Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Bildschirm erscheint eine Nahaufnahme der ... Vagina dieser Dame. Ich weiß beim besten Willen nicht, wo ich hingucken soll, aber Jack scheint den Anblick zu genießen. Man sollte den Hinweis »Für Jugendliche nicht geeignet« erweitern um »Für Untermieter nicht geeignet!«.
Ich widme meine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm. Die Kamera zoomt in die, na, Sie wissen schon.
»Bei sexueller Erregung, vor allem während der Stimulation der Klitoris, wird das Gewebe der Vagina von selbst feucht«, erklärt der Moderator.
»Schalt endlich um!«, rufe ich. »Warum muss die Tussi der ganzen Welt zeigen, wie ihr Dingsda aussieht?«
»Ihre Vagina? Nun bleib mal locker, Gilly. Man könnte fast meinen, dass du so etwas noch nie gesehen hast.«
»Also, dann gucke ich noch lieber Fußball.«
Ich bringe meinen Teller in die Küche.
»Du kannst zurückkommen. Ich habe den Fernseher ausgeschaltet.« Jack steht hinter mir in der Küche. »Was ist denn heute Abend mit dir los?«, fragt er.
»Ich glaube, ich sollte heute wirklich früh ins Bett gehen«, rede ich mich heraus. »Das Wochenende war ziemlich hektisch.« Ich nehme eine Packung Eis aus der Gefriertruhe. »Willst du auch etwas?«, frage ich. »Pfefferminz mit Schokostückchen?«
Jack nimmt mir die Packung aus der Hand. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Plötzlich fühle ich mich wie ein Schulmädchen, das seinem großen Schwarm gegenübersteht.
»Ich will etwas anderes«, raunt er mir zu. »Dich zu einem Drink ausführen.«
Ich zögere, obwohl mir nicht klar ist, warum. Immerhin steht Jack vor mir, der attraktivste Mann, der mir seit vielen Monaten über den Weg gelaufen ist, und bittet mich, mit ihm auszugehen. Was gibt es da noch groß nachzudenken?
»Jetzt komm schon! Nur ein kurzer Absacker«, drängt er, greift nach seiner Lederjacke und geht zur Haustür vor.
Die Sache ist nur: Bei einem kurzen Absacker bleibt es in den meisten Fällen nicht, oder?
*
Ich zeige Jack die Orte der Vergnügungen von Hammersmith. Im einen oder anderen Pub trinken wir ein Glas, und Jack besteht jedes Mal darauf zu zahlen. Er legt scheinbar frisch gedruckte Banknoten aus seiner Lederbörse auf den Tresen und sagt schmeichelnd: »Lass nur, Gilly, heute bin ich dran.«
In einem Pub findet ein Quizabend statt, in einem anderen tritt ein Comedian auf.
Schließlich landen wir in einer schicken Bar am Hammersmith Broadway, in der in den privaten Räumen des oberen Stockwerks ein vierzigster Geburtstag gefeiert wird, der unter dem Motto Chicago steht. Gebannt beobachten wir die Ankunftvon Damen in Netzstrümpfen und mit Federn im Haar und von Herren in paillettenbesetzten Jacketts mit Filzhüten.
Ich entdecke, dass Jack charmanter ist, als ich angenommen hatte, und dass es mir leichtfällt, mich mit ihm zu unterhalten. Er erzählt, er sei nicht auf der Universität gewesen und habe seine ersten Erfahrungen im Arbeitsleben mit neunzehn bei einer Geisterbahn gemacht.
»Ich dachte eigentlich, ich wäre mir zu schade, um als Laufbursche zu arbeiten, aber so kann man sich irren«, sagt er.
Anschließend hat er bei der BBC im Archiv gearbeitet, wo seine Aufgabe darin bestand, nach alten Bändern zu suchen, wenn sie wieder gebraucht wurden.
»Auf Händen und Knien habe ich zwischen diesen großen staubbedeckten Rollen herumgestöbert«, beschreibt er seine Arbeit.
Acht Monate hat er den Job in den Kellerräumen durchgehalten, nebenbei aber jeden Morgen auf die unterschiedlichsten Schreibtische eine Bewerbung mit Lebenslauf in der Hoffnung gelegt, jemand möge seine Talente entdecken. Jack beklagt sich nicht, als er mir das alles erzählt. Von Anfang an war ihm bewusst gewesen, dass man eine harte Lehrzeit braucht, um letztendlich beim Fernsehen Erfolg zu haben. Heute ärgert er sich über eingebildete Mittzwanziger, die mit einem Abschluss in Medienwissenschaften daherkommen und glauben, die Weisheit gepachtet zu haben und gleich zum Chef avancieren zu können.
Jack erhielt seine erste Chance, als er bei einer Verkupplungs-Doku mitarbeiten durfte, für die er in der ganzen Welt herumkam und in Länder wie Thailand, Türkei und Griechenland reisen musste. Die Show wurde im Auftrag eines der großen Privatsender gedreht. Als Produzent musste Jack sicherstellen, dass die Teilnehmer ihre Einverständniserklärungen unterzeichnet hatten.
»Es hört sich vielleicht einfach an, aber im Endeffekt rennst du bei einer Bullenhitze am Strand herum und bemühst
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