Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Jugendfreiem führen könnten.
»Hattest du ein schönes Wochenende?«, erkundige ich mich, während ich die Überreste einer Quiche, die dringend gegessen werden muss, zum Aufwärmen in den Backofen schiebe.
»Wochenende? Seither scheint schon wieder eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein.«
Er nimmt eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und setzt sich zu mir ins Wohnzimmer.
Ich blättere in der Programmzeitschrift.
»Und? Was hast du so unternommen?«, frage ich.
»Nicht viel.«
»›Aus nichts kann nichts entstehn: Sprich noch einmal!‹«, zitiere ich meine Chefin Mari, die im neuen Theaterstück König Lear den Goneril spielt. Ich muss nicht nur regelmäßig ihren Text abhören, Mari bestand auch darauf, dass ich mir das Schauspiel noch einmal durchlese.
Er grinst. »Das Kind eines Kumpels hat Geburtstag gefeiert«, berichtet er und verdreht die Augen.
»Es kann ganz schön langweilig sein, wenn Freunde Kinder haben. Versteh mich bitte nicht falsch, ich mag Kinder, aber ...«
»Ich weiß genau, was du meinst«, entgegnet er.
Als Susie mir erzählte, sie sei mit Rose schwanger, habe ich mich zwar für sie gefreut, aber gleichzeitig war mir auch sofort klar, dass sich mit dem Baby unsere Freundschaft verändern würde.
»Einmal auf einer Party«, fahre ich fort und freue mich, dass Jack Single ist und mich versteht, »fand ich mich zwischen zwei Müttern wieder, die darüber diskutierten, in welche Schule sie ihre Kinder schicken wollten. Mit mir redeten sie nur, um mich zwischendurch um die Meerrettichsoße zu bitten.«
Jack lacht. »Da drängt sich doch gleich die Frage auf: Wieso hast du überhaupt zwischen den beiden Frauen gesessen?«
»Weil nie genügend Männer da sind«, sage ich. »Bist du je auf einer Feier gewesen, auf der die Leute ihre Handys herausholen und dir Fotos von ihrem kleinen Oscar und ihrem süßen Nathaniel zeigen?«
»Ganz schön langweilig.« Jack nickt zustimmend.
»Weißt du, was genauso schlimm ist?«, frage ich und bin kaum zu stoppen. »Du bist gerade dabei, deinen Freunden eine Geschichte zu erzählen und kommst just zur alles entscheidenden Pointe, da bekleckert sich der kleine Olly von oben bis unten mit seinem Smarties-Pop-up-Eis ...«
»... oder lässt deine Autoschlüssel in den Teich fallen«, ergänzt Jack.
»Sollte ich je Kinder haben, werde ich sicher nicht anders sein«, muss ich widerstrebend zugeben. »Ich habe Bilder von Ruskin auf meinem Handy und verwende ihn zugleich als Bildschirmschoner.«
»Aber Hunde sind etwas anderes. Ich hätte gern einen Ruskin«, sagt Jack, nimmt Rusk auf den Schoß und streichelt seinen Bauch.
Ruskin windet sich aus seinen Armen und springt auf den Boden.
»Und was hast du sonst noch so am Wochenende gemacht?«, frage ich weiter.
»Hm ... Am Samstagabend war ich im Kino.«
»Was hast du dir angesehen?«
»Keine Ahnung. Der Film war grottenschlecht.«
Informationen aus Jack herauszubekommen ist alles andere als leicht.
»Willst du nichts essen?«, frage ich, als die Uhr des Backofens piept. Ich nehme meine Quiche heraus. »Du musst doch Hunger haben!«, rufe ich aus der Küche. »Willst du etwas mitessen?«
Ich laufe ins Wohnzimmer zurück, greife nach der Fernbedienung und wechsle den Kanal.
»He, nicht! Ich mag Die Tudors «, ruft Jack und will wieder zu der Serie umschalten, die nur aus schwerem, schnellem Atmen, hüpfenden Brüsten und Stöhnen zu bestehen scheint.
Gerade ertönen lustvolle Schreie, als Heinrich VIII. Anne Boleyn im Bett beglückt.
Jack wirft mir einen Blick zu.
»Und wie war dein Tag?«, frage ich über das Keuchen hinweg.
»Ziemlich anstrengend. Das Thema für die nächste Woche lautet Liebeslieder «, berichtet Jack, ohne die Augen vom Bildschirm zu wenden, »aber die Juroren sind sich noch uneinig, wer welchen Song singen soll.«
Mach schon, Heinrich. Zeig es ihr. Anne Boleyn stößt lustvolle Schreie aus, dann ist die Episode endlich vorüber. Noch nie war ich so froh, einen Abspann über den Bildschirm flimmern zu sehen.
Ich werfe Jack die Fernbedienung zu und fordere ihn auf auszusuchen, was wir uns als Nächstes ansehen. Er zappt sich in Höchstgeschwindigkeit durch die Programme und bleibt an einer Sendung hängen, in der eine Frau mit enormem Busen über ihre Vaginalprobleme berichtet und erklärt, warum sie über eine operative Lösung nachdenkt.
»Umschalten!«, fordere ich ihn auf.
»Ach, lass doch.«
»Mir scheint, du machst das absichtlich«, lache ich.
Auf dem
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