Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
einen Soldaten, der aus dem Vietnamkrieg in seine Heimat Iowa zurückkehrt. Matt hat das Massaker in My Lai psychisch nicht verkraftet. Als er nach Hause kommt, ist seine Frau von einem anderen Mann schwanger und sein Bruder in einen lokalen Skandal verwickelt. Matt fühlt sich zu Lizzie hingezogen, der »kleinen« Schwester seiner Frau, die inzwischen erwachsen geworden ist. Fleur spielte Lizzie. Sie ging die Regieanweisungen durch.
Ungeachtet der Napalmbomben und der Korruption in Matts eigener Familie gibt Lizzie Matt das Gefühl der Unschuld zurück.
Die beiden haben eine spielerische Auseinandersetzung, wo es die besten Hamburger gibt, und nach einer traumatischen Szene mit seiner Frau nimmt Matt Lizzie mit auf eine einwöchige Odyssee durch Iowa, weil er einen bestimmten Kräuterlimonade-Stand sucht. Der steht als tragisches und komisches Symbol für die verlorene Unschuld des Landes. Am Ende der Reise entdeckt Matt, dass Lizzie beileibe nicht so unschuldsvoll und jungfräulich naiv ist, wie sie tut.
Trotz der zynischen Sicht auf Frauen gefiel Fleur das Skript wesentlich besser als die Caliber-Filme. Allerdings hatte sie nach nur zwei Monaten Schauspielunterricht keine Vorstellung, wie sie den komplexen Charakter der Lizzie umsetzen sollte. Eine romantische Komödie wäre ihr bedeutend lieber gewesen, seufzte sie.
Wenigstens würde sie keine Nacktszenen drehen müssen. Das hatte sie bei Belinda kategorisch durchgesetzt. Ihre Mutter hatte argumentiert, sie solle nicht so prüde und scheinheilig tun, immerhin habe sie zig Bademodekampagnen gemacht. Aber Bademode war Bademode, und nackt war nackt. Fleur blieb hart.
Sie hatte sich stets geweigert, nackt zu posieren, auch vor den weltweit renommiertesten Fotografen. Belinda glaubte, es läge daran, dass sie noch Jungfrau sei. Aber das war es nicht. Fleur wollte bestimmte Tabugrenzen nicht überschreiten, und Nacktheit war etwas ganz Privates.
Die Haushälterin unterbrach ihre Lektüre und rief sie nach draußen. Fleur lief zur Haustür. Mitten in der Auffahrt stand ein neuer, knallroter Porsche, dekoriert mit einer riesigen Silberschleife.
Sie schnappte sich das Telefon und erwischte Alexi, der eben zu Bett gehen wollte. »Er ist fantastisch«, rief sie. »Aber ich habe eine Höllenangst, ihn zu fahren.«
»Unsinn. Du kontrollierst den Wagen, chérie , nicht umgekehrt.«
»Ich glaube, ich hab mich verwählt. Spreche ich gerade mit demselben Mann, der ein Vermögen investiert, um einen im Krieg verschwundenen Bugatti Royale aufzuspüren?«
»Das, meine Liebe, ist etwas anderes.«
Fleur lächelte. Sie plauderten noch ein paar Minuten, dann lief sie hinaus, um eine Probefahrt zu machen. Sie hätte sich so gern persönlich bei Alexi bedankt, aber er würde wohl nie wieder nach Amerika kommen.
Doch die Freude über das Geschenk verblasste. Einfach ekelhaft, dass sie in dem Ehekonflikt ihrer Eltern zum Spielball deren Interessen geworden war. Zwar war ihr die Beziehung zu ihrem Vater wichtig, und sie freute sich auch über das schöne Auto, aber Belinda würde immer Priorität haben.
Am nächsten Morgen brauste ein aufgestyltes Glitter Baby mit dem Porsche durch die Tore des Filmstudios. Fleur Savagar grauste es nämlich davor, am Set aufzutauchen, und deshalb versteckte sie sich hinter der glitzernden Fassade des Glitter Baby. Sie hatte sich extra viel Mühe mit dem Make-up gegeben und ihre Haare mit bunten Metallkämmen zurückgesteckt, so dass sie ihr lang und glatt in den Rücken fielen. Sie trug einen figurbetonten, zyklamfarbenen Sonia-Rykiel-Mini und schmale Riemchensandaletten mit knapp zehn Zentimeter hohem Absatz. Koranda war zwar groß, aber mit diesen Stöckeln wären sie ungefähr auf einem Level.
Sie fand den Parkplatz, wie der Portier es ihr erklärt hatte. Der trockene Toast, den sie zum Frühstück gegessen hatte, lag ihr wie ein Stein im Magen. Obwohl die Dreharbeiten zu Sunday Morning Eclipse schon vor einigen Wochen begonnen hatten und ihre Rolle erst in ein paar Tagen gefragt wäre, wollte sie vorab die Lage peilen, um ihr Selbstvertrauen zu stärken. Dummerweise funktionierte es aber nicht.
Es war verrückt. Sie hatte Werbespots fürs Fernsehen gedreht und kannte das Prozedere. Sie wusste, was es mit den Markierungen auf sich hatte und dass man Regieanweisungen strikt befolgte. Trotzdem wollte sich ihre Panik nicht verflüchtigen. Belinda wäre der geborene Filmstar gewesen. Aber sie nicht.
Nachdem der Portier mit Dick Spano
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