Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
kannst lügen oder die Wahrheit von dir geben. Aber derjenige, der neben dir geht, wird den Unterschied nie erfahren, weil du immer geradeaus schaust.« Ich wende mich ab. »Denn die Wahrheit, die liegt immer in deinen Augen.«
»Du sprichst kaum über Ed«, stellt Guy fest, als ich die Butterbrote auspacke und die Straßenkarte konsultiere. Bei der nächsten Ausfahrt müssten wir die Autobahn verlassen.
»Da gibt es nicht viel zu sagen.«
»Tut es noch weh?«
»Schon, aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist der Grund dafür eher die Art, wie er mit mir Schluss gemacht hat, nicht, dass er es überhaupt getan hat.« Ich denke nach. »Es war ein ziemlicher Schock, und es ist schwierig, nach einer langen Beziehung wieder ganz von vorn anzufangen. Aber ich weiß natürlich, dass ich damit nicht allein bin. Vielleicht war es sogar mutig von ihm, den Schlussstrich zu ziehen«, sage ich. »Susie und Anna ...«
»Die beiden waren übrigens sehr sympathisch«, unterbricht er mich.
»Das freut mich. Jedenfalls meinten sie, Ed sei ein Feigling gewesen. Andererseits braucht es eine Menge Courage für einen solchen Schritt. Genauso, wie wenn man sich aus einer Ehe löst. Es muss schrecklich sein, Kinder beim Partner zurückzulassen.«
Ich starre aus dem Fenster und denke an Mum. Wie hatte sie uns das nur antun können?
»Manchmal ist es einfacher, gar nichts zu tun. So habe ich mich auch bei Ed verhalten.«
Ich vertraue Guy an, dass ich glaube, dass Ed und ich einfach zu bequem geworden waren und unsere Beziehung im Grunde genommen schon lange nicht mehr bestand.
»Im Urlaub«, erzähle ich, »wollte Ed nur noch am Pool herumliegen und sein Buch lesen.«
Inzwischen weiß ich, dass wir etwas verloren hatten und ich mir nur nicht eingestehen wollte, dass unsere Liebe längst erloschen war. Heute ist mir klar, dass der arme Ed monatelang die Wut meiner Familie und meiner Freunde ertragen musste. Alle schoben ihm die Schuld in die Schuhe, weil er derjenige war, der die Beziehung beendet hatte, aber ihm muss bewusst geworden sein, dass wir auf Dauer nicht glücklich geworden wären. Heute denke ich, dass er recht hatte und auch ich Schuld am Scheitern der Beziehung trage. Ich wünsche mir nur, wir hätten das alles schon früher festgestellt.
»Glaubst du, es ist ebenso leicht, sich zu entlieben wie sich zu verlieben?«, frage ich Guy.
»Schon möglich. Liebe ist komisch. Sie kennt weder Regeln noch Logik oder Sinn. Du kannst sie nicht erklären.«
»Okay, dann lass uns jetzt das Dating-Spiel spielen«, sage ich mit gezwungener Heiterkeit. »Welches war dein schrecklichstes Date?«
»Mein schrecklichstes Date? Himmel, davon gab es eine ganze Reihe. Oh, ich weiß! Ich habe mich mit einer Frau getroffen, die sich, milde ausgedrückt, als äußerst aufdringlich und überheblich herausstellte.«
Guy blinkt und will auf die Überholspur wechseln. Seine eine Hand liegt auf dem Lenkrad, in der anderen hält er ein Sandwich mit kaltem Braten.
»Vorsicht! Auto!«, rufe ich.
»Ich weiß. Hab schon gesehen«, antwortet er und gestikuliert in Richtung Rückspiegel.
»Schon gut. Entschuldige.«
Guy schert erfolgreich nach rechts aus.
»Denk an die Höchstgeschwindigkeit. Da vorn kommt ein Blitzer.«
»Aber ich muss ihm auf den Fersen bleiben, Gilly.«
»Entschuldige. Also, zurück zu deinem Date.«
»Sie hat mich durch alle möglichen Nachtclubs geschleppt, bis ich schließlich sagte, ich müsse nach Hause. Ich erklärte ihr, ich hätte ein frühes Meeting, und weißt du, was sie geantwortet hat?«
»Erzähl es mir.«
»Auf wie viel Uhr soll ich denn den Wecker stellen?«
Ich lache.
»Wenn das nicht aufdringlich war! Ich bin ins nächste Taxi gesprungen und geflüchtet. Und wie war dein schlimmstes Date?«
Ich trete mit dem Fuß auf eine imaginäre Bremse in meinem Fußraum.
Guy wirft mir einen verärgerten Blick zu.
»Entschuldige.«
Ich erzähle ihm, ich sei einmal mit einem Mann ausgegangen, der über nichts anderes sprechen konnte als über seinen Porsche.
»Als ich irgendwann aufs Klo musste, hatte ich eine Idee. Da sich mein Interesse an Porsches in Grenzen hält, habe ich das Toilettenfenster geöffnet, bin hinausgeklettert und nicht mehr in das Restaurant zurückgekehrt.«
»Aber Gilly, der arme Mann! Er ist sicher für sein ganzes Leben gezeichnet.«
»Oh, das glaube ich kaum.«
»Und wie war Ed so?«
»Ganz anders als du«, sage ich.
»Wie meinst du das?«
»Schnell!«, rufe ich. »Er biegt ab. Wir
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