Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
Möglichkeiten, Menschen hier in der Gegend zu helfen. Deshalb hat er seine Stiftung ja auch hier gegründet, und deshalb werde ich nach dem Examen dort arbeiten. Um Probleme vor Ort zu beseitigen. Wusstet ihr, dass es in unserem Staat immer noch Häuser mit Außenklos gibt? Könnt ihr euch das vorstellen? Keine Toilette im Haus? Um solche Probleme müssen wir uns kümmern.«
»Äh, warte mal«, sagte Drew. »Jetzt bin ich verwirrt.« Sie stammte aus Pittsburgh, und sie war fast exakt so angezogen wie Mary-Kate, bis hin zu Hut und Stiefeln. »Heißt das, die Stiftung deines Vaters baut Badezimmer?«
Mary-Kates wohlgeformte Augenbrauen bildeten ein V. »Wovon redest du?«
»Die Stiftung von deinem Vater. Du hast gesagt, sie baut Badezimmer.«
Mary-Kate legte den Kopf schief und musterte Drew, als sei sie ein mentaler Zwerg. »Sie stellt bedürftigen Kindern Stipendien zur Verfügung. Wie um alles in der Welt kommst du auf die Idee, dass sie Badezimmer baut?«
Ach, ich weiß auch nicht, dachte Sophia insgeheim grinsend. Vielleicht, weil du von Außenklos gesprochen hast? Und es bei dir genauso klang? Aber sie sagte nichts, denn sie wusste, dass Mary-Kate kein Verständnis für den Witz hätte. Wenn es um ihre Zukunftspläne ging, fehlte Mary- Kate jeglicher Sinn für Humor. Die Zukunft war eine ernste Angelegenheit.
»Aber ich dachte, du würdest Nachrichtensprecherin«, sagte Brittany. »Letzte Woche hast du uns von deinem Stellenangebot erzählt.«
Mary-Kate warf die Haare zurück. »Das wird nichts.«
»Warum denn nicht?«
»Es ging um die Morgennachrichten. In Owensboro, Kentucky.«
»Und?«, fragte eine der jüngeren Schwestern sichtlich verdutzt.
»Hallo? Owensboro? Schon mal von Owensboro ge hört?«
»Nein.« Die jungen Frauen wechselten eingeschüchterte Blicke.
»Eben«, erklärte Mary-Kate. »Ich ziehe doch nicht nach Owensboro, Kentucky. Das findet man ja auf keiner Land karte. Und ich stehe nicht um vier Uhr morgens auf. Außerdem, wie gesagt, ich möchte etwas verändern. Es gibt viele Menschen rings um uns, die Hilfe brauchen. Ich denke da schon lange drüber nach. Mein Daddy sagt ...«
Sophia hörte nicht mehr zu. Sie stand auf und ließ den Blick auf der Suche nach Marcia über die Menge schweifen. Es war wirklich irrsinnig voll in der Scheune, und es wurde immer noch voller. Sophia quetschte sich an ein paar Kommilitoninnen und deren Männerbekanntschaften vorbei und hielt Ausschau nach Marcias schwarzem Cowboyhut. Was hoffnungslos war. Es wimmelte nur so von schwarzen Cowboyhüten. Sie versuchte, sich an die Farbe von Ashleys Hut zu erinnern. Beige, oder? Damit konnte sie die Auswahl so weit einschränken, dass sie ihre Freundinnen schließlich entdeckte. Sie schlug gerade ihre Richtung ein und drängte sich an mehreren Gruppen vorbei, als sie aus dem Augenwinkel etwas bemerkte.
Besser gesagt, jemanden .
Sie blieb stehen und reckte sich, um eine bessere Sicht zu haben. Ihr war plötzlich beklommen zumute, doch sie redete sich ein, dass sie sich geirrt hatte, dass sie Halluzinationen hatte.
Sophia versuchte, das flaue Gefühl im Magen nicht zu beachten, während sie die Gesichter in der wogenden Menge absuchte. Er ist nicht hier, beschwichtigte sie sich selbst, aber genau in dem Moment sah sie ihn wieder. Flankiert von zwei Freunden stolzierte er durch das Gedränge.
Brian.
Sophia erstarrte und beobachtete die drei dabei, wie sie auf einen freien Tisch zusteuerten. Brian bahnte sich grob seinen Weg, wie er es auch auf dem Lacrosse-Feld tat. Einige Sekunden lang konnte sie es nicht fassen. Das Einzige, was ihr durch den Kopf ging, war: Im Ernst? Hierher bist du mir auch gefolgt?
Sie spürte, dass ihre Wangen rot wurden. Sie war mit ihren Freundinnen hier, weit entfernt vom Campus ... was dachte er sich dabei? Sie hatte ihm doch eindeutig klargemacht, dass sie ihn nicht sehen wollte. Sie hatte ihm unmissverständlich erklärt, dass sie nicht mit ihm reden wollte. Am liebsten wäre sie zu ihm marschiert und hätte ihm noch einmal mitten ins Gesicht gesagt, dass es vorbei war.
Aber das würde nichts ändern. Marcia hatte recht. Brian glaubte, wenn er nur mit ihr reden könnte, würde sie es sich anders überlegen. Weil er glaubte, dass er nur seinen Charme spielen lassen und sich kleinlaut geben musste, um unwiderstehlich zu sein. Immerhin hatte sie ihm ja früher auch verziehen. Warum nicht noch einmal?
Sie drehte sich um und arbeitete sich zu Marcia vor. Im Stillen dankte sie
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