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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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schließen, musste es sich um die Loge des Herzogs handeln. Alles war äußerst vornehm: komfortable Möbel, polierte Tische mit Intarsien, und die Gaslampen verströmten gedämpftes Licht.
    Ian nahm ihr das Glas aus der Hand und ließ sich neben ihr auf den Sessel fallen, viel zu nah. Er setzte das Glas, aus dem Beth gerade noch getrunken hatte, an die Lippen und leerte es. Auf seiner Unterlippe blieb ein Tropfen zurück, und Beth empfand das ungestüme Verlangen, ihn abzulecken.
    Um dieses Bild zu verdrängen, zog sie den Brief aus dem Handschuh. »Was hat das zu bedeuten, Mylord?«
    Ian würdigte den Brief keines Blickes. »Genau das, was dort steht.«
    »Ihre Anschuldigungen sind schwerwiegend und … erschütternd.«
    Offenbar war es Ian vollkommen gleichgültig, wie schwerwiegend und erschütternd die Vorwürfe waren, denn er verzog keine Miene. »Mather ist ein Schuft, und Sie täten gut daran, ihn loszuwerden.«
    Beth zerknüllte den Brief und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Doch Ian MacKenzies Anwesenheit machte das unmöglich. Er saß kaum eine Handbreit von ihr entfernt, und sie hatte Mühe, ruhig sitzen zu bleiben. Mit jedem Atemzug sog sie den Duft von Whiskey, Zigarren und herber Männlichkeit ein.
    »Ich habe gehört, dass der Neid unter Sammlern verrückte Ausmaße annehmen kann«, sagte sie.
    »Mather ist kein Sammler.«
    »Ach? Ich habe seine Sammlung aber gesehen. Verschlossen in einem gesonderten Raum, seine Bediensteten dürfen ihn nicht einmal zum Säubern betreten.«
    »Seine Sammlung ist wertlos. Er kann nicht zwischen Original und Fälschung unterscheiden.«
    Ian streifte sie mit einem Blick, der ebenso heiß und beunruhigend war wie seine Berührung. Unbehaglich richtete sich Beth im Sessel auf.
    »Mylord, ich bin seit drei Monaten mit Sir Lyndon verlobt, und keiner seiner Bekannten hat mir gegenüber je eine Andeutung darüber gemacht.«
    »Mather behält seine Perversionen eben für sich.«
    »Aber Ihnen hat er davon erzählt? Warum sollte er Sie ins Vertrauen ziehen?«
    »Weil er glaubte, damit meinen Bruder zu beeindrucken.«
    »Gütiger Gott, wie sollte etwas Derartiges einen Herzog beeindrucken?«
    Ian zuckte die Schultern, dabei berührte er ihren Arm. Er saß viel zu nah, doch Beth konnte sich nicht dazu durchringen, aufzustehen und zu einem anderen Sessel zu gehen.
    »Wappnen Sie sich für jeden Opernbesuch mit einem derartigen Brief?«, fragte sie.
    Er schaute nur kurz zu ihr herüber und wandte den Blick gleich wieder ab, als hielte ihn eine geheimnisvolle Macht davon ab, sie länger anzusehen. »Ich habe den Brief heute Abend geschrieben, bevor ich das Haus verlassen habe. Für den Fall, dass Sie es wert sind, gerettet zu werden.«
    »Darf ich das als Kompliment auffassen?«
    »Mather ist blind und sieht nur Ihr Vermögen.«
    Genau, was ihre innere Stimme ihr vorhin zugeflüstert hatte. »Mather hat mein Geld doch gar nicht nötig«, entgegnete sie. »Er ist selbst vermögend. Er hat ein Haus in der Park Lane, ein großes Anwesen in Suffolk und dergleichen mehr.«
    »Er ist vollkommen verschuldet. Deshalb hat er mir ja auch die Schale verkauft.«
    Beth wusste nicht, von welcher Schale er sprach, doch nun brannte die Scham ebenso scharf wie der Whiskey. Dabei hatte sie sich doch so in Acht genommen, als sie unmittelbar nach Mrs Barringtons Tod von Heiratsangeboten überschüttet worden war. Eine junge Witwe, die gerade zu einem ansehnlichen Vermögen gekommen war, brauchte nichts dringender als einen Mann, hatte sie in Anlehnung an Jane Austen immer gescherzt.
    »So naiv bin ich nun auch wieder nicht, Mylord. Mir ist wohl bewusst, dass mein Geld den Großteil meiner Anziehung ausmacht.«
    Seine Augen hatten den gleichen Goldton wie der Whiskey, als er sie jetzt warmherzig anschaute.
    »Das ist nicht wahr.«
    Damit erweichte er sie. »Wenn Sie mit Ihren Anschuldigungen recht haben, befinde ich mich in einer hoffnungslosen Lage.«
    »Warum? Sie sind reich und können tun und lassen, was Ihnen beliebt.«
    Beth schwieg. Seit Mrs Barringtons Tod hatte sich für sie alles verändert. Da die alte Dame keine lebenden Verwandten mehr gehabt hatte, war Beth von ihr als Erbin eingesetzt worden. Sie hatte ihr das Haus am Belgrave Square, ihr gesamtes Vermögen, ihre Bediensteten und all ihren weltlichen Besitz vermacht. Das alles gehörte jetzt Beth, und sie konnte damit tun, was sie wollte.
    Reichtum bedeutete Freiheit. Eine Freiheit, die Beth bislang nicht gekannt hatte. Und sie

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