Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
krampfhaft, was sie noch unternehmen könnte. Als sie nach ihrem Drink Ausschau hielt, schwor sie sich, nach dieser Nacht nie wieder zu trinken.
Ihr Glas stand auf dem Boden, neben einem Haufen Schallplatten. Sie nahm die oberste von dem Stapel. Es war die Filmmusik zu dem Western Devil Slaughter . Fasziniert betrachtete sie das Foto auf dem Cover.
Jake Koranda, Schauspieler und Dramatiker. Devil Slaughter war der zweite Film aus seiner Bird-Dog-Caliber-Reihe. Ihr gefielen die beiden Filme, die von der Kritik gnadenlos verrissen wurden. Die Kritiker schrieben, Jake würde sein Talent in Billigproduktionen verheizen, aber das sah Belinda anders.
Auf dem Coverfoto war die Eröffnungssequenz des Films abgebildet: Jake alias Bird Dog Caliber fixierte die Kamera, sein Gesicht war schmutzverkrustet und verhärmt, der weiche, sinnliche Mund hässlich verkniffen. Perlmuttbeschlagene Revolvergriffe steckten in seinem breiten Pistolengürtel. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ sich von ihrer Fantasie beflügeln. Allmählich verebbte der entfernte Straßenlärm, und sie vernahm nur noch seinen aufgewühlten Atem, fühlte seine Hände auf ihren Brüsten.
» Ja, Jake. Oh ja. Oh ja, Jimmy, mein Schatz.«
Dabei entglitt ihr das Plattencover, und sie schrak auf. Sie griff nach ihrer zerknüllten Zigarettenschachtel – sie war leer. Sie hatte nach dem Essen jemanden zum Zigarettenholen schicken wollen, es dann jedoch vergessen. Alles entglitt ihr. Alles außer ihrer Tochter, die ihr niemand wegnehmen würde. Niemand. Um Fleur würde sie rücksichtslos kämpfen.
Sie hörte die vertrauten Schritte. Alexi kam die Treppe herauf. Sie goss sich noch einen Scotch ins Glas und glitt in den Gang. Alexi wirkte mitgenommen. Irgendeine seiner blutjungen Bettgespielinnen hatte ihm wohl schwer zugesetzt. Sie trat zu ihm, der aufklaffende Morgenmantel entblößte eine ihrer nackten Schultern.
»Du bist betrunken«, knirschte er.
»Nur ein bisschen.« Ein Eiswürfel klirrte in ihrem Glas. »Ich bin immerhin nüchtern genug, um mit dir zu reden.«
»Geh ins Bett, Belinda. Ich bin zu müde, um dich heute Nacht zu befriedigen.«
»Hast du wenigstens eine Zigarette für mich?«
Während er sie aus dem Augenwinkel heraus beobachtete, nahm er sein silbernes Zigarettenetui aus der Tasche und öffnete es. Sie ließ sich Zeit, nahm sich eine Zigarette und folgte ihm in sein Schlafzimmer. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich dich eingeladen hätte«, knurrte er.
»Oh, pardon, wenn ich dein Kinderspielparadies betrete«, gab sie frostig zurück.
»Geh weg, Belinda. Im Gegensatz zu meinen Geliebten bist du alt und verbraucht. Und verzweifelt, weil du mir nichts mehr zu bieten hast.«
Mit Worten konnte er sie nicht mehr demütigen. Was sie tief verletzte, war, dass er Fleur geküsst hatte. »Ich lasse nicht zu, dass du mir meine Tochter wegnimmst.«
»Deine Tochter?« Er zog sein Jackett aus und warf es über einen Stuhl. »Meinst du zufällig unsere Tochter?«
»Wenn du sie anrührst, bringe ich dich um.«
» Bon Dieu, chérie . Deine Trinkerei bringt dich um den Verstand.« Seine Manschettenknöpfe trafen mit einem klirrenden Geräusch auf dem Nachttisch auf. »Jahrelang hast du mich bekniet, ich soll sie in unsere Familie aufnehmen.«
Obwohl er von ihrem Telefongespräch nichts wissen konnte, musste sie ihre Nervosität niederkämpfen. »Ich wäre mir an deiner Stelle nicht zu sicher. Nachdem Fleur fast erwachsen ist, hast du kein Druckmittel mehr gegen mich.«
Seine Finger verharrten auf der Hemdmanschette.
Sie zwang sich fortzufahren. »Ich habe Pläne für sie. Inzwischen interessiert es mich einen feuchten Dreck, ob die Öffentlichkeit davon erfährt, dass sie nicht deine Tochter ist.« Das war gelogen. Es kümmerte sie eine ganze Menge. Es durfte unter gar keinen Umständen passieren, dass die Liebe ihrer Tochter in Verachtung und Hass umschlug. Wenn Fleur erfuhr, dass Alexi nicht ihr Vater war, würde für sie eine Welt zusammenbrechen. Sie würde sich fragen, wieso Belinda sie die ganzen Jahre über hinters Licht geführt hatte. Und warum sie überhaupt bei ihm geblieben war.
Alexi schien belustigt. »Ist das der Versuch, mich zu erpressen, chérie ? Schon vergessen, wie sehr du dieses Luxusleben liebst? Sollte die Wahrheit über Fleur bekannt werden, setze ich dich eiskalt vor die Tür. Ohne einen Cent. Und ohne mein Geld bist du restlos aufgeschmissen. Wovon würdest du dann deinen nicht unerheblichen
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