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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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kannst unheimlich gut mit Kindern umgehen.«
    Ich nicke und bin glücklich, dass wir endlich einmal Zeit füreinander haben.
    In diesem Augenblick vibriert sein BlackBerry.
    »Das ist Nancy«, sagt er nach einem raschen Blick auf das Display.
    Ich hatte mich also wieder einmal zu früh gefreut. Er nimmt das Gespräch an.
    »Ich bin bald zu Hause, Nance. Gilly und ich, wir essen noch einen Happen. Nein, es wird nicht spät.« Er verdreht die Augen. »Aber du brauchst nicht aufzubleiben.«
    Nachdem er das Gespräch beendet und der Kellner die Teller abgeräumt hat, frage ich ihn, ob ich ihm einen Rat geben dürfe, und er bejaht.
    »Du solltest netter zu ihr sein«, sage ich.
    Er reibt sich die Stirn.
    »Im Ernst. Ich weiß, dass sie nicht immer ganz einfach ist ...«
    »Nicht ganz einfach?«, unterbricht er mich. »Sag doch, dass sie verzogen und anspruchsvoll ist. Aber lass uns lieber nicht darüber reden.«
    Nick will wirklich nie über seine Ehe reden, aber ich kann beim besten Willen nicht mehr so tun, als sähe ich nicht, wie verschlossen er im Lauf des letzten Jahres geworden ist. Mirscheint, dass Nancy und Nick nicht mehr wie ein Team zusammenarbeiten. Auch die Atmosphäre, die bei ihnen zu Hause herrscht, gefällt mir nicht. Man hat nicht mehr den Eindruck, in einem glücklichen Haushalt zu Gast zu sein. Dad findet das übrigens auch. Ich wünschte, Nick würde sich unserem Vater anvertrauen, aber auch Dad redet – wie schon gesagt – nur ungern über persönliche Dinge. Wir drei kriegen es allein irgendwie nicht auf die Reihe. Uns fehlt unsere Mutter.
    »Nick«, sage ich vorsichtig, »auch mich bringt Nancy manchmal zur Weißglut.« Ich mache eine Pause. »Aber ich habe den Eindruck, dass sie einsam ist. Sie langweilt sich. Und du bist nie zu Hause.«
    »Ich muss arbeiten, Gilly.«
    »Das weiß ich doch«, versuche ich, ihn zu besänftigen. »Ich meine doch nur, dass sie dich vielleicht vermisst und ihr vielleicht öfter miteinander reden solltet.«
    »Sie hat sich verändert«, sagt er leise. »Ich weiß nicht mehr, wer sie eigentlich ist.«
    Ich strecke meine Hand aus und streichle über seine Finger.
    »Sie ist deine Frau, und ihr habt zwei süße Töchter.«
    »Lass uns lieber von etwas anderem reden«, sagt er steif und entzieht mir seine Hand.
    »Du wirst Dad von Tag zu Tag ähnlicher«, stelle ich fest. »Sei vorsichtig, Nick.«

19

1986
    Nicholas und ich kommen aus der Schule. Ich kann es kaum erwarten, Mum zu erzählen, dass Anna, Nick und ich in dieser Woche auf dem Spielplatz mit dem Verkauf von Schokoladenplätzchen siebzehn Pfund verdient haben, damit sich Megan in Deutschland einer Stammzellenkur unterziehen kann. Die Plätzchen haben wir am letzten Wochenende selbst gebacken. Anna und ich mussten lachen, als Nick sich Mums geblümte Schürze umband.
    Eine von Mums Freundinnen, deren Kind ebenfalls in Megans Spielgruppe ist, hat erzählt, dass es in Deutschland einen Professor gebe, der eine Behandlung von Megan für möglich hält. Aber diese Stammzellenkur kostet Tausende von Pfund. Also haben die älteren Kinder in der Schule Langstreckenläufe und Kanurennen organisiert, um Geld zu sammeln. Mum ist sehr stolz auf uns und sagt, wir würden eines Tages alle in der Zeitung stehen oder vom Fernsehen interviewt werden, um Megans Geschichte zu erzählen. Dad schweigt dazu. Er ist in letzter Zeit immer auf der Arbeit und fast nie zu Hause.
    Später an diesem Abend verstecken Nick und ich uns in unserem Zimmer, um dem unvermeidlichen Streit zu entrinnen.
    »Du willst es offenbar nicht verstehen!«, schreit Mum. »Wir müssen doch irgendetwas unternehmen.«
    »Aber Beth, wir können es uns nicht leisten«, erwidert Dad. »Wir müssen noch das Haus abbezahlen und ...«
    »Megan ist doch keine Sache, die ihren Preis hat!«
    »Das habe ich auch nie behauptet, und das weißt du auch. Ich liebe Megan.«
    »Dann zeig es ihr. Ach ja, ich habe ganz vergessen, dass du das nicht kannst.«
    »Bitte«, drängt er, »sei doch realistisch. Was wissen wir schon über diese Behandlungsmethode? Du bist so sensibel geworden ...«
    »Was bedeutet sensibel?«, frage ich Nick flüsternd. Das Geschrei macht mir Angst. Aber Nick hört mich nicht, weil er sich die Ohren zuhält.
    »Ich bin nicht ...«
    »Lass mich ausreden ...«
    »Wir müssen das Risiko auf uns nehmen ...«
    »Du reagierst viel zu sensibel«, wiederholt Dad langsam, »und bist bereit, jedem zu glauben, der behauptet, uns helfen zu können. Ist diese

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