Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
allein im Aufenthaltsraum waren. Im Gegenteil, es war sogar voller als üblich, auch wenn eine unheimliche Stille herrschte. Drei männliche Studenten in Cargo-Shorts, Polohemden und Segelschuhen starrten Luke genauso mit offenem Mund an wie Mary-Kate, die auf einer Couch saß. Dasselbe galt für Jenny, Drew und Brittany. Vier oder fünf weitere Hausbewohnerinnen saßen dicht zusammen in der hinteren Zimmerecke und betrachteten den Fremden mit ratlosen Mienen.
Doch Luke ließ sich von den durchdringenden Blicken offenbar nicht stören. In entspannter Haltung hörte er Marcia zu, die wild mit den Händen gestikulierte. Als er Sophia bemerkte, verzog er den Mund zu einem Lächeln.
Sophia holte tief Luft und trat näher. Mit einem Schlag wandte sich die gesamte Aufmerksamkeit ihr zu. Jenny beugte sich zu Drew, und Brittany und flüsterte etwas. Obwohl alle von ihrer Trennung von Brian wussten, hatte natürlich keiner bisher etwas von Luke gehört, und Sophia fragte sich, wann Brian wohl von der Sache erfahren würde. Solche Dinge sprachen sich zwischen den Wohnheimen schnell herum. Garantiert würden die ersten Handys gezückt, ehe sie und Luke überhaupt im Wagen saßen.
Was bedeutete, dass Brian bald Bescheid wusste, und es wäre für ihn sicher nicht schwer zu erraten, dass es sich um denselben Cowboy handelte, der ihn am vergangenen Wochenende gedemütigt hatte. Davon würden weder er noch seine Verbindungsbrüder begeistert sein. Und je nach dem, wie viel sie schon getrunken hatten – donnerstags fin gen alle früh an –, könnten sie auf die Idee kommen, sich zu rächen. Plötzlich wurde Sophia mulmig zumute, und sie ver stand gar nicht, warum sie nicht früher daran gedacht hatte.
»Hallo«, sagte sie, krampfhaft bemüht, ihre Nervosität nicht zu zeigen.
Lukes Lächeln wurde breiter. »Du siehst großartig aus.«
»Danke«, murmelte Sophia.
»Ich mag ihn«, meldete sich Marcia zu Wort.
Luke sah sie erschrocken an und wandte sich dann wieder an Sophia. »Wie du siehst, habe ich deine Mitbewohnerin kennengelernt.«
»Ich hab versucht rauszukriegen, ob er Freunde hat, die noch zu haben sind«, gestand Marcia.
»Und?«
»Er hat gesagt, er sieht mal, was sich machen lässt.«
Sophia deutete mit dem Kopf zur Tür. »Können wir los?«
Marcia schüttelte den Kopf. »Aber nein, bitte noch nicht. Er ist doch gerade erst gekommen.«
Sophia sah Marcia durchdringend an, sie hoffte, ihre Freundin würde den Wink verstehen. »Das geht leider nicht.«
Marcia ließ jedoch nicht locker. »Ach, kommt schon. Lasst uns erst was trinken. Es ist Donnerstagabend! Ich will etwas übers Bullenreiten hören.«
Seitlich von Sophia setzte Mary-Kate eine verkniffene Miene auf. Zweifellos hatte Brian am vergangenen Samstag jedem am Tisch die Story aufgetischt, wie eine Bande Cowboys über ihn hergefallen war. Brian und Mary-Kate waren schon immer befreundet gewesen, und als Mary-Kate jetzt nach ihrem Handy griff, aufstand und aus dem Raum ging, rechnete Sophia mit dem Schlimmsten und zögerte nicht länger.
»Wir können nicht bleiben. Wir haben einen Tisch reserviert«, sagte sie bestimmt.
»Was?« Marcia blinzelte. »Das hast du mir gar nicht erzählt. Wo denn?«
Auf die Schnelle fiel Sophia nichts ein. Sie spürte, dass Luke sie musterte, dann räusperte er sich. »Im Fabian«, verkündete er.
Marcias Blick schnellte von einem zum anderen. »Die haben doch sicher nichts dagegen, wenn ihr ein paar Minuten später kommt.«
»Dummerweise sind wir jetzt schon spät dran«, sagte Luke. Und dann zu Sophia: »Hast du alles?«
Sophia war zutiefst erleichtert und schob die Handtasche auf der Schulter hoch. »Ich bin fertig.«
Sanft nahm Luke sie am Ellbogen und führte sie zur Tür.
»Hat mich gefreut, Marcia.«
»Mich auch«, gab sie verdutzt zurück.
Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, hörte Sophia drinnen aufgeregtes Schnattern ausbrechen. Falls Luke es auch bemerkte, schenkte er ihm keine Aufmerksamkeit. Er brachte sie zu seinem Wagen und öffnete die Tür, dann lief er auf die Fahrerseite. Sophia entdeckte eine Reihe gespann ter Gesichter – einschließlich Marcias – an den Fenstern des Aufenthaltsraums. Sie schwankte noch, ob sie ihnen zuwinken oder sie einfach ignorieren sollte, als Luke einstieg und die Tür zuschlug.
»Ich nehme an, du hast sie neugierig gemacht«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Um mich geht es nicht.«
»Ach so, verstehe. Es ist, weil ich dünn bin, stimmt’s?«
Sie
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