Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
die Männer seit vielen Jahren spielten. Und ahnte nicht, dass Alexi das völlig anders betrachtete.
Seine emotionale Reaktion auf Belinda Britton war Alexi selbst ein Rätsel. Im Grunde genommen war sie ein dummes, kleines Mädchen, das eine Obsession für Filmstars entwickelt hatte. Einmal abgesehen von ihrer Jugend hatte sie wenig zu bieten. Sie war zwar recht intelligent, aber ungebildet. Und bildhübsch, aber das waren andere Frauen auch. Gleichwohl wirkten seine sonst so aparten, niveauvollen Begleiterinnen neben Belindas erfrischender Naivität flach und verbraucht. Sie war die vollendete Kombination von Kind und Hure, ein unbeschwertes Gemüt mit dem sinnlich-reizvollen Körper einer Lolita.
Seine Empfindungen für Belinda gingen über das rein sexuelle Interesse hinaus. Sie war ein aufgewecktes Mädchen, lebensbejahend und vertrauensselig blickte sie in eine glanzvolle Zukunft. Unvermittelt wähnte er sich als derjenige, der sie behutsam in die Welt der Schönen und Reichen einführte, der sie unter seine Fittiche nähme und sie zu dem Idealtypus Frau umformte, der ihm vorschwebte. Sogar sein Zynismus schwand zunehmend, wie er feststellen musste. Und er fühlte sich plötzlich wieder wie ein unbekümmerter junger Mann, vor dem ein verheißungsvolles Leben lag.
Gegen Ende November verkündete Flynn, dass er für eine Woche nach Mexiko fahren werde. Er bat Alexi, sich um Belinda zu kümmern. Woraufhin dieser sie mit einem lasziven Lächeln bedachte und sich mit den Worten an Flynn wandte: »Das würde ich mir an deiner Stelle zweimal überlegen.«
Flynn lachte. »Belinda trägt nicht mal deinen Schmuck, nicht wahr, Liebes? Ich glaube, ich muss mir da keine allzu großen Sorgen machen.«
Belinda lachte, als wäre das Ganze ein wunderbarer Scherz, wenngleich sie sich bei Alexi Savagar unbehaglich fühlte. Bisher hatte sie noch keiner so höflich behandelt wie er. Ihre Empfindungen verunsicherten sie. Er war ein einflussreicher Mann, aber er war nicht Errol Flynn, der berühmte Filmstar. Also kein Grund zur Panik.
In der nächsten Woche wurde Alexi ihr Dauerbegleiter. Sie brausten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die Küste entlang, rasten in seinem feuerroten Ferrari, der eine Einheit mit seinem sportlich gestählten Körper zu bilden schien, durch Beverly Hills. Sie beobachtete seine Hände am Lenkrad, die Sicherheit, mit der er den Wagen steuerte. Sein Selbstvertrauen wirkte ansteckend. Sie spürte das kraftvolle Vibrieren des Motors in ihren Schenkeln und stellte sich vor, dass alle ihnen nachschauten. Wer war die aparte Blondine, die es geschafft hatte, sich zwei derart bedeutende Männer zu angeln?
Abends gingen sie ins Ciro’s oder ins Chasen’s. Wenn sie Französisch sprachen, benutzte Alexi ein einfaches Vokabular, das sie verstand. Er beschrieb ihr seine Oldtimersammlung und die Schönheiten von Paris. Und eines Nachts, als der Ferrari auf einem Hügel parkte und die Lichter der Stadt unter ihr ausgebreitet lagen, sprach er über persönliche Dinge.
»Mein Vater, ein russischer Adliger, ging vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Paris. Dort lernte er meine Mutter kennen. Sie überredete ihn, seinen Namen von Savagarin in Savagar abzukürzen. Damit passte er besser in die Pariser Gesellschaft. Ich wurde ein Jahr vor Kriegsende geboren, in der Woche darauf verstarb mein Vater. Die Liebe zu schönen Dingen habe ich von meiner französischen Mutter geerbt. Aber täusche dich nicht. Tief in mir verborgen ruht die russische Seele.«
Alexis Skrupellosigkeit faszinierte Belinda und erschreckte sie gleichermaßen. Sie erzählte von sich, von ihren Eltern und dass sie sich früher wie das fünfte Rad am Wagen vorgekommen sei. Er lauschte andächtig, als sie ihm gegenüber bekannte, dass sie davon träumte, ein berühmter Filmstar zu werden. Er sprach mit ihr über Flynn. »Er wird dich verlassen, ma chère . Begreif das endlich.«
»Natürlich. Vermutlich hat er schon eine Neue. Oder er ist wieder bei seiner Frau.« Sie sah ihn beschwörend an. »Bitte sag jetzt nichts. Er kann nicht anders. Und ich verstehe ihn.«
»So viel Nachsicht und Bewunderung.« Alexis Mundwinkel zuckten spöttisch. »Mein Freund hat es gut. Schade, dass er das nicht zu würdigen weiß. Vielleicht hast du das nächste Mal mehr Glück bei der Wahl deines Begleiters.«
»Du klingst, als wäre ich ein billiges Flittchen«, fauchte Belinda. »Das mag ich nicht.«
Alexis seltsam schräg gestellte Augen schienen ihr Kleid
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