Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
seiner rechten Körperhälfte an, war aber zu schwach, um den Arm zu heben. Seine Lippen schimmerten bläulich, er atmete flach und hektisch. Sie mochte ihn nicht leiden sehen, überlegte fieberhaft, wie sie ihn trösten könnte. Schließlich öffnete sie den Kaftan und schmiegte seinen Kopf an ihre nackten Brüste.
Nach einer Weile erschlaffte er in ihren Armen. Als sie in das Gesicht des Mannes blickte, der ihr Leben maßgeblich bestimmt hatte, glitzerten zwei einsame Tränen in dem unteren Wimpernkranz ihrer unnachahmlich hyazinthblauen Augen. »Leb wohl, mein Schatz.«
Jake hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Ein Basketball schoss an seinem Arm vorbei auf die leere Tribüne, doch er stand wie gelähmt. Die Geräuschkulisse um ihn herum war mit einem Mal ausgeblendet. Ungeachtet des verschwitzten Sweatshirts war ihm eiskalt, und er japste nach Luft wie ein Fisch auf dem Trocknen.
»Jake, tut mir echt leid.« Seine Sekretärin stand neben ihm am Spielfeldrand, ihr blasses Gesicht ein Abbild der Betroffenheit. »Mir … mir war jedoch klar, dass ich Sie umgehend würde informieren müssen. Die Telefone stehen nicht mehr still. Wir werden eine Erklärung herausgeben …«
Er zerknüllte die Zeitung in der Faust und schob sich an ihr vorbei. Strebte zu der verwitterten Holztür. Schwer atmend lief er durch die Gänge des L. A. Gyms zu dem leeren Umkleideraum. Er zog die Jeans über seine Shorts, schnappte sich sein Hemd und flüchtete aus dem alten Backsteingebäude, in dem er seit über zehn Jahren Basketball spielte. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, wusste er, dass es endgültig war. Er würde nie mehr hierher zurückkehren.
Mit quietschenden Reifen steuerte er den Jaguar vom Parkstreifen auf die Straße. Er würde sämtliche Zeitungen aufkaufen. Alle bis auf das letzte Exemplar. Mit Hubschraubern sollte jedes Geschäft, jeder Zeitungskiosk auf dem Kontinent angeflogen werden. Er wollte diese Klatschblätter kaufen und verbrennen und …
Aus der Ferne drang die Sirene der Feuerwehr. Er erinnerte sich, wie er damals heimgekommen war und Liz in eindeutiger Stellung erwischt hatte. Da hatte er kämpfen können. Er hatte diesem Bastard die Visage poliert, bis seine Fingerknöchel schmerzten. Liz war auf die Knie gesunken und hatte sich an seine Beine geklammert, ihn umschlungen wie eine Ertrinkende. Sie hatte geweint und um Verzeihung gebettelt, während der arme Kerl mit heruntergelassenen Hosen auf dem Linoleumboden lag und sich die gebrochene Nase hielt. Damals, als Liz ihn betrogen hatte, kannte er wenigstens ein Ventil für seinen Zorn.
Der Schweiß tropfte ihm in die Augen, und er blinzelte ihn weg. Er hatte ein Buch für sie geschrieben, seine Geheimnisse preisgegeben …
Er umkrampfte das Lenkrad, hatte diesen metallischen Geschmack im Rachen. Angst. Kalte, metallische Angst.
29
Mit panisch geweiteten Augen starrte Belinda auf den Koffer, der geöffnet vor Fleurs Bett stand. »Du darfst mich jetzt nicht allein lassen, Baby. Ich brauche dich.«
Fleur rang um Fassung. Nur noch wenige Stunden, und sie würde diesem Haus für immer den Rücken kehren. Nur noch wenige Stunden, und sie könnte endlich in Ruhe ihre Wunden lecken. »Die Beerdigung war schon vor einer Woche«, gab sie zurück, »und dir geht es blendend.«
Belinda steckte sich die nächste Zigarette an.
Fleur hatte sich letztlich um Alexis Begräbnis gekümmert. Ein schwerer Schlaganfall, meinte sein Arzt. Einer der Assistenten hatte Alexi in der Bibliothek gefunden, wo er neben dem zur Straße hinausgehenden Fenster gelegen hatte. Offenbar war er kurz nach ihrem Aufbruch zusammengebrochen, und Fleur fragte sich insgeheim, ob er sie vom Fenster aus beobachtet hatte. Über seinen Tod empfand sie weder Trauer noch Triumph. Gleichwohl erfüllte es sie mit Erleichterung, dass sie seinen potenziellen Einfluss auf ihr Leben von nun an nicht mehr zu fürchten brauchte.
Michel kam nicht zum Begräbnis. »Verzeih, aber ich bringe das nicht«, erklärte er ihr bei einem ihrer täglichen Telefonate. »Ich weiß, es ist dir gegenüber nicht fair, aber ich mag einfach nicht so tun, als trauerte ich um ihn. Au ßerdem ist es mir zuwider, wenn Belinda mich mit großen Kuhaugen anschaut, nachdem mein Name inzwischen zu Ruhm gekommen ist.«
Fleur gab ihm Recht. Sie brauchte einen kühlen Kopf für die Trauerformalitäten, und die latenten Spannungen zwischen Michel und Belinda hätten ihr die Sache nur erschwert.
Belinda blies einen
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