Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
normalen Futter. Als sie damit fertig waren, ging bereits der Mond auf, rund und milchig weiß, und die ersten Sterne waren zu sehen.
    »Ich glaube, ich hätte Lust auf ein Bad, bevor wir essen«, sagte Sophia.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich vorher kurz unter die Dusche hüpfe?«
    »Wenn du nicht das ganze heiße Wasser aufbrauchst.«
    »Ich beeile mich. Versprochen.«
    Also überließ Sophia das Badezimmer Luke, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Darin standen eine Flasche Chardonnay und ein Sechserpack Sierra Nevada Pale Ale. Sie überlegte kurz, was sie trinken wollte, und ging dann auf die Suche nach einem Korkenzieher.
    Weingläser gab es im Schrank nicht, sie fand nur ein Marmeladenglas. Das musste reichen. Mit geübtem Griff öffnete sie die Flasche und goss sich etwas ein.
    Als sie den Chardonnay im Glas schwenkte, fühlte sie sich fast wie ein Kind, das Erwachsener spielt. Eigentlich ging ihr das oft so, obwohl sie bald ihr Examen ma chen würde. Zum Beispiel hatte sie noch nie eine Wohnung gemietet. Noch nie hatte sie für jemand anderen als ihre Eltern gearbeitet. Nie hatte sie eine Stromrechnung bezahlen müssen. Das Leben im College war nicht das echte Leben. Es war eine Fantasiewelt, das wusste Sophia, etwas vollkommen anderes als die Welt, der sie sich in ein paar Monaten stellen musste.
    So lustig die letzten Jahre gewesen waren, manchmal konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass ihr Leben in dieser Zeit auf Eis gelegen hatte. Erst durch Luke war ihr bewusst geworden, wie wenig sie wirklich auf dem College gelernt hatte.
    Denn Luke wirkte wie ein Erwachsener. Er hatte keine höhere Schulbildung, aber er verstand das echte Leben: Menschen und Beziehungen und Arbeit. Er war im Bullenreiten schon einmal einer der Besten der Welt gewesen, und sie zweifelte nicht daran, dass er das wieder erreichen würde. Er konnte alles reparieren, er hatte sich selbst ein Haus gebaut. Er hatte bereits viele Dinge im Leben gemeistert, und im Moment konnte sich Sophia noch nicht vor stellen, im Laufe der nächsten drei Jahre das Gleiche von sich behaupten zu dürfen, gleichgültig, in welchem Bereich. Wer wusste schon, ob sie jemals eine Stelle in ihrem Fachgebiet fände, eine, die tatsächlich Geld einbrachte.
    Sie wusste nur, dass sie bei Luke das Gefühl hatte, endlich wirklich irgendwie voranzukommen. Denn was auch immer zwischen ihnen war, es war in der richtigen Welt verankert, nicht in der Traumblase des College-Lebens. Luke war echter als jeder andere Mensch, dem sie bisher begegnet war.
    Mit einem Gurgeln in den Rohren wurde das Wasser abgestellt, was sie aus ihren Gedanken riss. Mit dem Marmeladenglas voller Wein in der Hand schlenderte sie durch die Hütte. Die zum Wohnzimmer hin offene Küche war klein und funktional, die Einrichtung einfach. Von der Arbeitsfläche blätterte der Lack ab, und im Spülbecken waren Rostspuren, aber es roch nach Putzmitteln. Der Fußboden war frisch gefegt, die Oberflächen waren staubfrei.
    Das kleine Wohnzimmer mit den ausgetretenen Kieferndielen und den mit Zedernholz verkleideten Wänden bot gerade genug Platz für ein abgewetztes kariertes Sofa und zwei Schaukelstühle. Blaue Vorhänge rahmten die Fenster ei n, und in der Ecke stand eine Stehlampe. Als Sophia sie anknipste, stellte sie fest, dass sie nicht heller war als die einzelne Glühbirne in der Küche. Was die Kerzen und Streichhölzer auf dem Couchtisch erklärte. Auf einem Re galbrett gegenüber dem Fenster befanden sich eine ge mischte Auswahl an Büchern, die vermutlich von anderen Gästen zurückgelassen worden waren, ein paar Jagdköder – Enten – und ein ausgestopftes Eichhörnchen. In der Mitte stand ein kleiner Fernseher mit Zimmerantenne. Sicher empfing er nur einen oder zwei Sender.
    Erneut hörte sie Wasser rauschen. Die Badezimmertür öffnete sich quietschend, und Luke kam sauber in Jeans und einem weißen Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln heraus. Er war barfuß, und seine nassen Haare sahen aus, als habe er sie nur mit den Fingern gekämmt. Sophia bemerkte eine kleine weiße Narbe auf seiner Wange, die ihr bisher nicht aufgefallen war.
    »Das Badezimmer gehört dir«, sagte er. »Ich hab schon das Wasser für dich angestellt.«
    »Danke.« Sie küsste ihn flüchtig im Vorbeigehen. »Ich brauche ungefähr eine halbe Stunde.«
    »Lass dir Zeit. Ich muss mich sowieso ums Essen kümmern.«
    »Noch eine Spezialität?«, rief sie aus dem Schlafzimmer, wo sie ihre Reisetasche

Weitere Kostenlose Bücher