(K)ein Rockstar für eine Nacht: Wenn Fanliebe weiter geht... (German Edition)
Meine Finger zitterten, sobald diese über der Wahltaste schwebten. „Verdammt!“, fluchte ich. Ihn anzurufen wäre genau so gewesen, als hätte ich ihm eine gescheuert, was ich aber nicht wollte. Entschlossen suchte ich auf der Stadtkarte nach der Straße, in welcher er wohnen wollte. Den stalkenden Illusion-Fan sei Dank, war schnell bekannt geworden, wo Ville lebte. Na toll, er lebte am anderen Ende Helsinkis. Ergeben verdrehte ich die Augen und rief mir ein Taxi, da knapp zehn Kilometer Fußmarsch für meine Verhältnisse und meinen Gemütszustand zu viel gewesen wäre. Mitten auf dem Weg hätte ich mich sicher noch umentschieden. Mit einem Taxi war mir einfach nicht soviel Zeit geblieben darüber nachzudenken, ob die Entscheidung Ville einen Besuch abzustatten richtig wäre.
Hier habe ich nun gestanden, in diesem Nobelviertel. Fast jedes Haus glich dem anderen und war modern geschnitten. Unsicher lief ich die Straße hinab, da ich mir nicht ganz im Klaren war, welche Hausnummer Ville hatte. Ich erkannte zumindest den Turm, in welchem ein anderer berühmter finnischer Rockstar lebte und zufälligerweise auch Ville hieß. Welch eine Ironie. Mir war eingefallen, dass Ville Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Turms liegen musste, und eilte schnell herüber, während die Rollen meines Koffers laut ratterten und krachten, da sie aus Kunststoff bestanden. „Kann ich dir helfen?“, sprach mich jemand von der Seite an, welcher eben aus einem Taxi gestiegen war. Seine Stimme war sogar einen ticken dunkler als Villes. Ich blickte in dessen Richtung und irgendwie erinnerte mich dieser schlanke, fast schon dürre Mann an jemanden, aber an wen? „Ich suche Ville Lenjos Haus! Ich heiße…“, gab mir dieser jung aussehende Mann keine Chance mich auszusprechen und fiel mir fragend ins Wort: „Du bist Susanna! Ville hat mir bereits viel von dir erzählt!“ „Ihr kennt euch?“, war ich baff, worauf er frech grinste und auf den Turm gegenüber deutete „Wir sind direkte Nachbarn!“ „Oh, shit! Du bist ja…“, stockte mir der Atem, worauf er laut lachte „Erwischt! Villes Haus ist das hier!“, deutete er auf das haus, vor welchem ich gestanden hatte. „Hab Dank!“, verabschiedete ich mich von ihm mit einem herzlichen Lachen und wandte somit meinen Blick zu Villes Haus. Der junge Mann ließ mich schweigend alleine.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort vor dem Haus gestanden hatte und es nur anstarrte. Mich trennten nur wenige Meter von dem Mann, welchem ich so verdammt wehgetan hatte. Langsam quälte ich mich bis zu der weiß lackierten Haustür, welche lediglich eine winzige runde Scheibe aus Musterglas, auf Kopfhöhe eingelassen hatte.
Ich atmete tief durch und schaffte es doch mich dazu aufzuraffen, die Türklingel herunter zu drücken. Es summte, doch konnte ich nichts hören, nicht einmal Schritte. Ich fragte mich, ob er überhaupt da war. Sollten mein Weg und die Überwindung umsonst gewesen sein? „Ich hätte doch fliegen sollen!“, murrte ich, doch einfach so aufgeben wollte ich nicht und klingelte ein erneutes mal. Wieder nichts! Ich versuchte es ein weiteres Mal. Nichts! „Oh bitte Ville, sei doch da!“, flehte ich durch die geschlossene Tür, doch erhielt mein Flehen kein Gehör. Selbst mein Versuch ihn auf dem Handy zu erreichen scheiterte. Verzweifelt ließ ich mich auf die wenigen Stufen sinken, welche zu der Haustür führten. „Was mache ich jetzt?“, kamen mir fast schon wieder die Tränen und vergrub mein Gesicht hinter meinen angewinkelten Knien. Meine Hände faltete ich über meinen Kopf zusammen und flehte Gott darum mir wenigstens dieses eine Mal ein Wunder zu schenken. Oh ja, ich vergaß, Gott war ein Sadist. Er liebte es, mich zu quälen. Ich verharrte fünf geschlagene Stunden versuchte immer wieder Ville zu erreichen, doch irgendwann versagte der Akku meines Handys. „Ja klasse, danke!“ Nach weiteren zwei Stunden gab ich es auf und stand auf, doch leider nicht schmerzfrei, da meine Beine vom langen Sitzen eingeschlafen waren. Die ersten Schritte zurück auf den Gehsteig bewältigte ich humpelnd, doch in dem Moment, in welchem ich über die Straße laufen wollte, vernahm ich eine mir vertraute Stimme. „Mika!“, war ich über alle Maßen erleichtert Villes Vater auf mich zukommen zu sehen und lief ihm entgegen. „Susanna, schön dich zu sehen!“, nahm er mich vor Freude strahlend in die Arme. „Mein Gott, Kind bist du kalte!“, stellte er entsetzt fest, da
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