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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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die Begegnung mit Michel zu verdrängen, eines Abends erwischte sie sich jedoch dabei, dass sie über die West Fifty-fifth Street schlenderte und die Hausnummern inspizierte. Sie fand die gesuchte Adresse. Die Lage war gut, die wenig beeindruckende Ladenfront indes schlecht beleuchtet – dafür lagen in dem Schaufenster hinreißend schöne Kleider.
    Michel hatte sich von den aktuellen Modetrends losgesagt, nach denen Frauen maskulin anmutende Abendanzüge und Binder trugen. In dem kleinen Schaufenster waren ausgesprochen feminine Kleider ausgestellt, die an überschwängliche Renaissancegemälde anknüpften. Während sie die Modelle aus Seide, Organza, anmutig plissiertem Crêpe de Chine und zartem Wollgeorgette betrachtete, überlegte sie krampfhaft, wann sie sich das letzte Mal elegante Kleidung gegönnt hatte. Diese exquisiten Stücke waren so verführerisch, dass sie am liebsten gleich alle gekauft hätte.
     
    Im Herbst löste sich Kissys Theatergruppe auf, und sie schloss sich einem anderen Ensemble an, das nahezu exklusiv in New Jersey spielte. Fleur feierte ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag, bekam eine weitere Gehaltserhöhung von Parker und investierte fleißig in Kakaobohnen.
    Sie setzte eine Menge Geld in den Sand, machte aber auch richtig satte Gewinne. Sie lernte aus ihren Fehlern, und die ersten fünftausend vermehrten sich um ein Vielfaches. Je mehr Geld sie scheffelte, desto schwerer fiel es ihr, es erneut in riskante Spekulationen zu investieren, trotzdem schrieb sie weiter ihre Schecks aus. Vierzigtausend Dollar würden ihr nämlich letztlich genauso wenig weiterhelfen wie ihre anfänglichen fünftausend Dollar.
    Der Winter begann. Sie setzte auf Kupfer und machte fast dreißigtausend in sechs Wochen, aber der Stress schlug ihr auf den Magen. Rindfleisch stieg, Schwein sank. Sie machte weiter – investierte, reinvestierte und knabberte Fingernägel.
    Anfang Juni, nach anderthalb Jahren finanzieller Bergund-Tal-Fahrt, inspizierte sie ihre Konten. Unglaublich, aber sie hatte es geschafft. Sie hatte den Nerv gehabt, genug anzuhäufen, um ihr Unternehmen zu starten. Am nächsten Tag deponierte sie alles auf einem sicheren Tagesgeldkonto bei der Chase Manhattan.
    Ein paar Tage später, als sie abends die Apartmenttür aufschloss, vernahm sie das Klingeln des Telefons. Sie stolperte über ein Paar von Kissys achtlos abgestreiften Stilettos, steuerte durch den Wohnraum und nahm ab.
    »Hallo, enfant .«
    Vor mehr als fünf Jahren hatte sie diese Stimme zuletzt gehört. Sie umklammerte den Hörer und atmete langsam ein und wieder aus. »Was willst du von mir, Alexi?«
    »Wo bleiben deine guten Manieren?«
    »Ich geb dir genau eine Minute, dann lege ich auf.«
    Er seufzte, als hätte sie ihn schwer getroffen. »Also gut, chérie . Ich möchte dir zu deinem Finanzgenie gratulieren. Hoch spekulative Investments, aber der Erfolg kommt eben nicht von ungefähr. Wie ich erfahren habe, suchst du jetzt Büroflächen?«
    Sie zuckte unwillkürlich zusammen. »Woher weißt du das?«
    »Das hab ich dir doch schon erklärt, chérie . Ich mache es zur Chefsache, alles zu erfahren, was meine Lieben betrifft.«
    »Von wegen meine Lieben. Tu doch nicht so scheinheilig.« Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Und hör endlich mit diesen Spielchen auf.«
    »Im Gegenteil, du liegst mir sehr am Herzen. Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet, chérie . Und hoffe, du enttäuschst mich nicht.«
    »Worauf hast du gewartet? Was willst du von mir?«
    »Pass auf deinen Traum auf, chérie . Hüte ihn besser als ich meinen.«

19
     
    Fleur stützte ihre Ellbogen auf der Verandabalustrade auf und betrachtete das raue Dünengras, das sich in der abendlichen Brise bog. Das Strandhaus in Long Island, ein rechteckiger Bau aus Glas und verwittertem Schiefer, schien mit Sand und Wasser zu verschmelzen. Sie war froh, dass man sie über das Wochenende zum vierten Juli hierher eingeladen hatte. Sie brauchte eine Auszeit von der Stadt und ein bisschen Ablenkung, um das innere Tonband auszublenden, das immer wieder Alexis Worte in ihrem Kopf abspulte. Pass auf deinen Traum auf. Alexi hatte ihr die Zerstörung seines heiß geliebten Royale nicht verziehen – sie hatte auch nichts anderes erwartet – und wollte seine Rache. Na, schön, dann würde sie eben die Augen offen halten müssen, seufzte sie.
    Sie schob ihre Bedenken beiseite und dachte an das vierstöckige Stadthaus an der Upper East Side, das sie für ihre künftigen Büros

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