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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Schultern. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Wo ist deine Sheila aufs College gegangen?«, fragte sie.
    »Weiß ich nicht.«
    »Ich dachte, ihr wart so wahnsinnig verliebt.«
    »Das ist kompliziert.«
    »Hab ich mir schon gedacht.«
    »Ich begreif immer noch nicht, was du von mir willst, Katy.«
    »Sheila Rogers war in Haverton, Will. Mit Julie. Sie waren in derselben Studentinnenverbindung.«
    Verblüfft blieb ich stehen. »Das kann nicht sein.«
    »Ich versteh nicht, wieso du das nicht weißt. Hat Sheila dir nie von ihr erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bist du sicher?«
    »Sheila Rogers aus Mason, Idaho. Hat einen Abschluss in Medienwissenschaften gemacht. Steht alles in der Broschüre der Studentinnenverbindung. Die lag im Schrankkoffer im Keller.«
    »Das versteh ich nicht. Und nach so vielen Jahren kannst du dich noch an ihren Namen erinnern?«
    »Ja.«

    »Wieso? Kennst du alle Namen von denen, die in Julies Verbindung waren?«
    »Nein.«
    »Und warum erinnerst du dich dann an Sheila Rogers?«
    »Weil sie«, sagte Katy, »Julies Zimmergenossin war.«

32
    Als Squares bei mir auftauchte, brachte er Bagels und verschiedene Aufstriche von dem clever benannten La Bagel -Deli an der Ecke 15th Street und 1st Avenue mit. Es war zehn Uhr morgens. Katy lag auf der Couch und schlief tief und fest. Squares steckte sich eine Zigarette an. Mir fiel auf, dass er noch dieselbe Kleidung trug wie am Vorabend. Das war nicht einfach festzustellen  – Squares war nicht gerade führend auf dem Gebiet der Herrenmode  –, trotzdem sah er heute Morgen besonders schlampig aus. Wir setzten uns auf die Hocker am Küchentresen.
    »Hey«, sagte ich, »ich weiß ja, dass du nicht auffallen willst, wenn du bei den Obdachlosen bist, aber …«
    Er nahm einen Teller aus dem Schrank. »Willst du weiter Witze reißen oder verrätst du mir, was passiert ist?«
    »Gibt es irgendeinen triftigen Grund, warum ich nicht beides tun kann?«
    Er senkte den Kopf und sah mich erneut über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an. »So schlimm?«
    »Schlimmer«, sagte ich.
    Katy bewegte sich auf der Couch. Ich hörte, wie sie »autsch« sagte. Ich hatte die extrastarken Schmerztabletten schon bereitgelegt. Ich gab ihr zwei und ein Glas Wasser. Sie schluckte sie und stolperte in Richtung Dusche. Ich setzte mich wieder auf meinen Hocker.

    »Was macht deine Nase?«, fragte Squares.
    »Fühlt sich an, als hätten sie mein Herz da reinverpflanzt und das versucht jetzt, sich den Weg ins Freie zu bahnen.«
    Er nickte, biss in sein Bagel mit Lachspastete und kaute bedächtig. Er ließ die Schultern hängen. Ich wusste, dass er die Nacht nicht zu Hause verbracht hatte. Ich wusste, dass zwischen ihm und Wanda irgendetwas vorgefallen war. Und vor allem wusste ich, dass er nicht darauf angesprochen werden wollte.
    »Wie war das mit dem schlimmer?«, fragte er.
    »Sheila hat mich belogen«, sagte ich.
    »Das wussten wir ja schon.«
    »Nein, schlimmer.«
    Er kaute weiter.
    »Sie hat Julie Miller gekannt. Auf dem College waren sie in derselben Studentinnenverbindung. Sie haben sogar zusammen gewohnt.«
    Er hörte auf zu kauen. »Sag das noch mal.«
    Ich erzählte ihm, was ich erfahren hatte. Im Bad rauschte die ganze Zeit die Dusche. Ich ging davon aus, dass Katy noch eine ganze Weile mit den Nachwirkungen des Alkohols zu kämpfen haben würde. Andererseits erholt sich die Jugend auch schneller als wir anderen.
    Als ich fertig war, lehnte Squares sich zurück, verschränkte die Arme und grinste. »Verstellung«, sagte er dann.
    »Das hab ich auch gedacht.«
    »Ich raff’s nicht, Mann.« Er schmierte sich das nächste Bagel. »Deine alte Freundin, die vor elf Jahren ermordet worden ist, hat im College mit deiner letzten Freundin zusammengewohnt, die auch ermordet worden ist.«
    »Genau.«
    »Und dein Bruder soll für den ersten Mord verantwortlich sein.«

    »Ja.«
    »Okay.« Squares nickte bekräftigend. Dann sagte er: »Ich raff’s immer noch nicht.«
    »Muss ein abgekartetes Spiel gewesen sein«, sagte ich.
    »Was war ein abgekartetes Spiel?«
    »Sheila und ich.« Ich versuchte, die Achseln zu zucken. »Das Ganze muss ein abgekartetes Spiel gewesen sein. Eine Lüge.«
    Er wackelte abwägend mit dem Kopf. Die langen Haare fielen ihm ins Gesicht. Er schob sie zurück. »Und was wollte sie damit bezwecken?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann überleg mal.«
    »Hab ich schon«, sagte ich. »Die ganze Nacht.«
    »Okay, nehmen wir an, du hast Recht. Nehmen wir an,

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