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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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und Beth sah, dass auch Macs Augen feucht glänzten. »Alles wieder gut.« Er streichelte Ian über die Wange und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
    Ians Atem ging keuchend. Er wandte den Blick ab und schaute in die Ferne.
    Noch immer hielt Curry ihn am Arm. Ian schüttelte ihn ab, drehte sich um und ging auf die Kutsche zu, die am Wegrand stehen geblieben war.
    Der Kutscher stand neben den Pferden und hielt sie am Geschirr, er sah aufgebracht aus. Beth vermutete, dass Ian und Mac zufällig vorbeigekommen waren und dass Ian, als er sie und Fellows gesehen hatte, aus der Kutsche gesprungen war.
    Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sowohl Mac als auch Ian noch ihre Abendgarderobe vom Vorabend trugen. Also waren sie nicht früh aufgestanden, sondern kamen jetzt erst von einer nächtlichen Feier zurück.
    Ian sah Beth nicht an. Curry hob Ians Hut auf, klopfte den Dreck ab und folgte ihm zur Kutsche.
    Mac wandte sich an Fellows, die Augen kalt wie Kupfer. »Scheren Sie sich zurück nach London. Wenn ich Sie noch einmal sehe, prügele ich Sie windelweich.«
    Fellows atmete keuchend und rieb sich die Kehle, doch er ließ sich nicht ohne Weiteres einschüchtern. »Meinethalben können Sie Lord Ian gern hinter dem Herzog verstecken, doch eines Tages bekomme ich ihn doch in die Finger. Und diesen Tag fürchten Sie, nicht wahr?«
    Mac knurrte. Beth befürchtete einen weiteren gewalttätigen Ausbruch in diesem stillen, sonnigen Park, deshalb trat sie beherzt zwischen die beiden Männer.
    »Bitte gehen Sie endlich, Inspektor«, forderte sie Fellows auf. »Haben Sie nicht schon genug Unheil angerichtet?«
    Fellows richtete seine haselnussbraunen Augen auf sie. »Ich warne Sie zum letzten Mal, Mrs Ackerley. Halten Sie sich von diesen Leuten fern, ansonsten kenne ich kein Erbarmen.«
    »Haben Sie nicht gehört, was Madame gesagt hat?« Empört stemmte Katie die Hände in die Hüften. »Machen Sie die Fliege, sonst ruf ich die Polizei. Wäre das nicht lustig? Ein Inspektor von Scotland Yard verhaftet von der französischen Polizei?«
    Mac legte Katie eine Hand auf die Schulter und schob sie zu Beth. »Bringen Sie Mrs Ackerley sicher nach Hause, und dort soll sie auch bleiben. Richten Sie meiner … Richten Sie ihr aus, dass sie besser auf sie achtgeben soll.«
    Katie wollte ihm gerade widersprechen, doch der Ausdruck in Macs Augen ließ sie verstummen. »Er hat recht, Madame«, sagte sie kleinlaut. »Wir machen uns lieber auf den Heimweg.«
    Beth warf Ian einen letzten Blick zu, dann sah sie Mac an. »Es tut mir leid«, presste sie hervor.
    Er gab keine Antwort. Beth ging mit Katie in Richtung Rue de Ravoli davon, ohne Fellows auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Beim Fortgehen spürte sie Macs Blick in ihrem Rücken. Als sie sich umsah, saß Ian bereits in der Kutsche und hielt den Kopf von ihr abgewandt. Nicht ein einziges Mal schaute er zu ihr herüber. Auf dem Nachhauseweg nahm sie vor lauter Tränen die Schönheit des Parks kaum noch wahr.
    »Nun habe ich sie für immer verloren, nicht wahr?«, fragte Ian mit rauer Stimme.
    Mit einem gewaltigen Ächzen ließ sich Mac neben Ian auf die Bank fallen und warf die Tür eigenhändig zu.
    »Sie hat dir nie gehört, Ian.«
    Die Kutsche fuhr an, und Ian spürte, wie die wohlvertraute Dumpfheit ihn wieder übermannte. Er rieb sich die Schläfen, der Wutanfall hatte ihm wieder Kopfschmerzen beschert.
    Verflixte Dämonen. Als er gesehen hatte, wie Fellows die Hand nach Beth ausstreckte und sie sich – noch schlimmer – die Berührung gefallen ließ, war die Bestie in ihm erwacht. Er hatte nur noch seine Hände um Fellows’ Kehle legen und zudrücken wollen. Wie Vater …
    Macs Seufzer unterbrach seine Gedanken. »Wir sind die MacKenzies. Für uns endet alles im Unglück.«
    Mit dem Handrücken wischte sich Ian die Augen trocken und schwieg.
    Mac beobachtete ihn einen Augenblick. »Es tut mir leid. Ich hätte diesen Mistkerl nach Hause schicken sollen, gleich nachdem du mir gesagt hast, dass er in Paris ist.«
    Ian lehnte sich zurück. Seine Gedanken überschlugen sich, und er war unfähig, etwas zu sagen. Worte ergaben mit einem Mal keinen Sinn mehr für ihn. Er blickte aus dem Fenster, doch statt der vorbeiziehenden Straßen sah er Beths Antlitz im Fensterglas. Ihre Hände lagen wie weiße Linien auf ihrem wunderschönen Gesicht.
    »Tut mir wirklich leid«, wiederholte Mac erschöpft. »Zum Teufel mit allen, Ian.«
    Mac lehnte sich mit der Stirn an Ians breite Schulter.

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