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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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bist.
    Eine längere Pause. Und dann endlich:
    Frankels Bar-Mizwa. Jetzt geh nach Hause.
    Noch ein Schock. Es war Ken …
    Ich sah zu Katy hinüber. Unsere Blicke trafen sich. Der Ghost tippte wieder.
    Wir müssen uns treffen.
    Die Antwort kam sehr schnell: Geht nicht.
    Bitte. Wichtig.

    Geh nach Hause, Will. Gefährlich.
    Wo bist du?
    Wie hast du Ford gefunden?
    »Hmm«, sagte der Ghost. Dann tippte er: Pistillo.
    Wieder eine lange Pause.
    Ich hab von Mom gehört. War’s sehr schlimm?
    Dazu befragte der Ghost mich gar nicht. Ja.
    Wie geht’s Dad?
    Nicht gut. Wir müssen dich sehen.
    Wieder eine Pause: Geht nicht.
    Wir können dir helfen.
    Haltet euch besser raus.
    Der Ghost sah mich an. »Sollen wir ihn mit seinem Lieblingslaster in Versuchung führen?«
    Ich hatte keine Ahnung, was er meinte, aber ich sah zu, wie er tippte und die Eingabetaste drückte:
    Wir können Geld besorgen. Brauchst du welches?
    Bald. Aber das geht per Auslandsüberweisungen.
    Und dann tippte der Ghost, als lese er meine Gedanken:
    Ich muss dich dringend sehen. Bitte.
    Ich liebe dich, Will. Geh nach Hause.
    Wieder tippte der Ghost, als könnte er in mich hineinsehen:
    Warte.
    Ich logg mich jetzt aus. Mach dir keine Sorgen.
    Der Ghost seufzte tief. »Das wird nichts«, sagte er laut. Schnell tippte er:
    Logg dich aus, Ken, und dein Bruder stirbt.
    Pause. Dann: Wer ist da?
    Der Ghost lächelte. Einmal darfst du raten. Tipp: Casper, der Freundliche.
    Diesmal keine Pause.
    Lass ihn in Ruhe, John.

    Wüsste nicht, warum.
    Er hat nichts damit zu tun.
    Du weißt doch, dass du nicht auf mein Mitleid zählen kannst. Komm her und gib mir, was ich will, dann lass ich ihn leben.
    Lass ihn erst gehen, dann kriegst du, was du willst.
    Der Ghost lachte und klapperte mit den Tasten.
    Also bitte. Der Hof, Ken. Du erinnerst dich doch noch an den Hof. Du hast drei Stunden Zeit.
    Unmöglich. Ich bin nicht mal an der Ostküste.
    Der Ghost murmelte: »Blödsinn.« Dann tippte er hektisch:
    Dann sieh mal zu. Drei Stunden. Wenn du nicht da bist, schneid ich ihm einen Finger ab. Nach jeder halben Stunde noch einen. Dann die Zehen. Dann werd ich kreativ. Im Hof, Ken. Drei Stunden.
    Der Ghost trennte die Verbindung. Er schlug den Laptop zu und stand auf.
    »Na also«, sagte er und lächelte. »Das ist doch ganz gut gelaufen, oder?«

56
    Nora rief Squares auf dem Handy an. Sie berichtete ihm in Kurzfassung alles, was mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Squares unterbrach sie nicht und fuhr die ganze Zeit auf sie zu. Sie trafen sich vor dem Metropolitan-Life-Gebäude an der Park Avenue.
    Sie sprang in den Bus und umarmte ihn. Es war ein schönes Gefühl, wieder im Streetworker-Bus zu sein.
    »Wir können nicht zur Polizei«, sagte Squares.
    Sie nickte. »Das hat Will ganz deutlich gemacht.«
    »Was tun wir dann?«

    »Weiß ich auch nicht. Aber ich hab Angst, Squares. Wills Bruder hat mir Sachen über die erzählt. Die bringen ihn bestimmt um.«
    Squares überlegte. »Wie nimmst du Kontakt zu Ken auf?«
    »Über eine Newsgroup.«
    »Wir schicken ihm eine Nachricht. Vielleicht fällt ihm ja was ein.«

    Der Ghost hielt Abstand.
    Die Zeit wurde knapp. Ich blieb wachsam. Wenn sich eine Gelegenheit bot, irgendeine, dann wollte ich es riskieren. Ich verbarg die Scherbe unter der Hand und studierte seinen Hals. Im Kopf ging ich schon mal durch, wie es laufen könnte. Ich versuchte vorauszusehen, welche Abwehrbewegung der Ghost machen würde und wie ich sie kontern konnte. Ich überlegte, wo wohl seine Adern lagen. Wo war er am verwundbarsten, wo war sein Fleisch am weichsten?
    Ich sah zu Katy hinüber. Sie hielt sich gut. Wieder musste ich an Pistillos Worte denken, wie unerbittlich er darauf bestanden hatte, dass ich Katy Miller nicht mit in diese Sache hineinzog. Er hatte Recht. Es war meine Schuld. Ich hätte von Anfang an ablehnen sollen, als sie mir helfen wollte. Ich hatte sie in Gefahr gebracht. Dass ich ihr wirklich helfen wollte, dass ich besser als die meisten anderen verstand, wie sehr sie sich nach einem Schlussstrich sehnte, linderte meine Schuldgefühle nicht sehr.
    Ich musste sie retten.
    Ich sah wieder zum Ghost hinüber. Er starrte mich an. Ich blinzelte nicht.
    »Lass sie gehen«, sagte ich.
    Er tat, als müsse er gähnen.
    »Ihre Schwester war nett zu dir.«

    »Und?«
    »Es gibt keinen Grund, ihr was anzutun.«
    Der Ghost hob die Hände und sagte in seinem leisen, lispelnden Tonfall: »Wer braucht denn einen Grund?«
    Katy schloss die Augen. Ich gab

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