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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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werde ich auch nie sein. Ich weiß, dass du mich nie so ansehen wirst wie einst ihn.«
    Bleich starrte sie ihn an. »Was willst du damit sagen?«
    Er wandte sich zu ihr um. »Du siehst mich an, als wäre ich der verrückte MacKenzie. Das geht dir nicht aus dem Kopf.« Er tippte ihr an den Kopf. »Du kannst meine Krankheit keinen Moment vergessen und hast Mitleid mit mir.«
    Beth blinzelte ein paar Mal, sagte aber kein Wort. Seine Beth, die sich ansonsten über Gott und die Welt ausließ, war sprachlos.
    Denn Ian sagte die Wahrheit. Ihren ersten Mann hatte sie abgöttisch geliebt. So viel begriff Ian von der Liebe, auch wenn er selbst nicht imstande war zu lieben. Er hatte erlebt, wie der Liebeskummer seine Brüder erschüttert hatte, und so würde es wohl auch Beth ergangen sein.
    »Ich werde dir nie geben können, was er dir gegeben hat.« In der Brust spürte er einen tiefen Schmerz. »Du hast ihn geliebt, und zwischen uns kann es das nicht geben.«
    »Du irrst dich«, flüsterte sie. »Ich liebe dich, Ian.«
    Er presste die geballte Faust an die Brust. »Hier ist nichts Liebenswertes. Nichts. Ich bin wahnsinnig. Mein Vater wusste es. Hart weiß es. Du kannst mich nicht heilen. Ich habe die Wutanfälle von meinem Vater geerbt, und bei mir weiß man nie, was ich als Nächstes tun werde … « Er verstummte, hämmernde Kopfschmerzen drückten ihn nieder. Wie wild rieb er sich die Schläfen, wütend über den Schmerz.
    »Ian.«
    Sein Körper verzehrte sich nach ihr, verstand nicht, warum die Wut ihn zurückhielt. Auf der Stelle wollte er dieses dumme Zerwürfnis beenden und sie auf dem Bett ausstrecken.
    In ihrer Erregung bebte ihr Busen, und das Haar fiel ihr wirr über die milchweißen Schultern. Wenn er sie jetzt nahm, würde sie endlich mit dem Gerede über Mord und Liebe aufhören. Dann wäre sie ganz allein sein.
    Sie ist doch keine Hure , flüsterte eine Stimme in ihm. Kein Ding, das man einfach benutzt. Sie ist doch Beth.
    Ian packte sie bei den Schultern und zog sie zu sich, presste die Lippen auf ihren Mund. Er zwang ihre Lippen auseinander, küsste sie grob. Zwar gaben ihre Fäuste auf seiner Brust den Widerstand auf, doch sie zitterte.
    Gierig verschlang er ihren Mund, als wollte er sie in sich aufnehmen oder in sie tauchen. Wenn er doch nur ein Teil von ihr sein könnte, dann wäre alles gut. Dann ginge es ihm gut. Und der Schrecken, den er geheim hielt, würde verschwinden.
    Doch im Grunde wusste Ian, dass dem nicht so sein würde. Die verflixten Erinnerungen blieben so frisch in seinem Gedächtnis, als wäre es gestern geschehen. Und Beth würde ihn nach wie vor ansehen, als sei er eine armselige Gestalt aus dem East End.
    Ihre Hitze verbrühte ihn wie das Badewasser in seiner Kindheit. Niemand hatte ihm geglaubt, dass es ihm auf der Haut brannte – mit Gewalt hatten sie ihn ins Wasser gezwungen, und er hatte geschrien, bis er heiser war und keine Stimme mehr hatte.
    Ian stieß Beth von sich. Sie sah ihn an, ihre Lippen rot und geschwollen, die Augen weit aufgerissen.
    Er ließ sie zurück.
    Auf einmal nahm er die Welt in allen Einzelheiten wahr, die Muster auf dem Teppich schienen zur Tür zu weisen. Jeder Schritt dorthin war eine Qual, doch er musste das Zimmer samt der Wut und dem Schmerz hinter sich lassen.
    Im Flur traf er auf Curry, der sicherlich das Geschrei gehört hatte und besorgt herbeigeeilt war. Alle machten sich Sorgen um ihn, Curry, Beth, Hart, Cam – in ihrem Wunsch, ihn zu beschützen, engten sie ihn ein wie Gefängniswärter. Wortlos ging er an Curry vorbei.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, rief Curry ihm noch nach.
    Bei seinem Gang durch den Flur setzte er die Füße genau in einer Linie mit der Teppichkante. Auf dem Absatz machte er einen Schwenk um 90 Grad und ging der Teppichkante folgend die Treppen hinunter.
    Keuchend erschien Curry hinter ihm. »Dann komme ich einfach mit.«
    Ian nahm keine Notiz von ihm. Er durchquerte raschen Schrittes die mit schwarzen und weißen Marmorfliesen ausgelegte Halle, wobei er ausschließlich auf die weißen Fliesen trat, und verschwand durch die Hintertür in den Garten.
    Er lief und lief, bis er das Haus des Verwalters erreicht hatte, wo im Schrank die Gewehre für die Fasanenjagd und etliche Revolver verwahrt wurden. Ian wusste, wo sich der Schlüssel befand, und ehe ihn Curry mit seinen kurzen Beinen einholen konnte, hatte er schon zwei Revolver in seinen Besitz gebracht.
    »Sir.«
    »Lade die für mich.«
    Curry hob abwehrend die Hände.

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