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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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aufrichtige Wunsch von Mirjam und Elchanan Gross, Ramat Gan.«
    Die über das findige Ehepaar verhängte Freiheitsstrafe lautete auf acht Jahre Gefängnis, verschärft durch Fasten und hartes Lager an jedem Neujahrstag.
    Für die Zeit von einem Monat vor bis zu einer Woche nach Neujahr wurden alle öffentlichen Briefkästen versiegelt und von Angehörigen einer eigens geschaffenen »WunschkartenMiliz« bewacht. Briefe wurden während dieser Zeit nur auf den Postämtern entgegengenommen, nachdem die befördernde Person sich durch ein amtliches Dokument (Paß, Identitätskarte, Führerschein) ausgewiesen und eine eidesstattliche Erklärung abgegeben hatte, daß die betreffende Postsendung keine wie immer gearteten Glück- oder Erfolgswünsche enthielt. Ertappte Gesetzesübertreter wurden sofort vor ein Schnellgericht gestellt.
    Indessen konnten all diese Maßnahmen nicht verhindern, daß die Glückwunschrate im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent anstieg. Eine Fernseh-Ansprache des Wirtschaftsministers begann mit den Worten:
    »Beinahe ein Drittel unseres Nationalproduktes... «
    Der Bevölkerung hat sich wachsende Empörung bemächtigt. Panzerwagen patrouillieren in den Straßen der größeren Städte. Gerüchte wollen wissen, daß die Regierung ein Dringlichkeitsgesetz erwägt, das die Einführung von drei Schaltjahren hintereinander ohne Neujahrstag vorsieht. Die Situation spitzt sich zu. Es riecht nach Bürgerkrieg. In den Außenbezirken von Tel Aviv sind gelegentlich Schüsse zu hören. Da hat wieder irgend jemand versucht, einem Mitmenschen Glück und Erfolg zu wünschen.

Quiz
    Der Postverkehr hat in der Geschichte des Volkes Israel seit jeher eine bedeutende Rolle gespielt. Denn das Volk Israel lebte die längste Zeit in der Diaspora, und für die zerstreuten Stämme war es lebenswichtig, untereinander Kontakt zu halten. Kein Wunder, daß eine Welle der Begeisterung durch die israelische Öffentlichkeit ging, als das Postministerium in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultur und Unterricht einen Nationalen Telefon-Quiz ankündigte.
    Im ganzen Land wurden Ausscheidungskämpfe abgehalten, aus denen schließlich vier Finalisten hervorgingen. Sie versammelten sich für den Endkampf in der Großen Volkshalle zu Jerusalem. Der Rundfunk hatte seine besten Sprecher aufgeboten, um über den Verlauf des Abends zu berichten, und die Bevölkerung, soweit sie nicht an Ort und Stelle dabei sein konnte, versammelte sich in ihren Häusern vor den Empfangsapparaten, die Telefonbücher griffbereit zur Hand.
    Auf der Bühne saßen die vier Kandidaten und boten sich den bewundernden Blicken des Publikums dar. Jedermann im Zuschauerraum wußte, welches ungeheure Ausmaß von Wissen, Intelligenz und Orientierungsvermögen diese vier so weit gebracht hatte, jedermann kannte ihre Namen. Da war Towah, Telefonistin in der Fernamtzentrale und Liebling des Publikums, Ing. Glanz, der Computer-Fachmann, Prof. Dr. Birnbaum von der Forschungsstelle für Elektronengehirne und der Dichter Tola'at-Shani, Abkömmling einer langen Reihe von Schachspielern.
    Auch ich befand mich in der Menge, um einen Blick auf die Helden der Nation zu werfen. Es herrschte ebenso festliche wie gespannte Stimmung, selbst einige Mitglieder des diplomatischen Corps konnten ihre fieberhafte Erwartung nicht verbergen. Der Minister für Post- und Verkehrswesen eröffnete den Abend mit einer kurzen Ansprache von hohem Niveau:
    »Zum ersten Mal seit zweitausend Jahren halten freie Juden
    einen Telefonquiz in ihrer eigenen Volkshalle ab«, begann er und kam sodann auf den historischen Hintergrund des Ereignisses zu sprechen, schilderte die Anfänge des Postwesens von der Taube Noahs und den Engeln Abrahams bis hin zu der erregenden Überlegung, was mit den persischen Juden geschehen wäre, wenn der böse Haman, Gott behüte, für seine Anordnungen zur Vernichtung der Kinder Israels das Telefon zur Verfügung gehabt hätte statt langsamer Boten zu Pferd oder Kamel...
    Im vergangenen Jahr hatte der Quiz auf internationaler Basis und in Anwesenheit zahlreicher Auslandskorrespondenten stattgefunden, weshalb sich die Jury gezwungen sah, auch Fragen von minderer Wichtigkeit zuzulassen: Wer das Telefon erfunden hatte, wie eine Schaltstelle funktioniert, wo das erste transatlantische Kabel gelegt wurde und dergleichen Unerheblichkeiten mehr. Demgegenüber war die heutige Konkurrenz streng regionalen Problemen gewidmet und konzentrierte sich auf wirklich Wesentliches,

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