(K)ein Mann fuer die Liebe
Drink an der Bar des Hotels, in dem die Manager von auÃerhalb untergebracht waren. Später würden sie im Hotelrestaurant essen, jetzt aber machte Cole eine BegrüÃungsrunde und stellte Jolie seinen Mitarbeitern vor. Verzweifelt versuchte sie, sich möglichst viele Namen zu merken, und kam sich verloren vor. Fast alle schienen sich untereinander zu kennen, und jeder verwickelte Cole in ein kurzes geschäftliches Gespräch.
Wie verhielt sich die Begleiterin des Chefs in einer solchen Situation? Wandte sie sich ab? Hatte sie eine Meinung zu dem Thema? Sie musste zugeben, dass sie fast nichts von dem verstand, was zwischen Cole und seinen Mitarbeitern besprochen wurde. Anscheinend versuchte Cole gerade, das Unternehmen neu zu ordnen, und nahezu jeder schien von diesen Veränderungen betroffen zu sein. In ihren Ohren klangen seine Ideen gut, doch einige der Manager hatten Einwände, überwiegend die älteren.
Immer wieder begannen ihre Sätze mit âJames hätte â¦â oder âIhr Vater würde niemals â¦â. Vermutlich hatte Cole es satt, sich immer wieder gegen die Lichtgestalt seines Vaters durchsetzen zu müssen. Trotz dessen Tod schien er immer noch im Schatten des groÃen James Rees zu stehen. Jolie wusste, dass Cole es hasste, mit seinem Vater verglichen zu werden. Und gleichzeitig ähnelte er seinem Vater weitaus mehr, als er selbst ahnte. Er war überzeugend. Beharrlich. Und selbst seine Weigerung einzusehen, wie verstörend es auf einige der Gäste wirken mochte, dass er ausgerechnet mit Jolie Tanner heute Abend hier aufkreuzte, war der Sturheit seines Vaters ebenbürtig. Das sprach entweder für groÃe Leidenschaft oder für Selbstsüchtigkeit.
Vielleicht auch für beides.
Der Gedanke gefiel ihr nicht.
âIch werde mich ein bisschen unter die Leute mischenâ, sagte sie, als einer der älteren Herren, die Cole in Beschlag nahmen, gerade eine kurze Pause einlegte. Unter die Leute mischen â als wenn das für sie so einfach wäre.
Prüfend schaute Cole sie an, dann lieà er seinen Blick über die Anwesenden gleiten. âWir werden gleich ins Restaurant gehen. Es fehlen nur noch ein paar Gäste.â
Auch Jolie sah sich um. Hannah war nicht da. Auch Christina nicht. Erst heute Morgen hatte Cole mit seiner Mutter telefoniert und ihr mitgeteilt, dass er Jolie mitbringen wollte. Vielleicht hatte Christina Rees daraufhin beschlossen, die Dinnerparty zu boykottieren.
Wenn Jolie ehrlich war, erfüllte sie dieser Gedanke mit Erleichterung.
Sie setzte ein zufriedenes Lächeln auf und löste sich aus Coles schützender Nähe. Als sie durch den Raum voller fremder Menschen schlenderte, fühlte sie sich fast wagemutig. Genau das hatte sie sich vorgenommen: sich hinter einer Maske zu verstecken und den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen.
Entschlossen steuerte sie auf eine Gruppe von Ehefrauen mittleren Alters zu, die sich gut zu kennen schienen, denn sie plauderten zwanglos und schienen sich gut zu amüsieren. Fast unmerklich wandten sie sich ab und rückten enger zusammen, als Jolie sich ihnen näherte.
Also versuchte sie es bei einem Trio jüngerer Frauen, die, so vermutete sie, noch nicht so erfahren darin waren, jemandem gesellschaftlich die kalte Schulter zu zeigen. Tatsächlich wechselten sie ein paar belanglose Sätze über das Wetter mit Jolie, ehe eine der Frauen bemerkte, dass ihr Mann sie zu sich heranwinkte und die Gruppe verlieÃ. Dann stellte eine der Ãbrigen erschrocken fest, dass sie ihre Handtasche irgendwo vergessen haben musste, und zog gemeinsam mit ihrer Freundin los, um sie zu suchen. Wieder stand Jolie allein da.
Und dann kam Hannah.
Sie trat ein in Begleitung eines groÃen Mannes mit stahlgrauen Augen und einem Gesicht, dessen Züge wirkten wie in Stein gemeiÃelt. Und jetzt wurde alles noch schlimmer.
Hannahs Begleiter wandte sich zielsicher an Cole und seine Gesprächspartner, sie selbst begrüÃte die Gruppe der älteren Damen, die Jolie soeben mit Missachtung gestraft hatten.
Jolie ging zur Bar. Nicht, um sich einen Drink zu bestellen, sondern einfach nur, weil sie sich dort sicherer fühlte als allein in der Menschenmenge. Der Barmann würde ein Gespräch mit ihr beginnen, vielleicht ein bisschen flirten und ihr das Gefühl geben, willkommen zu sein â so wie jeder gute Barkeeper der Welt es mit jedem Gast machen
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