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Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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weiß. Weißes Leinen, weiße Kerzen, schwere Alabastervasen mit weißen Rosen. Sogar das Essen war weiß: eine Spargelcremesuppe, gefolgt von blassen Kalbsröllchen, deren Duft sich mit der schweren Süße der blühenden Rosen vermischte. Die drei in Trauerschwarz muteten an wie Raben, die sich um einen Sarg scharten. Belindas blutrot lackierte Fingernägel waren der einzige Farbtupfer. Selbst Michels Abwesenheit machte das grässliche Mahl nicht erträglicher.
    Fleur wünschte sich, ihre Mutter würde aufhören zu trinken, aber Belinda leerte ein Glas nach dem anderen, während sie lustlos in ihrem Essen herumstocherte. Als ihre Mutter eine Zigarette auf ihrem Teller ausdrückte, nahm die Hausangestellte ihn hastig weg. Wie aus dem Nichts durchdrang Alexis Stimme die Stille. »Ich nehme dich jetzt mit, damit du deine Großmutter ein letztes Mal siehst.«
    Wein spritzte über den Rand von Belindas Glas. »Um Himmels willen, Alexi. Fleur hat sie nicht mal gekannt. Das muss nun wirklich nicht sein.«
    Fleur konnte das von Angst und Zweifel gezeichnete Gesicht ihrer Mutter nicht ertragen. »Ist schon in Ordnung. Mir macht das nichts.« Ein Diener zog Fleurs Stuhl zurück, derweil Belinda wie erstarrt sitzen blieb, ihr Gesicht so bleich wie die weißen Rosen vor ihr auf dem Tisch.
    Fleur folgte Alexi in die Eingangshalle. Ihre Schritte hallten von der gewölbten Kuppel wider, deren martialische Deckenfresken mit kämpfenden Heroen und Helden dem Mädchen einen eisigen Schauer über den Rücken jagten. Sie erreichten die goldbeschlagenen Türen, die in den Hauptsalon führten. Er öffnete eine und bedeutete ihr einzutreten.
    In dem Raum standen lediglich ein schwarz glänzender Sarg, umgeben von einem Meer weißer Rosen, und ein Schemel aus Mahagoniholz. Fleur tat so, als wäre eine aufgebahrte Leiche nichts Besonderes, dabei hatte sie bislang nur eine einzige gesehen, die von Schwester Madeleine, und auch nur ganz kurz. Solange Savagars runzliges Gesicht wirkte wie aus ranzigem Kerzenwachs modelliert.
    »Küss deine Großmutter auf den Mund, als Geste deines Respekts.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein.« Fleur wollte schon losprusten, aber seine Miene belehrte sie eines Besseren. Es interessierte ihn nicht die Spur, ob Fleur Respekt zeigte. Er testete ihren Mut. Das hier war eine Herausforderung, une défi . Und er glaubte nicht eine Sekunde lang, dass sie sich dieser stellen würde.
    »Doch, es ist mein voller Ernst«, erwiderte er.
    Sie presste die Knie zusammen, damit sie nicht zitterten. »Anscheinend hab ich es hier laufend mit Idioten zu tun.«
    Seine Mundwinkel zuckten ärgerlich. »Dafür hältst du mich? Für einen Idioten?«
    »Nein«, schnaubte sie herablassend. »Dich halte ich für ein Monster.«
    »Du bist ein dummes Kind.«
    Sie hätte es niemals für möglich gehalten, dass sie jemanden so hassen könnte. Unschlüssig setzte sie einen Fuß vor den anderen, ging von der Tür zu dem Sarg. Beim Näherkommen musste sie den Impuls, aus diesem totenstillen Haus und von der Straße der Menschlichkeit, von Alexi Savagar zu fliehen, niederkämpfen. Zurück in den tröstlichen Schutz des Konvents und der verständnisvollen Nonnen. Aber sie durfte noch nicht weglaufen. Erst wenn sie ihm vor Augen geführt hätte, wen er stets missachtet hatte.
    Sie trat neben den Sarg und atmete tief durch. Dann beugte sie sich vor und berührte mit den Lippen den kalten, starren Mund der Verstorbenen.
    Sie vernahm ein jähes, scharfes Zischen. Einen entsetzlichen Moment lang glaubte sie, es käme von der Toten, aber dann packte Alexi sie bei den Schultern und zerrte sie von dem Sarg weg.
    » Salle garce! Elendes Flittchen!«, fluchte er und schüttelte sie. »Du bist genau wie er. Du tust alles für deinen Stolz!« Ihre Haare lösten sich und fielen ihr auf die Schultern. Er drückte sie auf den kleinen Schemel. »Wenn es um deinen Stolz geht, bist du dir für nichts zu schade.« Wie um den Kuss wegzuwischen, rieb er ihr über den Mund und schmierte ihr Lippenstift auf die Wange.
    Sie versuchte, seinen Arm wegzuschieben. »Lass mich los! Ich hasse dich. Fass mich nie wieder an.«
    Er lockerte seine Umklammerung, murmelte etwas, so leise, dass sie es kaum verstand.
    » Pur sang. « Vollblut.
    Sie ließ die Hände sinken.
    Er streichelte ihren Mund mit seinen Fingern. Zog behutsam den Schwung ihrer Lippen nach. Unvermittelt glitt sein Finger in ihren Mund und rieb sanft über ihre Zahnreihen.
    » Enfant. Pauvre enfant.« Mein

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