(K)ein Mann für die Ewigkeit?
Rücken.
Als sie die heikle Mission vollendet hatte, warf sie ihm einen wütenden Blick zu. „Ja, das ist es wohl. Vielen Dank, dass du mich darauf aufmerksam machst.“
Er kicherte, und sie wandte sich ab, um nach ihrem Kleid Ausschau zu halten, das sie schließlich unter dem Bett wiederfand. Den zerrissenen Saum ignorierend, hob sie das Kleid auf und streifte es sich über.
Dann versuchte sie einige qualvolle Sekunden lang, den Reißverschluss zuzuziehen.
„Soll ich dir helfen?“ Seine Stimme klang belustigt.
Seufzend willigte sie ein. Je eher sie angezogen war, umso schneller kam sie hier raus.
Mit dem Rücken zu ihm setzte sie sich auf die Bettkante. Doch anstatt den Reißverschluss zu schließen, schob er ihr Haar beiseite und strich mit dem Daumen ihren Hals entlang.
„So hilfst du mir nicht“, sagte sie und presste die Schenkel zusammen.
Lachend zog er den Verschluss zu. Dann legte er seine Hand auf ihre Schulter. „Wie viel Geld brauchst du denn?“
Seine Frage ließ ihre Beschämung in einer Aufwallung von Schuldgefühl und Verzweiflung untergehen.
Das Theater!
Was sollte sie nun tun? Gio war ihre letzte Hoffnung gewesen. Zugegebenermaßen hatte sie nicht allzu sehr daran geglaubt, aber jetzt konnte sie ihn nicht einmal mehr um Unterstützung bitten. Es würde sie als billiges Flittchen erscheinen lassen, und er würde ihr ohnehin nichts geben. Warum sollte er?
„Gar nichts“, antwortete sie, und ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Wie hatte sie nur so unbesonnen und verantwortungslos sein können? „Ich komme auch so klar“, murmelte sie. Dabei bebte ihre Unterlippe bedrohlich.
Werd jetzt bloß nicht schwach! Nicht jetzt!
Sie würde eine andere Lösung finden müssen.
Doch als sie aufstehen wollte, hielt er sie am Handgelenk fest. „Ich habe das Gefühl, dass du mich anlügst.“
„Ich lüge nicht“, gab sie zurück, bemüht um eine feste Stimme. „Es ist alles in Ordnung.“
Er fasste sie beim Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Issy, wenn du noch einmal sagst, es sei alles in Ordnung, werde ich sauer. Ich war dabei, als du dir das Handgelenk gebrochen hast, weißt du noch? Damals warst du zwölf. Es hat furchtbar wehgetan, und du hast nicht eine einzige Träne vergossen. Jetzt scheinst du den Tränen näher zu sein als damals. Also muss es einen Grund geben.“
Verwirrt über seinen bewundernden Tonfall und die Erinnerungen, die er in ihr geweckt hatte, senkte sie den Blick.
Damals hatte sie nicht geweint, aber sie war auch nicht besonders tapfer gewesen. Gio, zu der Zeit sechzehn, hatte sie im Garten gefunden. In dem Moment, als er sie hochgehoben hatte, war der Schmerz vergessen gewesen. Es hatte monatelang ihre Fantasie beflügelt, wie er sie den ganzen Weg bis ins Herrenhaus getragen hatte.
Sie wischte mit dem Handrücken über ihre Augen. An Gios schroffe Zärtlichkeit an jenem Tag wollte sie jetzt lieber nicht denken.
„Gut – es ist nicht alles in Ordnung“, gab sie zu. „Aber ich werde schon eine Lösung finden.“
Er winkelte ein Bein an und schlang seinen Arm darum, wobei das Bettlaken noch weiter herunterrutschte.
„Ich hoffe, dass du damit nicht noch mehr strippende Telegramme meinst“, sagte er trocken.
„Das war kein strippendes Telegramm“, erwiderte sie, verärgert über seinen herrischen Ton. „Es war ein singendes Telegramm. Das ist etwas anderes.“
„Hm.“ Er klang nicht besonders überzeugt. „Wofür brauchst du das Geld? Bist du in einer finanziellen Notlage?“
„Nicht ich“, murmelte sie. Vielleicht wären strippende Telegramme tatsächlich der nächste Schritt. „Das Crown and Feathers. Das Theaterlokal, für das ich arbeite. Ich bin die Managerin. Seit vier Jahren. Jetzt kündigt die Bank uns den Kredit.“
Sie starrte auf ihre Hände. Die Situation überforderte sie.
„Alle, die dort arbeiten, und alle, die geholfen haben, das Theater zu einem Erfolg zu machen, werden am Boden zerstört sein.“ Issy seufzte tief. „Und das ist alles meine Schuld.“
Sie hatte alles vermasselt. Nur ein Wunder konnte das Theater jetzt noch retten.
Gio starrte Issys blasse Schultern an. Ganz steif saß sie da, die schlanken Hände krampfhaft ineinandergekrallt.
Am liebsten hätte er mit der Faust gegen die Wand geschlagen.
Warum brauchte sie das Geld nicht selber?
Natürlich brauchte sie es nicht für sich. Das war nicht ihre Art. Schon immer war sie anständiger gewesen, als gut für sie war.
Nun fühlte er sich nicht nur
Weitere Kostenlose Bücher