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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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»Nein.«
    Ian kehrte ihm den Rücken zu, stopfte sich die Schachtel mit den Kugeln in die Manteltasche und ging hinaus.
    Auf dem Weg durch den Garten tauchte ein junger Gärtnersgehilfe hinter einem Rosenbusch auf und starrte Ian mit offenem Mund an. Ian packte ihn bei der Schulter und zog ihn mit sich.
    Der junge Mann ließ die Rosenschere fallen und folgte ihm gehorsam. Curry holte sie schnaufend ein. »Lass ihn«, schnauzte er den Gehilfen an. »Mach dich wieder an die Arbeit.«
    Ian wusste nicht, mit wem Curry sprach. Er hatte den jungen, drahtigen Gärtner fest im Griff.
    Am Ende des Gartens überreichte Ian ihm einen Revolver, zog dann die Schachtel mit den Kugeln hervor, öffnete sie und drückte sie dem jungen Mann in die Hand.
    Die Sonne fing sich in den glänzenden Messinghülsen der Kugeln. Ian bewunderte ihre vollkommene Form, die sich nach oben leicht verjüngte und so perfekt in die Patronenkammer passte.
    »Lade sie«, befahl er dem Gärtnergehilfen.
    Mit zitternden Händen gehorchte der Junge.
    »Hör auf«, rief Curry. »Tu es nicht für ihn.«
    Ian führte die Finger des Jungen beim Laden. Da es sich um Wesleys handelte, wurde die Trommel beladen, indem man den Rahmen nach oben aufklappte. »Vorsichtig«, sagte Ian. »Tu dir nicht weh.«
    »Leg den Revolver weg, Bursche, sonst zieh ich dir die Hammelbeine lang.«
    Der junge Mann warf Curry einen angstvollen Blick zu.
    »Du tust gefälligst, was ich dir sage«, befahl Ian.
    Der Junge schluckte. »Ja, M’lord.«
    Ian ließ den Revolver zusammenschnappen, richtete den Blick auf den Lauf und schoss auf einen kleinen Fels, der fünfzig Fuß entfernt auf einem zweiten Fels lag. Dann schoss er wieder und wieder, bis die Kammer leer war.
    Er drückte dem Gärtnergehilfen den Revolver in die Hand und nahm sich den zweiten. »Neu laden«, sagte er und zielte mit der frischen Waffe.
    Ian feuerte insgesamt sechsmal und zerschoss die Felssteine. Dann nahm er den ersten Revolver und suchte sich einen anderen Fels als Ziel, während der Junge die zweite Waffe nachlud.
    Undeutlich hörte Ian, dass Curry etwas rief, doch er konnte den Sinn der Worte nicht ausmachen. Dahinter drangen noch andere Stimmen an sein Ohr. Cams. Harts.
    Seine Welt verengte sich auf den stahlblauen Lauf des Revolvers, die winzigen Explosionen des Felsgesteins und den Knall beim Abdrücken. Ian spürte den kräftigen Pistolengriff in der Hand, der beißende Qualm des Schießpulvers brannte ihm in den Augen, und er verlagerte das Gewicht, um den Rückstoß aufzufangen.
    Er schoss, übergab den Revolver, schoss abermals, und so ging es eine Weile. Die Hände taten ihm weh, seine Augen tränten, doch er schoss unermüdlich weiter.
    »Sir«, brüllte Curry. »Um Himmels willen, hören Sie doch endlich auf.«
    Ian zielte, drückte ab. Vom Rückstoß wurde sein Arm zurückgeschleudert, doch er legte von Neuem an und schoss.
    Schwere Hände packten ihn an der Schulter. Harts wütendes Gebrüll. Ian schüttelte den Bruder ab und schoss weiter.
    »Ian.«
    Beths warme Stimme schwebte zu ihm herüber, ihre kühle Hand ruhte auf seiner. Und die Welt kam zu ihm zurück.
    Inzwischen war es dunkler geworden, statt der hellen Nachmittagssonne herrschte Zwielicht. Der Gärtnergehilfe neben ihm schluchzte, ließ den leeren Revolver fallen und barg das Gesicht in den Händen.
    Ians Arm schmerzte. Langsam löste er die Finger vom Revolver, den Curry ihm entwand. Seine Hand war wund und mit Blasen übersäht.
    Beth streichelte sein Gesicht. »Ian.«
    Ihm gefiel, wie sie ihn rief. Ihre Stimme war immer sanft und liebevoll.
    Hinter ihr ragte Hart auf, doch er versank in Beth. Er schlang die Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken.
    »Wenn er zurückkommt und Sie fort sind, wem geht er da wohl an die Gurgel, na?«, lamentierte Curry. »Mir, jawohl, mir.«
    Beth reichte Katie ihren Koffer und zog sich die Handschuhe zurecht. »Sie haben doch selbst gesagt, dass er meistens tagelang verschwunden bleibt. Ich werde noch vor ihm zurück sein.«
    Currys störrische Miene ließ vermuten, dass er nicht daran glaubte.
    Ian hatte die Nacht zuvor mit Beth verbracht, hatte sie geliebt, nachdem Curry ihm die Hand verbunden hatte. Doch als Beth aufwachte, war Ian verschwunden, und nicht nur aus ihrem Schlafgemach, sondern auch aus dem Haus. Von den Pferden fehlte keines; niemand hatte ihn weggehen sehen.
    Hart war ärgerlich und wollte nach ihm suchen lassen. Cameron und Curry hatten ihn jedoch davon abbringen

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