Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Sportuhr und gähnte. Diese Technik benutzte sie, wenn sie sich unbehaglich fühlte. Das sah gelangweilt aus, lenkte ihr Umfeld von ihren eigentlichen Befindlichkeiten ab.
Was würde Belinda von dem flegelhaften Benehmen ihres Idols halten? Prominente unterschieden sich nun mal von Normalsterblichen. Für sie galten andere Maßstäbe, hätte sie ihr vermutlich lapidar zu verstehen gegeben.
Fleur war da anderer Ansicht. Ob prominent oder nicht, Unhöflichkeit war durch nichts zu entschuldigen.
Die Szene begann von Neuem. Um nicht zuschauen zu müssen, verzog Fleur sich in den Hintergrund. Gleichwohl vermochte sie die Geräuschkulisse nicht auszublenden. Es schien ewig zu dauern, als sie den Dreh endlich im Kasten hatten.
Eine Frau, die Johnny Guy ihr als Produktionsassistentin vorgestellt hatte, trat zu Fleur und schlug ihr vor, in einen der Wohnwagen mit den Garderoben zu gehen. Fleur hätte sie umarmen mögen. Als sie zurückkehrte, machte die Crew gerade Frühstückspause. Lynn und Jake aßen Sandwiches, und Lynn entdeckte sie sogleich. »Komm und setz dich zu uns.«
Fleur mochte nicht unhöflich sein, trotzdem hätte sie am liebsten Reißaus genommen. Die Absätze ihrer Sandaletten klackerten über den Betonboden, als sie über den Set lief. Die beiden hatten ihre Filmgarderobe gegen Jeans getauscht, und sie kam sich ziemlich overdressed vor. Sie reckte ihr Kinn vor und schob die Schultern zurück.
»Setz dich.« Lynn deutete auf einen Klappstuhl. »Entschuldige, dass wir eben so kurz angebunden waren.«
»Kein Problem. Ihr wart schließlich beschäftigt.«
Jake stand auf und stopfte sein Sandwich in die Verpackung zurück. Fleur war es gewohnt, auf Männer herabzusehen, nicht zu ihnen aufzuschauen. Er war wirklich hünenhaft, und sie musste sich zwingen, nicht zurückzustolpern. Sie starrte auf seinen sagenhaften Mund und bemerkte den berühmt-berüchtigten Schneidezahn, an dem eine winzige Ecke fehlte. Er nickte ihr abermals kurz zu und wandte sich an Lynn. »Ich geh raus und werf ein paar Körbe. Man sieht sich.«
Als er verschwand, hielt Lynn ihr ein halbes Sandwich hin. »Hier, wenn du magst – Lachs mit kalorienreduzierter Majonaise. Ich darf nämlich nicht zunehmen.«
Fleur nahm das freundliche Angebot an und setzte sich zu ihr. Lynn war etwa Mitte zwanzig, mit kleinen, schlanken Händen und weichen, kastanienbraunen Haaren. Auch wenn sie auf tausend Titelblättern abgebildet war, hätte Fleur viel dafür gegeben, so zierlich zu sein wie die junge Frau.
Lynn inspizierte sie von oben bis unten. »Du siehst nicht so aus, als hättest du Probleme mit deinem Gewicht.«
Fleur schluckte einen Bissen von dem Sandwich. »Hast du eine Ahnung. Bei Fotosessions darf ich nicht mehr als zweiundsechzig Kilo auf die Waage bringen. Das ist hart an der Grenze für meine Größe, und besonders, wenn man wie ich leidenschaftlich gern leckeres Brot und Eis mag.«
»Gut, dann können wir Freunde sein.« Lynn lächelte und zeigte kleine, ebenmäßige Zähne. »Ich verabscheue Frauen, die alles essen können und kein Gramm zunehmen, weißt du.«
»Ich auch.« Fleur grinste, und sie plauderten eine Zeit lang über das Frausein im Allgemeinen und im Besonderen. Irgendwann kam das Thema auf Sunday Morning Eclipse .
»Die Rolle der DeeDee ist für mich eine einmalige Chance, nachdem ich in zig Soaps mitgespielt habe.« Lynn pickte einen Krümel Lachs von ihrer Jeans. »Die Kritiker behaupten, dass Jakes Frauencharaktere nicht so gut definiert sind wie die Männerrollen, aber ich denke, DeeDee ist eine Ausnahme. Sie ist oberflächlich, aber auch verletzbar. Jeder hat ein bisschen was von DeeDee.«
»Es ist eine faszinierende Rolle«, bekräftigte Fleur. »Wesentlich klarer umrissen als Lizzie. Ich bin … nervös, dass ich sie spielen muss. Schätze … ich hab nicht das nötige Selbstbewusstsein.« Sie errötete. Das klang nicht besonders vertrauenerweckend für ihre Kollegin.
Lynn nickte jedoch. »Sobald du in die Rolle eingetaucht bist, fühlst du dich bestimmt sicherer. Sprich mit Jake darüber. Er kann dergleichen unheimlich gut rüberbringen.«
Fleur zupfte an ihrem Minikleid. »Ich glaube nicht, dass Jake viel Lust hat, sich mit mir auseinanderzusetzen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er mich für seinen Film nicht haben wollte.«
Lynn lächelte verständnisvoll. »Wenn er merkt, dass du mit Herzblut dabei bist, sieht er das anders. Lass ihm ein bisschen Zeit.«
»Am besten gehe ich ihm erst mal aus dem
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