Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
die andere!«, ruft sie mir zu.
Ich muss lachen, weil ich mir vorkomme, als würde ich Twister spielen.
»Ach, der ist ja göttlich!«, schwärmt Blaize und deutet auf einen der Leuchter im Schaufenster. »Madge wäre hingerissen. Wie teuer?«
»Fünfeinhalbtausend«, antworte ich aufgeregt.
»Ein echtes Schnäppchen. Würden Sie ihn bitte für mich fotografieren?«
Er schnipst mit den Fingern in meine Richtung. Mari hatte mich bereits vorgewarnt, sodass ich die Kamera griffbereit habe.
Zwei Stunden und fünfzig Fotos später bin ich vollkommen ausgelaugt. Auf Händen und Füßen bin ich im Untergeschoss herumgekrochen, um auch noch genau die richtige rustikale Lampe für Madonnas Château in Frankreich zu suchen, ich stand auf der Leiter, um einen Spiegel abzuhängen, der demnächst Pierce Brosnans Domizil in Aspen zieren soll, und habe für Mari Espresso und für Blaize einen rückstandsfreien Biosaft besorgt. Dabei habe ich natürlich völlig vergessen, dass Guy mich abholen wollte, bis sich die Türklingel bemerkbar macht und er im Laden steht.
»Mari, Süße, was bin ich dir schuldig?«, dröhnt Blaize und schwenkt seine American-Express-Karte.
»Hallo, Guy, darf ich dir Blaize vorstellen?«, keuche ich atemlos und klopfe mir den Staub von dem Kleid.
Guy blickt sich ehrfürchtig in Maris Laden um, in dem wertvolle Objekte so auf kleinen Tischen dekoriert sind, als warteten sie nur darauf, dass ein Unglück geschieht. Blaize hat vier Windlichter, zwei Lampenfüße, einen Spiegel und den Leuchter aus dem Schaufenster gekauft.
»Ich hoffe, Mari lässt dafür einen kleinen Bonus springen«, flüstere ich Guy auf dem Weg in die Innenstadt zu.
*
Unsere Suche nach einem Anzug für die Hochzeit von Guys Schwester Rachel beginnt in der Fulham Road.
Rachel heiratet in vierzehn Tagen und besteht darauf, dass ihr Bruder in einem richtigen Anzug erscheint. Ich beschließe daher, zuerst Eds Lieblingsgeschäft anzusteuern, das von einem kahlköpfigen und äußerst modebewussten Herrn namens Adrian geleitet wird. Ed verglich Adrians Kopf gern mit einer glänzenden weißen Billardkugel. Der Laden ist klein und intim. In ihm wird nur ausgesuchte Herrenausstattung verkauft, angefangen bei gut geschnittenen Anzügen über Hemden und Seidenkrawatten bis hin zu Designer-Boxershorts und Manschettenknöpfen.
Alljährlich zu Weihnachten kaufe ich meinem Vater hier die gleichen dunkelbraunen Kaschmirsocken, aber vielleicht werde ich das nächste Mal ja zur Abwechslung die Farbe wechseln.
»Hallo, Gilly«, begrüßt mich Adrian wie eine lang vermisste Freundin, ehe er den neuen Mann an meiner Seite, der Ed so gar nicht ähnelt, einer eingehenden Betrachtung unterzieht.
Schließlich erkundigt er sich, wie er uns helfen kann.
Ich bitte ihn, Guy für die Hochzeit seiner Schwester angemessen auszustaffieren.
»Das kriegen wir hin, mein Freund«, strahlt Adrian Guy an, wobei sein Goldzahn blinkt und blitzt.
Adrian hält Hemden in den unterschiedlichsten Farben an Guys Brust. Es macht mir Spaß, ihm zu sagen, was ihm steht und was nicht. Guy selbst äußert sich kaum und macht eher den Eindruck, als würde er gefoltert werden. Als ich durch die auf Kleiderbügel hängenden Anzüge stöbere, berührt mich Adrian leicht an der Schulter.
»Was ich da von Edward gehört habe, tut mir wirklich leid für Sie«, sagt er leise.
»Danke.« Ich streiche ihm gerührt über den Arm. »Wie haben Sie davon erfahren?«
»Solche Neuigkeiten sprechen sich immer schnell herum.Aber ganz ehrlich, Gilly: Sie kann Ihnen nicht das Wasser reichen.« Dann flüstert er mir zu: »Ihr neuer Mann gefällt mir wirklich gut. Er passt zu Ihnen.«
»Wissen Sie, Adrian, Guy ist nur ein Freund«, raune ich zurück.
»Das behaupten alle.«
»Sehen Sie Ed noch manchmal?«, frage ich wider besseres Wissen.
»Hm.« Er schürzt die Lippen. »Er war vor einigen Tagen hier. Aber Sie können sicher sein: Nach dem, was er Ihnen angetan hat, bin ich nicht mehr gut auf ihn zu sprechen.«
Ich suche ein stahlblaues Hemd und für den letzten Schliff auch noch eine passende Seidenkrawatte aus, obwohl Guy mich anschaut, als würde ich ihn mit Kakerlaken füttern wollen.
»Jetzt komm schon, es tut bestimmt nicht weh«, versichere ich ihm, als ich seinen Hemdkragen hochklappe. »Was stört dich bloß so daran, dich ein bisschen aufzubrezeln? Und was willst du machen, wenn du selbst bald heiratest?«
»Keine Ahnung. Wir wollen es ohnehin nicht an die große Glocke
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