Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Whiskykonsum finanzieren?«
Belinda trat zögernd zu ihm. »Vielleicht kennst du mich nicht so gut, wie du meinst.«
»Oh doch, ich kenne dich zur Genüge, chérie .« Seine Finger glitten abwesend über ihren Arm. »Ich kenne dich besser, als du glaubst.«
Sie schaute ihn an, suchte nach einem weichen Zug in seinem Gesicht. Sah jedoch nur den Mund, der die Lippen ihrer Tochter bezwungen hatte.
Am Morgen nach Solanges Beerdigung wachte Fleur von einem Geräusch in ihrem Zimmer auf. Es war noch dunkel, und als sie benommen in den Raum blinzelte, gewahrte sie Belinda, die Sachen in einen Koffer warf. »Steh auf, Baby«, flüsterte sie. »Ich hab für dich gepackt. Aber sei leise.«
Belinda wollte ihr nicht offenbaren, wohin sie fuhren. Erst als sie die Randgebiete von Paris erreichten, meinte sie: »Wir bleiben eine Zeit lang bei Bunny Duverge auf ihrem Landgut in Fontainebleau.« Ihr Blick schoss immer wieder nervös zum Rückspiegel, um ihren Mund hatte sich ein angespannter Zug eingegraben. »Du hast Bunny diesen Sommer auf Mykonos kennen gelernt, weißt du noch? Sie hat dich ständig fotografiert.«
»Stimmt, und ich wollte das nicht. Ich mag mich nicht fotografieren lassen.« Fleur konnte zwar keine Alkoholfahne riechen, rätselte aber dennoch, ob Belinda wohl getrunken hatte. Es war nicht mal sieben Uhr in der Früh und die Vorstellung ekelerregend.
»Dein Glück, dass Bunny das ignoriert hat.« Wieder schossen Belindas Augen in den Rückspiegel. »Nach unserer Rückkehr rief sie mich ein paar Mal in Paris an. Sie ging davon aus, du wärest meine Nichte, weißt du noch? Sie schwärmte von deiner umwerfenden Ausstrahlung und dass du das Zeug zum Model hast. Sie wollte unbedingt deine Telefonnummer.«
»Model?« Fleur setzte sich kerzengerade auf und sah Belinda mit großen Augen an. »So ein hirnloser Blödsinn.«
»Sie beteuert, dass du genau das Gesicht und die Figur hast, worauf die Modeschöpfer abfahren.«
»Ich bin eins achtzig groß!«
»Bunny war selbst ein gefragtes Model, sie müsste es eigentlich wissen.« Belinda wühlte mit einer Hand in ihrer Tasche und kramte ihr Zigarettenetui heraus. »Als sie das Foto von dir in der Le Monde sah, war ihr klar, dass du nicht meine Nichte bist. Anfangs war sie sauer auf mich, vor zwei Tagen rief sie mich jedoch an und räumte ein, dass sie die Fotos von Mykonos an Gretchen Casimir geschickt habe. Gretchen Casimir ist die Chefin einer der renommiertesten Modelagenturen in New York.«
»Modelagentur! Und?«
»Gretchen gefielen die Fotos, und sie möchte, dass Bunny professionelle Probeaufnahmen von dir macht.«
»Ich glaub’s nicht. Das soll wohl ein Witz sein.«
»Ich hab ihr rundheraus gesagt, dass Alexi niemals billigen würde, dass du modelst.« Sie zog den Zigarettenanzünder aus dem Armaturenbrett. »Aber nach dem, was passiert ist …« Sie inhalierte den Rauch tief in ihre Lungen. »Wir müssen es irgendwie schaffen, allein klarzukommen, Baby. Und möglichst weit weg von ihm, von daher ist New York genau das Richtige. Das ist unsere Chance, Baby. Glaub mir.«
»Ich kann nicht als Model arbeiten! So wie ich aussehe?!« Fleur stemmte die Füße gegen das Handschuhfach und zog die Knie an ihre Brust. Plötzlich hatte sie Magendrücken. »Ich … ich kapier nicht, wieso wir überhaupt wegfahren müssen. Ich muss die Schule abschlie ßen.« Sie umschlang ihre Knie fester. »Und … Alexi scheint … Er scheint mich auch nicht mehr so abzulehnen wie früher.«
Belindas Fingerknöchel traten weiß hervor, während sie das Lenkrad umkrampfte. Fleur schwante, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. »Ich meine ja bloß …«
»Alexi ist ein unberechenbarer Intrigant. Du hast mich jahrelang bekniet, ich soll ihn verlassen. Jetzt habe ich den endgültigen Schritt getan, und ich möchte nichts mehr davon hören. Wenn diese Probeaufnahmen gut ankommen, machst du genug Geld für uns beide.«
Dergleichen hatte Fleur zwar immer vorgeschwebt, aber nicht so. Sie wollte in die freie Wirtschaft gehen oder als Dolmetscherin zur NATO. Belinda hatte eine überbordende Fantasie. Mannequins waren hübsche, aparte Geschöpfe und keine linkischen Vogelscheuchen wie sie.
Sie presste das Kinn auf ihre Knie. Wieso mussten sie ausgerechnet jetzt Hals über Kopf wegfahren? Nachdem ihr Vater endlich anfing, sie zu mögen?
Bunny Duverge brachte Fleur bei, wie sie sich zu schminken und zu bewegen hatte und wer in der New Yorker Modewelt gerade als heißer Tipp
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