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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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wenn sie älter ist, wird sie auf eine besondere Schule gehen«, fährt Mum fort. »Sie wird viel Liebe und Aufmerksamkeit benötigen, und wir ...«
    »Beth, es hat doch keinen Sinn. Sag es ihnen«, drängt Dad.
    Aus Mums Wangen weicht alle Farbe. Sie schüttelt den Kopf. »Nicht jetzt«, sagt sie.
    »Sag es ihnen«, wiederholt er ein wenig sanfter. »Sonst tue ich es.«
    In unserer Küche herrscht tiefstes Schweigen. Ich umklammere Nicholas’ Hand.
    »Also ... der Arzt meinte ... er sagte uns ...« Aber Mum kann nicht weitersprechen. Sie stürzt aus der Küche und rennt die Treppe hinauf.
    Nicholas und ich sehen Dad an. Was könnte noch schlimmer sein als das, was Mum uns schon gesagt hat?

12

    »Ich wüsste gern, ob Ihr Gästezimmer noch frei ist. Wahrscheinlich ist es inzwischen längst vergeben, sollte es allerdings nicht der Fall sein, wäre ich Ihnen dankbar für einen kurzen Anruf. Ich suche spätestens ab Anfang September dringend eine Unterkunft. Herzliche Grüße, Jack Baker.«
    »Als ich mal einen Untermieter hatte, hab ich das ganze Geld dafür ausgegeben, auswärts essen zu gehen«, sagt Guy bei unserer fünften Runde durch den Park.
    Es ist Ende August, und während des letzten Monats sind die regelmäßigen Treffen mit Guy für mich fast so selbstverständlich geworden wie der morgendliche Kaffee. Klammheimlich hat er sich in mein Leben geschlichen. Wir rufen einander nicht an, weil wir noch keine Telefonnummern ausgetauscht haben, und ich weiß auch nicht, wo er wohnt, nur, dass er am Ende unseres Spaziergangs am Fußgängerüberweg links abbiegt, während ich nach rechts gehe. Noch nicht einmal seinen Nachnamen kenne ich. Er ist einfach nur Guy, mein Hundespaziergangsfreund.
    Im August schrumpft die Zahl der Hundespaziergänger, weil Schulferien sind und die Familien in den Urlaub fahren. Das gilt zum Beispiel auch für Sam und Brigitte, während Mari, Ariel, Walter und ich die Stellung halten.
    Guy ist längst zum allgemein akzeptierten Mitglied unserer Gruppe geworden. Gemeinsam diskutieren wir über Politik, Filme, den merkwürdigen Mann, der immer in Maris Laden kommt und nach Tellern fragt, Hundediäten, Hundefriseure und natürlich das Wetter.
    Guy hat mittlerweile schon eine Menge über mich erfahren. Er weiß, dass meine Schwester Megan gestorben ist und meine Mutter mit ihrem zweiten Mann in Australien lebt.
    Das letzte Mal habe ich Mum an Weihnachten gesehen, als sie kam, um bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen. Ob ich sie vermisse, wollte Guy wissen. Ja. Als Ed mich verließ, wurde sie mit einem Mal wieder zu der Mutter, die ich als Kind so geliebt hatte. Sie nahm mich tröstend in die Arme, und es fiel mir schwer, sie wieder gehen zu lassen.
    Ich habe Guy erzählt, dass Mum in Perth lebt und von ihrem jetzigen Mann sozusagen eine zweite Familie geerbt hat: Patrick ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen.
    »Warum besuchst du sie nicht einmal?«, schlug Guy vor.
    »Ich freue mich für sie, dass sie sich ein neues Leben aufgebaut hat«, antwortete ich, »aber mir ist es lieber, sie kommt zu uns. Zu Nicholas, zu mir und ... zu Dad. Ich möchte die andere Familie gar nicht kennenlernen«, habe ich ihm gebeichtet. »Eine genügt mir.«
    Guy hat seinen Job in der Werbung aufgegeben und führt nun einen eigenen Betrieb für Gartenbau und Landschaftsarchitektur, »was nichts anderes heißt, als dass ich ein besserer Gärtner bin«, wie er bescheiden formulierte. »Meine Freunde haben mich auch für verrückt erklärt«, fuhr er fort, als er sah, dass ich grinste. »Sie konnten sich mich nicht vorstellen, wie ich Heckenscheren schwinge.«
    Er hat eine Schwester namens Rachel, die irgendwo auf dem Land lebt. Sie ist Lehrerin und mit einem zwölf Jahre älteren Mann verlobt.
    Wir haben auch über seine Freundin Flora gesprochen. Inzwischen weiß ich, dass ihre Beziehung ziemlich kompliziert ist. Flora befindet sich nicht auf einer normalen Urlaubsreise, sondern wollte die Welt entdecken und kommt erst im November zurück. Sie ist Künstlerin und Berufsfotografin und arbeitet freiberuflich für einige der großen Tageszeitungen, doch ihr Traum ist es, eines Tages eine eigene Kunstgalerie zu leiten.
    Doch warum reist sie allein?, frage ich mich. Fühlt sie sich nicht einsam?
    »Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht«, erklärte Guy auf meine Frage hin. »Im Prinzip war sie auch einverstanden, wollte sich vor einer endgültigen Bindung aber noch eine Auszeit nehmen, um die Welt zu entdecken.

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