten Klingeln meldete sich jemand, aber nicht Wells. Ich glaub, ich hab mich verwählt, sagte er.
Sie haben sich nicht verwählt. Sie müssen zu mir kommen.
Wer spricht da?
Sie wissen, wer da spricht.
Moss stützte sich auf den Schalter, die Stirn gegen die Faust gedrückt.
Wo ist Wells?
Der kann Ihnen nicht mehr helfen. Was für einen Deal haben Sie mit ihm gemacht?
Ich hab überhaupt keinen Deal mit ihm gemacht.
Doch, das haben Sie. Wie viel wollte er Ihnen geben?
Ich weiß nicht, wovon Sie reden.
Wo ist das Geld?
Was haben Sie mit Wells gemacht?
Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit. Mit Wells brauchen Sie sich nicht weiter zu beschäftigen. Er spielt keine Rolle mehr. Sie müssen mit mir reden.
Ich muss nicht mit Ihnen reden.
Ich glaube schon. Wissen Sie, wo ich hinfahre?
Wieso sollte mich interessieren, wo Sie hinfahren?
Wissen Sie, wo ich hinfahre?
Moss gab keine Antwort.
Sind Sie noch da?
Ich weiß, wo Sie sind.
Ach ja? Wo bin ich denn?
Sie sind in Piedras Negras im Krankenhaus. Aber da fahre ich nicht hin. Wissen Sie, wo ich hinfahre?
Ja. Ich weiß, wo Sie hinfahren.
Sie können das alles abwenden.
Wieso sollt ich Ihnen glauben?
Wells haben Sie doch auch geglaubt.
Ich hab Wells nicht geglaubt.
Immerhin haben Sie ihn angerufen.
Dann hab ich ihn eben angerufen.
Sagen Sie mir, was ich machen soll.
Moss verlagerte sein Gewicht. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er gab keine Antwort.
Sagen Sie mir was. Ich warte.
Ich könnte schon auf Sie warten, wenn Sie dort ankommen, sagte Moss. Ein Flugzeug chartern. Haben Sie darüber mal nachgedacht?
Das wäre okay. Aber das werden Sie nicht tun.
Woher wollen Sie das wissen?
Dann hätten Sie’s mir nicht gesagt. Egal, ich muss jetzt los.
Sie wissen doch, dass sie nicht mehr da sein werden.
Es macht überhaupt keinen Unterschied, wo sie sind.
Wozu fahren Sie dann hin?
Sie wissen doch, wie die Geschichte ausgehen wird, oder?
Nein. Sie?
Ja. Weiß ich. Und ich glaube, Sie wissen es auch. Sie haben es bloß noch nicht akzeptiert. Ich mache Folgendes: Sie bringen mir das Geld, und ich lasse Ihre Frau gehen. Andernfalls ist sie verantwortlich. Genau wie Sie. Ich weiß nicht, ob Ihnen das gleich ist. Aber das ist der beste Deal, den Sie kriegen. Dass Sie sich selbst retten können, erzähl ich Ihnen erst gar nicht, denn das können Sie nicht.
Ich werd Ihnen was bringen, verlassen Sie sich drauf, sagte Moss. Ich werd Sie zu meinem Spezialprojekt machen. Sie müssen gar nicht nach mir suchen.
Freut mich zu hören. Sie hatten schon angefangen, mich zu enttäuschen.
Sie werden nicht enttäuscht sein.
Gut.
Von wegen Enttäuschung müssen Sie sich bei Gott keine Sorgen machen.
Er ging vor Tagesanbruch, bekleidet mit dem Klinik-Nachthemd aus Musselin, über dem er den Mantel trug. Der Mantelschoß war steif von getrocknetem Blut. Er hatte keine Schuhe an. In der Innentasche des Mantels befand sich das Geld, das er dort versteckt hatte, steif und blutbefleckt.
Er stand auf der Straße und blickte zu den Lichtern hin. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Der Beton war kalt unter seinen Füßen. Er schleppte sich zur Ecke. Ein paar Autos kamen vorbei. Er ging weiter zu den Lichtern an der nächsten Ecke, blieb stehen und stützte sich mit einer Hand am Gebäude ab. In der Manteltasche hatte er zwei

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