Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
lachte, und im selben Moment stellte sie fest, dass es sie nicht mehr interessierte, was die anderen über sie dachten oder sagten. »Danke, dass du gerade mitgespielt hast.«
»Was ist denn los?«
Sie erzählte ihm von ihren Bedenken wegen Brian und ihrem Verdacht gegenüber Mary-Kate.
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, erwiderte er. »Du hattest ja gesagt, er beobachtet dich. Also hab ich halb damit gerechnet, dass er jeden Moment zur Tür reinstürmt.«
»Und du bist trotzdem gekommen?«
»Musste ich ja.« Er zuckte die Achseln. »Du hast mich schließlich gebeten.«
Sie lehnte sich an die Kopfstütze. Ihr gefiel, wie er reagierte. »Tut mir leid, dass ich dir heute Abend den Campus nicht zeigen kann.«
»Macht nichts.«
»Ein anderes Mal«, versprach sie. »Wenn Brian nicht weiß, dass du hier bist, meine ich. Dann zeige ich dir die ganzen coolen Orte.«
»Abgemacht.«
Von Nahem hatten seine Augen ein klares, ungetrübtes Blau. Sophia zupfte sich einen eingebildeten Fussel von der Jeans. »Was möchtest du unternehmen?«
Er dachte kurz nach. »Hast du Hunger?«
»Ein bisschen«, gab sie zu.
»Sollen wir wirklich ins Fabian fahren? Ich bin mir nicht sicher, ob wir einen Tisch bekommen, weil wir nicht reser viert haben. Aber versuchen können wir es.«
Sie überlegte, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, heute nicht. Fahren wir lieber irgendwohin, wo nicht so viel los ist. Wie wäre es mit Sushi?«
Er antwortete nicht sofort. »In Ordnung«, sagte er schließlich.
Sie musterte ihn. »Hast du schon mal Sushi gegessen?«
»Ich mag ja auf einer Ranch wohnen, aber ab und zu verlasse ich sie auch.«
Und?, dachte sie. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
Er spielte erst mit dem Schlüssel herum, bevor er ihn ins Zündschloss steckte. »Nein«, räumte er ein. »Ich hab noch nie Sushi gegessen.«
Sophia musste lachen.
S ie dirigierte ihn zum Sakura Japanese Restaurant. Drinnen waren die meisten Tische und auch die Sushi Bar besetzt. Während sie darauf warteten, zu einem freien Platz gebracht zu werden, sah sich Sophia um. Sie hoffte inständig, niemanden zu treffen, den sie kannte. Es war zwar nicht die Art von Lokal, die regelmäßig von Studenten besucht wurde – deren Lieblingsessen waren nach wie vor Burger und Pizza –, aber gänzlich unbekannt war das Sakura auch nicht. Sophia war gelegentlich mit Marcia hier gewesen, und obwohl sie auf den ersten Blick niemanden erkannte, bat sie um einen Tisch draußen auf der Terrasse.
Heizpilze glühten in den Ecken und milderten die kühle Abendluft wie eine warme Decke. Außer ihrem war nur ein Tisch besetzt, an dem ein Pärchen gerade zu Ende aß, und es war angenehm still. Das weiche gelbe Licht der japanischen Laternen über ihren Köpfen schuf eine romantische Atmosphäre.
Als sie sich gesetzt hatten, beugte sich Sophia zu Luke vor. »Wie findest du Marcia?«
»Deine Mitbewohnerin? Nett, würde ich sagen. Allerdings ein bisschen anhänglich.«
Sie legte den Kopf schief. »Du meinst, weil sie uns nicht gehen lassen wollte?«
»Nein, ich meine, sie hing beim Sprechen ständig an mei nem Arm.«
Sophia winkte ab. »Das ist ihre Art. So ist sie bei jedem Mann. Sie muss immer flirten.«
»Weißt du, was sie als Allererstes zu mir gesagt hat? Noch bevor ich ins Haus gekommen bin?«
»Ich traue mich nicht zu fragen.«
»Sie hat gesagt: ›Ich höre, du hast meine beste Freundin geküsst.‹«
Überrascht mich nicht, dachte Sophia. »Das ist typisch Marcia. Sie sagt einfach, was sie denkt. Ungefiltert.«
»Aber du magst sie.«
»Ja, ich mag sie. Sie hat mich sozusagen unter ihre Fittiche genommen, als ich es brauchte. Sie hält mich für ein bisschen ... naiv.«
»Hat sie recht?«
»In gewisser Hinsicht schon«, räumte Sophia ein.
Sie nahm sich ein Paar Essstäbchen und brach sie auseinander. »Bevor ich aufs College kam, hatte ich noch nie einen Freund gehabt. In der Schule war ich ein bisschen verklemmt, und durch die Arbeit hatte ich nicht viel Zeit für Partys und so. Ich wusste natürlich, was die anderen am Wochenende machten. Mir war klar, dass es in der Schule Drogen gab und Sex und alles, aber hauptsächlich durch Gerüchte und Getuschel. Ich war nie tatsächlich dabei. Während meines ersten Semesters am College war ich entsetzt, wie offen die anderen mit allem umgingen. Im Wohnheim hörte ich die Mädels über Typen reden, mit denen sie was hatten, obwohl sie sie kaum kannten, und ich war mir nicht mal
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