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(K)ein Mann für die Ewigkeit?

(K)ein Mann für die Ewigkeit?

Titel: (K)ein Mann für die Ewigkeit? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rice
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jemanden wirklich liebte, machte man sich keine Gedanken, wie groß sein „du weißt schon was“ war. Letzte Woche hatte sie in der Cosmopolitan gelesen, dass es nicht auf die Größe ankam.
    Als der Bus in die Einfahrt des Herrenhauses einbog, atmete sie erleichtert auf. Vor dem Abendessen hatte sie noch eine Menge zu erledigen. Sie musste ein Bad nehmen und sich die Haare waschen, ihre Beine enthaaren, ihre Nägel feilen und die drei verschiedenen Outfits anprobieren, die sie für heute Abend ins Auge gefasst hatte. Es würde die wichtigste Nacht in ihrem Leben werden, und sie wollte dementsprechend aussehen. Und Gio beweisen, dass sie kein kindischer Wildfang mehr war und auch kein trotteliger, pummeliger Teenager.
    Neben dem Ziehen zwischen ihren Beinen hatte sie vor Aufregung einen Kloß im Hals. Doch sie wusste, dass sie das Richtige tat.
    Als der Busfahrer bremste, sprang sie auf. Doch Melanie packte sie am Handgelenk.
    „Ich bin so neidisch auf dich!“, gestand Melanie. „Er ist wirklich zum Anbeißen. Ich hoffe, es tut nicht allzu sehr weh.“
    „Keine Sorge“, antwortete Issy.
    Gio würde ihr nicht wehtun – jedenfalls nicht absichtlich. Da war sie sich sicher.
    In den letzten Jahren hatte sich vieles verändert, aber das nicht. Bevor sie sich in ihn verliebt hatte, war er wie ein großer Bruder gewesen. Er hatte zugelassen, dass sie ihm auf Schritt und Tritt gefolgt war. Ihr zugehört, wenn sie von dem Vater erzählt hatte, den sie kaum kannte, und ihr gesagt, sie solle sich nichts daraus machen, keinen Vater zu haben. Dass Väter ohnehin eine Qual seien. Als sie älter wurde, war ihr Verhältnis zueinander schwieriger und angespannter geworden, teils, weil sie keine Kinder mehr waren, aber hauptsächlich, weil er sich so sehr abkapselte.
    Sein Verhältnis zu seinem Vater hatte sich so verschlechtert, dass Gio kaum noch ins Herrenhaus kam. Und wenn er einmal da war, wirkte seine grüblerische Art wie eine Mauer, die jeden – auch sie – von ihm fernhielt.
    Doch heute würde sie ihn zurückbekommen. Dieser mürrische, anziehende Junge würde wieder ihr Freund sein. Und mehr als das: Er würde ihr Liebhaber sein, und er würde wissen, dass er ihr alles erzählen konnte. Und alles wäre wunderbar.
    Issy tastete sich im Dunkeln an der Mauer des Gemüsegartens entlang und stieß das Gatter zur Plantage auf. Erleichtert darüber, dass das Tor kaum gequietscht hatte, atmete sie auf. Tief sog sie den Duft von reifen Äpfeln mit einer leichten Tabaknote ein.
    Nachdem sie ihre Schuhe abgestreift hatte, verließ sie den Weg und ging barfuss im taufeuchten Gras weiter. Das würde zwar ihren Auftritt ein wenig schmälern, aber sie wollte nicht mit dem Schuhabsatz über eine Wurzel stolpern.
    Da sie fast drei Stunden darauf gewartet hatte, dass Gio nach Hause zurückkehrte, war sie entsetzlich nervös geworden, und der Länge nach hinzufallen, wäre jetzt wirklich nicht besonders passend.
    Die Hand flach auf den Bauch gepresst konnte sie die Schmetterlinge darin deutlich fühlen. Dann sah sie die rote Glut einer Zigarette im Dunkeln aufleuchten, und ihr Herz begann zu rasen. Immer, wenn er sich mit seinem Vater gestritten hatte, ging Gio zur Plantage. Issy wusste, dass sie ihn hier finden würde.
    „Gio“, rief sie leise und ging auf Zehenspitzen in Richtung der stummen Gestalt, die sich hinter einem üppig tragenden Obstbaum verbarg.
    Die Glut verschwand, er trat die Zigarette aus.
    „Was willst du?“ Er klang genervt.
    Issy ignorierte den Schmerz, den seine ablehnenden Worte ihr bereiteten. Sicher war er wütend. Er wollte nicht gemein zu ihr sein.
    Worüber Gio und sein Vater diesmal gestritten hatten, wusste Issy nicht, aber sie wusste, dass es schlimm gewesen war. Schlimmer als am Abend zuvor.
    „Ist alles in Ordnung? Ich habe gehört, dass du und der Herzog …“
    „Bestens“, unterbrach er sie. „Es ist alles in bester Ordnung. Und jetzt geh, bitte.“
    Als sie hinter das Blätterdach trat, konnte sie seine Züge trotz der Dunkelheit erkennen. Seine dunklen Brauen, das kräftige Kinn und den Dreitagebart, der die Wangenknochen noch stärker hervortreten ließ. Mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf stand er da, den Rücken gegen den Baum gelehnt. Wäre das Knistern in der Luft nicht gewesen, hätte seine Haltung lässig gewirkt.
    „Nein, ich werde nicht gehen“, antwortete sie, erstaunt über den Nachdruck in ihrer Stimme. „Nichts ist in Ordnung.“
    Er hob den Kopf, und ihre

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