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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sind, enthalten nichts dergleichen. Hingegen schreiben sie ein Entgelt für Personen vor, die zu Bewachungszwecken angestellt sind, also die Funktionen eines Wachhundes ausüben. Wir werden daher gegen Herrn Obernik Anzeige erstatten, weil er keine amtliche Bewilligung zum Halten eines Wachhundes beziehungsweise einer Wachperson besitzt.«
    Die Anzeige wurde erstattet. Sicherheitshalber fügte der gewiegte Jurist noch hinzu, daß Herr Obernik keine
    Hundesteuer für sich bezahlte, und verlangte die sofortige Verhaftung des Säumigen wegen gemeingefährlicher Steuerhinterziehung.
    Die Reaktion der Behörde war niederschmetternd: Herr Obernik hatte nicht nur die vorgeschriebene Bewilligung eingeholt, sondern auf ein Jahr im voraus die Hundesteuer für sich bezahlt.
    Aristobulos bellte immer lauter, immer unablässiger, immer durchdringender. Die Schlacht hatte ihr entscheidendes Stadium erreicht.
    In einem letzten verzweifelten Gegenangriff verständigte Samuel Meyer das Gesundheitsministerium, daß sein Nachbar Aristobulos an Tollwut litte und im wohlverstandenen Interesse der Öffentlichkeit raschest vertilgt werden müßte.
    Das Ministerium entsandte einen Tierarzt, der Herrn Obernik nach sorgfältiger Untersuchung ein amtliches Gesundheitszeugnis ausstellte. Die Kostenrechnung ging an Samuel Meyer. Sie war beträchtlich.
    Obernik hatte gesiegt. Am nächsten Monatsersten zog Meyer samt Familie aus.
    »Recht geschieht ihm«, sagte Frau Krassnitzer. »Warum hat er nicht zurückgebellt?«

Erholung im Kibbuz
    Alljährlich, wenn der Frühling kommt und das Pessachfest bevorsteht, wird mir klar, daß es keine Rettung vor den Mazzes gibt - außer im Kibbuz. Ehefrauen und Zahnärzte empfehlen den Kibbuz als ideale Erholung von den täglichen Bröseln, als einzigen Ort, wo es dem geplagten Städter vergönnt ist, am Busen der Natur zu ruhen, Milch aus einwandfreier Quelle zu beziehen und in Schlomohs Arme zu fallen. Schlomoh ist irgendwie verwandt mit mir, ein Gliedcousin oder etwas ähnliches, aber auch wenn er nicht mit mir verwandt wäre, würde ich ihn zu Pessach besuchen. Er hat mich nicht besonders gern, wahrscheinlich deshalb, weil ich immer dann auftauche, wenn der Kibbuz von Verwandten, Bekannten, Freunden und sonstigen Gästen der Kibbuzniks überfüllt ist. Um die Wahrheit zu sagen: Auch ich kann Schlomoh nicht leiden, und manchmal frage ich mich, wie ein solcher Mensch überhaupt in unsere Familie gekommen ist.
    Heuer, wie schon angedeutet, besuchte ich Schlomoh abermals zu Pessach im Kibbuz. Ich fand ihn in der Küche hinter einer Säule von schmutzigen Tellern und wurde von ihm mit herzlichem Widerwillen begrüßt:
    »Tut mir leid - ich habe noch hier zu tun. Schau dir inzwischen die Farm an. Wir haben ein neues Kalb bekommen.«
    Das interessierte mich sehr, denn mir geht nichts über ein zartes Schnitzel.
    Auf dem Weg zu den Stallungen traf ich einen von Schlomohs Freunden.
    »Ist es nicht zu heiß zum Herumlaufen?« fragte er.
    »Warum nimmst du dir nicht einen Esel und reitest ein wenig?«
    »Genosse«, antwortete ich, »ich bin ein Intellektueller.«
    »Macht nichts. Wir haben ein paar sehr sanfte Esel. Der dort, mit dem weißen Fleck auf der Stirne...«
    Und schon rief er den in unserer nächsten Nähe grasenden Meister Langohr heran:
    »He, Tzuki! Komm her, Tzuki! He! Schön herkommen, Tzuki! Rock-rock-rock...!«
    Ich wollte wissen, was Rock-rock-rock zu bedeuten hatte.
    »Es ist ein Lockruf, den die Esel gerne hören. Sie reagieren sofort. He, Tzuki! Rock-rock-rock! Also komm schon, Tzuki! He! Na so komm doch! Tzuki! Rock-rock-rock...!«
    Tzuki stand unbeweglich und glotzte uns an. Nach einer Weile drehte er sich zur Seite und verzehrte einige Disteln.
    »Ich hab's eilig«, sagte Schlomohs Freund. »Du kannst ruhig auf ihm reiten. Ist ja nicht schwer.«
    Er gab mir noch rasch ein paar Tips, wie ich aufsteigen und den Esel behandeln sollte. Als Zurufe empfahl er »Hopp!« fürs Traben, »Woah!« zur Beschleunigung, »Ho!« zum Bremsen und »Brrr!« zum Stehenbleiben. Dann brach er von einem Strauch eine Reitgerte für mich ab und entfernte sich in die pastorale Kulisse.
    Ich empfand seine Anweisungen als überflüssig. Kraft meiner Intelligenz wußte ich mit Tieren mindestens ebenso gut umzugehen wie diese primitiven Kibbuzniks. Ruhig und gelassen, ohne jedes He oder Hopp, trat ich an Tzuki heran und ergriff den Strick, den er um den Hals trug.
    »Rock«, sagte ich, »Rock, rock und nochmals rock.«
    Das

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